Die Saturnbedeckung vom 1. Dezember 2001 -
Der Ost-West-Konflikt
Schon bereits der Wetterbericht in den Tagen vor dem 1.12. liess nichts gutes ahnen: Dauerregen, ein Tiefdruckgebiet folgt dem anderen, und wer ohne Regenschirm das Haus verlässt, ist selber schuld.
Entgegen dem Erfolg der letzten Saturnbedeckung vom 3. November war an diesem Samstagmorgen wegen Regen in meinem Heimatort also keine Beobachtung möglich. Eine besondere Wetterlage zerschitt die Republik wie mit dem Messer; der Osten Deutschlands blieb aufgrund eines Hochdruck-Einflusses aus Russland einigermassen von Wolken verschont.
Daher an dieser Stelle zunächst der Hintergrund zu dem Ereignis : Saturnhelligkeit : -0.4mag Anfang Saturnbedeckung für Stuttgart : 03:38:20 (bei 85°); 6 Stunden nach Vollmond Austritt Saturn für Stuttgart : 04:44:50 (bei225°) |
Doch es gibt trotzdem einen Bericht vom Spechtelkollegen Marc Weihrauch, der dieses Mal zu den glücklichen Beobachtern zählt.
Hier geht's zur Homepage von Marc Weihrauch
Hier sein Script zum 1. Dezember 2001:
Bereits am 3. November 2001 hat unser Mond den Ringplaneten Saturn bedeckt. Leider habe ich wegen Wolken die eigentliche Bedeckung verpaßt. Kurz vor dem Eintritt und auch kurz nach dem Austritt waren Saturn und Mond deutlich zu erkennen gewesen, aber die »partiellen Phasen der Saturnfinsternis« fanden hinter dichten Wolken statt. Alexander Birkner hatte im Saarland mehr Glück; er konnte das ganze Ereignis verfolgen und fotografieren. Wenigstens konnte ich damals Mond und Saturn in einem Gesichtsfeld sehen, und im direkten Vergleich erkennen, wie winzig doch der Gasriese gegen unseren Mond erscheint.
Nun sollten wir also am frühen Morgen des 1. Dezember eine zweite Chance
bekommen. Gegen 19.00 Uhr am Vorabend holte mich Germar Rausche mit Sebastian
Krause ab. Nach einigen Einkäufen (es ist gerade mal Ende November, und man
kann kaum noch Grillkohle kaufen!) kommen wir gegen 21.00 Uhr an unserer Außensternwarte
bei Weißenschirmbach an, wo schon Herr Hering und Herr Zill auf uns warten -
schließlich haben sie keinen Schlüssel für die Sternwarte oder den kleinen
Bungalow daneben..
Die Wolken sind dicht, nur ganz selten zeichnet sich schwach der Mond ab. Die
Bedeckung ist auch noch einige Stunden hin, und die letzten Wetterberichte
machen uns ein wenig Hoffnung. Zunächst beheizen wir den Bungalow ein wenig,
werfen den Grill an und essen erst einmal. Dirk Schlesier stößt noch dazu, da
ist es schon fast 23.00 Uhr.
Mit Hilfe meines Notebooks bestimmen wir die Zeiten für Ein- und Austritt,
wenigstens minutengenau. 3.36 wird der Mond bei uns den Saturn bedecken, 4.42
wird er ihn wieder freigeben. Dabei fällt uns auf, wie knapp der Mond
heute selbst einer Bedeckung entgangen ist. Nicht einmal ein viertel Grad trennt
ihn von der Penumbra der Erde. Eigentlich ist das wenig überraschend,
schließlich haben wir eine Vollmondnacht, einen halben Monat vor einer
Sonnenfinsternis. Vollmond bedeutet auch, daß sowohl Ein- als auch Austritt am
hellen Mondrand stattfinden werden. Das macht die Beobachtung natürlich nicht
viel einfacher.
Bei angeregten Gesprächen vergeht die Zeit erstaunlich schnell, schon gehen wir
auf 2.00 Uhr zu. Bis jetzt war der Mond kaum zu sehen, aber jetzt zeigt er sich
ab und an durch dünnere Stellen in der Wolkendecke; wir haben also noch Grund
zur Hoffnung. Schlechter sieht es im Saarland aus: Laut einer SMS von Alexander
regnet es dort.
Während wir unsere Fernrohre aufbauen, kommt Jörg Hoppe an der Sternwarte an.
Er hat die letzten Stunden genutzt, um noch ein wenig zu schlafen. Ich fühle
mich eigenartigerweise noch nicht müde... Für die Bedeckung darf ich den
Meniskas benutzen, einen 200/2000 Reflektor. Weil ich noch nicht sehr geübt bin
im Peilen und Suchen und wegen der Lichtstärke möchte ich nicht zu stark vergrößern,
also wähle ich zwei Okulare von 20 bzw. 40 mm Brennweite.
Es ist 3.00 Uhr morgens. Der Mond ist durch dünne Wolken recht gut zu sehen, übrigens
ist er von einem doppelten Kranz umgeben. Auffällig an diesem vollen Mond ist
das Mondrandprofil. Klar und eindeutig sind Berge zu sehen, die über den Rand
des Mondes hinausragen. Saturn ist im Teleskop deutlich zu erkennen, teilweise
zeigt er sich auch dem bloßen Auge als nadelfeines Pünktchen neben dem Mond.
So kann es gerne bleiben! Eine Viertelstunde später verdichten sich die Wolken
aber wieder.
Wir haben es 3.30 Uhr. Saturn kann ich im Teleskop teilweise nur noch ahnen,
obwohl ich schon das 40er Okular benutze.
Die Wolken vor dem Mond werden wieder dünner. Im Teleskop ist Saturn mit seinen
Ringen ganz deutlich zu erkennen, nur von seinen Monden ist leider nichts zu
sehen. Gnadenlos rast Luna auf den winzigen Gasriesen zu. Immer geringer wird
der Abstand, nicht mal mehr ein Ringdurchmesser trennt die beiden Himmelskörper.
Um 3.36 erreicht der Mond die Außenkante des Saturnrings und schiebt sich immer
weiter voran. Er berührt den Planetenkörper - bald ragt nur noch ein Stück
des Saturnrings über den Mondrand hinaus - schließlich ist der Saturn ganz
hinter dem Mond verschwunden. Wir konnten den gesamten Eintritt verfolgen!
Nun bleibt uns über eine Stunde, bis Saturn am Westrand des Mondes wieder
auftaucht. Als erstes versuche ich, Alexander zu erreichen, aber der geht nicht
ans Telefon. Vermutlich war das Wetter bei ihm wirklich hoffnungslos, und er
liegt schon wieder im Bett und schläft. Dann gönne ich dem Jupiter einen
Blick, der schon länger durch die Wolken hindurchstrahlt. Inzwischen liegt
helles Mondlicht über der Landschaft: Jetzt ist der Mond fast wolkenfrei!
Ein paar Notizen mache ich mir, und dann simuliere ich mit dem Notebook den
Austritt. Es ist wirklich wichtig, die Austrittsstelle vorher zu kennen, schließlich
ist der Saturn winzig klein und sehr lichtschwach gegen den hellen Mond. Man muß
also vorher wissen, wo man zu suchen hat.
Auch diese Stunde geht erstaunlich schnell vorbei, und der Austritt rückt immer
näher. Ergo werden auch die Wolken wieder dichter. Bei ungünstigem Wetter sind
jetzt alle Geräte auf die Austrittsgegend südlich des Mare Crisium gerichtet.
»Da isser!« ruft Jörg um 4.41. Niemand sonst kann ihm diese Sichtung bestätigen.
Sekunden später nimmt er alles zurück - einen Mondberg hat er für den ersten
Zipfel des Saturnrings gehalten. Als der Saturn dann tatsächlich wieder
sichtbar wird, ist ein Großteil des Austritts schon vorbei. Die dichteren
Wolken haben fast ganze Arbeit geleistet. Aber noch ist der Ringplanet nicht
ganz losgelöst, einen Teil des Austritts können wir also doch noch verfolgen.
Danach streben die beiden Körper rasch auseinander, jetzt natürlich wieder bei
besserer Sicht.
»Für einen Mitteleuropäer reicht's!« zieht Jörg ein Fazit. Er hat ja
Recht, es hätte sehr viel schlechter laufen können. Aber es ist doch ein Hohn,
daß 20 Minuten nach dem Austritt der Mond wieder fast frei von Wolken ist, mit
Saturn deutlich sichtbar ganz in seiner Nähe. Vielleicht klappt es ja bei
anderer Gelegenheit, daß wir so ein Ereignis ganz ohne Wolken sehen können.
Bis April 2002 wird es noch eine Bedeckung des Saturn und eine des Jupiter
geben. Aber fürs erste bin ich einfach nur müde.