Der Ringplanet versteckt sich -

 die Saturnbedeckung vom 3. November 2001

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Außerdem kommen weitere Bilder in hoher Auflösung hinzu.

Erscheinungstermin der neuen Seite: 01. März 2004


Verwendete Foto- und Beobachtungstechnik :

KB-SLR-Kamera: Canon EOS 50 mit Infrarot-Fernbedienung und 2-Sekunden-Spiegel-Vorauslösung, Einsatz der Okularprojektion durch einen Meade-Refraktor (900/1000) mit 25mm und 15 mm Okularen( entspricht 40- und 66facher Vergrösserung)

KB-Dia-Filmtyp : Kodak Elite Chrome 100 // Agfa CTprecisa100

Videokamera Sony DCR-TRV330 Digital 8, Programm"Landschaft" und manuelle Helligkeitssteuerung


Endlich  wieder einmal astronomisches Ereignis mit besonderem Charakter! Am Samstag, dem 3. November 2001 zieht unser einziger Erdmond seine Bahn hinweg über den majestätischen Ringplanet Saturn und lässt ihn vom abendlichen Himmel für über eine Stunde verschwinden. Dies geschieht knapp 54 Stunden nach Vollmond. Obwohl es in den vergangenen Monaten immer wieder so aussah, als würde es zu einer Bedeckung kommen, blieb es stets bei engen Passagen. Aber dieses Mal passt es.

Es bietet sich an, mittels Okularprojektion durch das Teleskop Nahaufnahmen zu machen. Zusammen mit Manfred Haberstroh plane ich, zum bewährten Standort Braunshausen zur Beobachtung zu fahren. Es ist immer noch der beste Platz, wo sich auf Asphalt ein Teleskop aufstellen lässt, und die zu erwartende Besucherzahl sich erfahrungsgemäss in erfassbaren Grenzen hält. Es ist fast schon ungewöhnlich, dass Spechtelkollege Marc Weihrauch dieses Mal nicht dabei sein wird...

                      

            

Um 20.00 Uhr mache ich mich zuhause auf. Wie immer ist der PKW mit den notwendigen Geräten bestückt. Durch den Meade-Refraktor möchte ich bei 40-facher Vergrösserung die Annäherung und fortschreitende Bedeckung auf einen 100-ASA-Film fotografieren. Zwar ist der Helligkeitsunterschied zwischen Mond und Saturn schon frappierend, doch sind Belichtungszeiten von 1-2 Sekunden in Okularprojektion und Nachführung durchaus notwendig. Ausser der Fotografie kommt eine Sony DCR-TRV 330 Digital8 Videokamera zum Einsatz. 25fach optisches Zoom bietet das Objektiv des Gerätes; das entspricht satten 1200mm Brennweite. Es besteht die Möglichkeit, Standbilder aufzuzeichnen und alles via USB zum Computer zu übertragen. Auch nachträglich, aus der Wiedergabe.

Der Beginn des Ereignisses ist für die Mitte Deutschlands ca. 22.03 Uhr MEZ. Der Austritt des Planeten an der unbeleuchteten Seite des Mondes wird um 23.08 Uhr MEZ erwartet. Die Saturnhelligkeit kann mit -0.3mag als sehr günstig bezeichnet werden, zumal das Ringsystem um 26° geöffnet ist.  Der Mond ist zu 93 % beleuchtet.

An diesem Samstag herrscht ganztägig Sonnenschein mit einem Himmel, der durch wenige Streifen-Schleierwolken getrübt ist. Für die Jahrezeit wirklich günstige Bedingungen, und das dass schon seit Tagen. Als ich abends die Geräte in das Auto packe, sehe ich schon, wie nahe Saturn an den Mond herangerückt ist. Zwei Finger passen bei ausgestreckter Hand nicht mehr ganz zwischen die Hauptdarsteller des Abends. Und dazu freut mich die Stabilität des Wetters ganz besonders. Als ich gegen 21.15 Uhr durch den Ort fahre, ist kein Mensch mehr auf der Strasse zu sehen. Etliche Rehe kreuzen die Fahrbahn, nicht besonders scheu, aber dafür ungewohnt zahlreich. Ein Wildwechsel der gemütlichen Art. Am Beobachtungsplatz komme ich vor Manfred an.

 

                                         Der Mond mit Standardbelichtung in der Sony DCR-TRV 330

                   

 

Nur der Wind pfeift ein einsames Lied über die Felder, frische 5°C zeigt das Thermometer. Wie ein Scheinwerfer beleuchtet der Mond meinen Arbeitsplatz für die nächsten Stunden. Schnell den Gasheizer aufgebaut, um sich wenigstens hin und wieder zu entfrosten! Fast möchte ich meinen, die Stars des Abends rasen aufeinander zu. Nicht mal ein Finger passt jetzt zwischen die beiden. Kein Wunder, es ist schon 21.30 Uhr. Die kühle Luft singt eine düstere Melodie im Tubus des Teleskopes. Doch dieser Ton wird jäh unterbrochen von Motorgeräuschen. Manfred kommt. Und mit ihm ein Nachbar, der sich von ihm zum Beobachten überreden liess...

Der Star und Hauptdarsteller des Abends : Saturn, fotografiert mit einem 15mm Okular durch Meade Refraktor 900/1000, also mit 66facher Vergrösserung.

 

Um viertel vor zehn sind alle Geräte einsatzbereit. Auch das Monsterdobson steht. Es zeigt bei 144facher Vergrösserung klar und hell die Cassini-Teilung des Saturn. Unweit davon die wandähnliche Silhouette des Mondes. Doch auch im Refraktor ein toller Anblick. Mit der Videokamera sind zwar keine Details auszumachen, aber die Annäherung ist schön zu verfolgen.

 

    Nur Andeutungsweise ist der Ring des Saturn erkennbar. Die Überstrahlung des Mondes kann nicht vermieden werden. Das Bild wurde mit der Funktion PB Zoom vergrössert.

 

                       

Der gleiche Anblick mit 40facher Vergrösserung durch das Teleskop.

 

Jetzt geht es wirklich Schlag auf Schlag. Die massive Mondwand wandert unaufhaltsam in Richtung kleinem Gasriesen. Es ist ein schönes Beispiel, wie hoch doch die Bahngeschwindigkeit des vermeintlich gemächlichen Mondes tatsächlich ausfällt. Natürlich ist jede Sonnenfinsternis mit den kurzen Totalitätsminuten ein vergleichbarer Beweis.

 

Hier ein snapshot der Videokamera in Originalabbildung. Aufnahmezeitpunkt 21:55 Uhr MEZ.

 

 

Die obere Etage bleibt uns milde gestimmt. Nur gelegentlich kratzen Streifen von Schleierwolken über die Szenerie. In Horizontnähe versteckt sich Mars gerade in dichteren Wolkenfetzen, aber im wesentlichen ist der Himmel frei. Ganz anders die Situation 650 km weiter östlich in Weissenschirmbach. Hier steht Marc samt Vereinsmitglieder vor 9 Teleskopen und einem fast komplett bewölkten Himmel, der den Mond nur gelegentlich zeigt.

 

Zwei Minuten vor der Bedeckung.

Manfreds Nachbar Bodo ist ganz begeistert, als er die Gestirne aufeinander zurasen sieht. Kurz bevor es losgeht, kommt ein PKW mit Fernlicht auf uns zu. Irgendwie scheint es magische Bestimmung von Unbekannt zu sein, Minuten vor Weltuntergängen, Sonnenfinsternissen oder Saturnbedeckungen besonders ungebetene Zeitgenossen vor Ort zu haben. Erst, als der Fahrer beim Wenden den Motor abwürgt, sehe ich, dass es sich um 2 junge Ladies handelt. Total verfahren...

Dann tritt der äusserste Zipfel des Saturn in den Randbereich des Mondes. Mit dem blossen Auge kann ich den Planet nicht mehr aufspüren. Hier der zeitliche Ablauf, dokumentiert durch die Videokamera :

 

22:00:53  Bedeckungsbeginn

22:01:16  Planet samt Ring noch 3/4 sichtbar

22:01:22  Planet zur Hälfte sichtbar

22:01:34  Planet samt Ring zu 1/4 sichtbar

22:01:57  Planet samt Ring weg!

 

Gleich nachdem Saturn vom Abendhimmel verschwunden ist, rufe ich Marc an und frage, wie es bei ihnen ausschaut. Leider ist die Situation hier unverändert, und durch den grossen, örtlichen Abstand ist Saturn gegenwärtig noch sichtbar! Noch besser wäre die Sicht ohne Wolken...

Nun bleibt eine gute Stunde Zeit, etwas auf Objektsafari zu gehen. Ein paar Nebel sind unsere Okular-Opfer. Doch das Mondlicht verunmöglicht viele Details. Es ist zu hell. Der Orion-Nebel ist immer einen Blick wert. Hier ist eine Aufnahme mit unübersehbarem Einfluss von Störlicht.

 

Aufnahmedaten : 6 Minuten Belichtung, 135mm-M42-Objektiv auf Meade-Refraktor

Der nächste Kandidat ist Jupiter mit seinem Mondgefolge. Mit 200facher Vergrösserung und Blaufilter sind zahlreiche Details auf der Oberfläche zu erkennen. Der Planet liegt zum Greifen nahe. Manfred experimentiert mit seiner Minox KB-Kamera. Mit einem kleinen Aufsatz kann er die Kamera am Okularauszug des Dobson befestigen. Was keiner richtig glaubt, zeigt das untenstehende Bild.

 

Manfreds Experiment : Dieses Bild ist mit einer Minox-GL am Okularauszug des Dobson entstanden, Belichtungszeit 1/90 Sekunde auf 100 ASA-Negativ-Film, Entfernungseinstellung 90 cm.

 

Schnell vergeht die Stunde des fehlenden 6. Planeten. Schnell alle Geräte wieder in Richtung Mond positioniert, dieses Mal auf die unbeleuchtete Seite. Es ist gut, keine so gigantische Vergrösserung zu benutzen um den Austritt nicht zu verpassen. Bei 255° wird Saturn wieder hervorspitzen. Erst lasse ich mich von einem Mondkrater täuschen und denke, es ist der Ringansatz. Aber dann schiesst er wirklich hervor aus dem schwarzen Nichts. Die Digital8-Kamera bemerkt das zuerst.

 

Etwa bei der 1.30 Uhr-Position taucht der Planet gerade wieder auf.

Die Austrittsdaten :

23:03:43  Ring kommt hervor

23:04:14  Planet samt Ring zur Hälfte sichtbar

23:04:49  Planet samt Ring zu 3/4 sichtbar

23:05:28  Planet und Ring komplett sichtbar

 Für die Bewohner des Saturn in bestimmten Breiten ist die Erde wieder vollständig sichtbar.

 

unveränderte Vergrösserung; Planet ist wieder da!

 

Alles in allem eine spannende Sache. Schliesslich versammeln wir uns noch mal vor der Gasheizung, bevor wir aufbrechen in Richtung Heimat. Der Wettergott hat mitgespielt, und das ist für die Jahreszeit nicht selbstverständlich.. Schon am 01. Dezember 2001 gibt es die nächste Saturnbedeckung, die dann bei Vollmond stattfindet. Und selbst, wenn uns Herbstwetter einen Strich durch die Rechnung macht, gibt es am 16. April 2002 nochmals eine Chance zum Planetenfressen, bevor dann für 5 Jahre der Saturn von Bedeckungen verschont bleibt. Für Marc Weihrauch gilt die dringende Empfehlung, sich in den Tagen vor dem 1. Dezember ein Bahnticket zuzulegen...


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