Mission

101

101 Wünsche werden wahr!

Mission 101: Mein Rückblick auf die

Perseiden - Nacht 2004

Der Erlebnis- und Stimmungsbericht vom 11./12. August 2004

Mission

101

Hier geht's direkt zu den Fotos dieser Nacht - Bilderupdate am 23.08.04

Beobachtungsanlass: Auftreten der Perseiden- Sternschnuppen

Beobachter: Alexander Birkner, Manfred Haberstroh

Beobachtungsort: Braunshausen / nördliches Saarland, ca. 1 km von der Sternwarte entfernt

Beobachtungszeit: Nacht vom 11.08.04 - 12.08.04, 22.30 Uhr bis 03.15 Uhr MESZ

Beobachtungsbedingungen: Nach vorangehenden Regenschauer perfekt klarer Himmel, niedrige Luftfeuchte, Seeing gut

 

Beobachtungs- und Fototechnik:

Kameraset 1: Praktika MTL-5 mit 29 mm Weitwinkel-Objektiv (f2.8) und 200 ASA Diafilm Sensia 200, Miniteleskop-Stativ, Hutmethode, stehende Kamera

Kameraset 2: Porst flex mit 20 mm Carl-Zeiss-Weitwinkel (f2.8) und Kodak T-MAX s/w- Bilderfilm, 3200 ASA, Berlebach- Holzstativ, Hutmethode, stehende Kamera

Kameraset 3: (Manfred) Canon EOS 300 (analog) mit Canon EF 35-80mm ultrasonic (f4.0-5.6) 400 ASA Kodak- Diafilm, Kabelauslöser, stehende Kamera

Kameraset 4: (Manfred) Contax G2 mit 50 mm Carl-Zeiss-Objektiv (1.4) und 800 ASA Bilderfim Fuji Superia, auf Berlebach- Stativ mit Purus- Federwerknachführung

Kamera 5: (Manfred) Yashica T KB-Kamera mit 28-80mm Carl-Zeiss-Objektiv und 400 ASA Diafilm Kodak auf Ministativ.


...und so habe ich dieses event erlebt...

 

Das darf doch nicht wahr sein! Der Morgen des 11. August beginnt verregnet. Tja, das war's wohl mit einer eventuellen Perseidennacht. Also wieder nix. Doch alles bleibt anders, wie so oft. Im Laufe des Vor- und Nachmittages beruhigt sich die Wettersituation, Quellwolken ziehen über das Land und die blauen Lücken werden immer größer. Der Satellitenfilm im Internet zeigt schon am frühen Abend klaren Himmel über Westfrankreich.

Erinnerungen...

Heute jährt sich die europäische Sonnenfinsternis vom 11.08.1999 zum fünften Mal. Der Anfang meiner Leidenschaft! Ich hoffe, das damalige Glück kehrt heute noch einmal zurück...

Und tatsächlich: Bereits um 19.30 Uhr sind die meisten Wolken weg. Mit Manfred bespreche ich telefonisch unser Fotoprogramm für diesen Abend. Günstige Bedingungen haben sich eingestellt, als ich die Ausrüstung für die kommende Nacht in's Auto lade. Perfekt klarer Himmel, und die Sonne hat kein Problem, im Westen zwischen den Restwölkchen unter zu gehen.

very clear skies!

Zur späten, blauen Stunde fahre ich die Serpentinen des Peterberges hinauf, zu unserem Spechtelplatz in Braunshausen. Manfred ist schon an unserem Stammplatz, dem sog. Westwall, zugange. Der Westwall ist nichts anderes als eine mannshohe Hecke, die einen guten Windschutz gegen Böen aus Westen abgibt. Ein passendes Foto-Vordergrundbäumchen ist da ebenfalls integriert. Mit Freude sehe ich den superklaren Himmel, der schon die Milchstraße erkennen lässt. Doch dieses Mal habe ich keine Teleskop-Ausrüstung mit, sondern nur Stative und Kameras.

Heute sind wir nicht lange alleine hier oben. Aus Braunshausen gesellt sich ein Beobachter zu uns, der hier oben auch Perseiden aufsammeln will. Während ich die Stative aufbaue und im falschen Moment nach unten schaue, rast eine helle Feuerkugel über uns, die Manfred nebst unserem Besucher zu sehen kriegen. Was Spitzenzeiten angeht, ist ein Maximum heute Abend für 22.30 Uhr prognostiziert; später dann nochmals um 4 Uhr früh. Es wird mit bis zu 100 Objekten pro Stunde gerechnet, aber Manfred und ich wissen aus Erfahrung, diese Zahlen mit Vorsicht zu betrachten.

Get ready!

Wie immer, zähle ich alle selbst gesehenen Sternschnuppen auch an diesem Abend. Das beginnt mit den ersten kosmischen Exemplaren während des Ausrichtens der Kameras. Als die Abenddämmerung gegen 22.50 Uhr allmählich ganz der Nacht gewichen ist, habe ich auch meine Liege einsatzbereit. Sie ist meine wichtigste, weil bequemste Beobachtungs- Plattform. Die Liege ist in nordöstliche Richtung positioniert, und so fliege ich quasi samt Raumschiff Erde den Perseiden entgegen. In aller Ruhe kann ich die Highlights der Milchstraße erkunden. Mitten im Sternengetümmel steht der Schwan fast über mir, sehr auffällig die Cassiopeia und als diffuser Lichtfleck ist die Andromeda-Galaxie ohne weiteres  zu erkennen. H und chi Persei strahlen klar wie selten. Der Südhorizont ist noch etwas aufgehellt, aber hauptsächlich durch die größeren Städte in einiger Entfernung.

Iridium-Impressionen

Ein weiteres Highlight dieses Abends ist die planmäßige Beobachtung eines sog. Iridium-flares mit einer Helligkeit von -3 mag um 23:04:05 Uhr. Wie von Geisterhand an den Himmel projiziert, leuchten die Sonnensegel dieser Satelliten urplötzlich am Himmel auf, um dann wieder deutlich an Intensität zu verlieren. Diese zwischenzeitlich nutzlos gewordenen, künstlichen Erdtrabanten können Helligkeiten von bis zu -12 mag erreichen. Manfred und unser Besucher sind ganz begeistert; insbesondere über das planmäßige Auftreten. Diesen Objekten haben wir bisweilen noch keine Beachtung geschenkt.

Im Abstand von 10 - 20 Minuten belichte ich die Filme in der Kamera. Überdies huschen die schnellen Perseiden über uns. Taucht eine auf, schießt meist noch eine zweite oder dritte hinterher. Dann folgen teils auch minutenlange Pausen. Manche Exemplare sind grandios hell, ich schätze sie bis auf -2 mag. Einige ziehen eine deutliche Rauchfahne hinter sich her, worauf wir meist ein Aaaah und oooh kaum unterdrücken können. Die Show ist nicht schlecht. Doch ein richtig schöner Brocken, der die ganze Landschaft kurz zu erhellen vermag, ist nicht dabei. Aber das ist auch nicht typisch für die Perseiden. Ihre Materiestückchen erzeugen typischer Weise Helligkeiten bis etwa -4 mag. Zwischenzeitlich verabschiedet sich unser Besucher aus Braunshausen wieder.

Der große Wagen wird beschossen!

Während wir zuerst einig sind, dass ein Sternschnuppen-Schwerpunkt im nordöstlichen Bereich zu liegen scheint, verschiebt sich das im Laufe der Stunden deutlich in den Bereich des großen Wagens nach West-Nordwest. Hier sehen wir die mit Abstand hellsten Objekte der Perseiden. Sie verlaufen sozusagen von rechts nach links und legen in diesem Bereich auch den längsten Weg über den Himmel zurück. Streckenmäßig kurz und hell sind die kosmischen Bröckchen aus dem All in nordöstlicher Richtung, teils muss es sich dabei um Radialbetrachtungen handeln.

Farblich würde ich sie von weiss bis gelblich beschreiben, was die auffälligsten Exemplare angeht. Und verdammt schnell huschen sie teils über den Himmel. Da verwundert es, dass manche Objekte genau entgegengesetzt, von links nach rechts kommend,  am Himmel auftauchen. Und diese Schnuppen sind sicher anderen Strömen zuzurechnen, wahrscheinlich den Kappa-Cygniden die scheinbar dem Sternbild Schwan entstammen.

Lazy hours...

Es ist ein Hochgenuss, dies alles bequem von der Liege aus zu beobachten. Mit dem Fernglas erspähe ich einige Doppelsterne und kann mich an der Andromeda gar nicht genug satt sehen. Der Flugbetrieb hier oben hält sich in dieser Nacht in Grenzen. Wahnsinn, eine Perseide löst sich in 2 Teile auf und zeigt eine deutliche Rauchspur, die sekundenlang zu sehen ist. Gegen 1.30 Uhr ist auch der Südhorizont dunkler geworden.

Es ist so trocken in dieser Nacht, dass keine Feuchtigkeit in Form von Tau auftritt. Dazu trägt sicher in erster Linie der sehr leichte Wind bei. Die Objektive bleiben sauber und frei. Wir können uns kaum erinnern, schon einmal ähnlich gute Bedingungen hier oben gehabt zu haben. Doch zunächst von Südwesten, später auch vom Osten, drängen sich Schleierwolken am Horizont auf.

Mond kommt!

Überdies spitzt die Sichel des abnehmenden, 14%-Altlicht-Mondes über die Bäume im Nordosten. Venus folgt etwas später. Doch beide müssen sich gegen etliche Wolken behaupten, Fotos von den beiden lohnen sich nicht.

Es ist 3.00 Uhr, als Manfred und ich uns bereithalten für ein weiteres Iridium-flare. Es tritt auch um 03:05:56 auf, aber etwas weiter westlich als angegeben. Daher erfasst keine unserer Kameras dieses Aufleuchten. Wolkenschleier überziehen vereinzelt den ganzen Himmel. Und so beenden wir für heute Abend unsere Beobachtungen. Während dem Einpacken zähle ich die einhunderterste Sternschnuppe dieses Abends - das sind gleich 101 Wünsche auf einmal. Diese Menge innerhalb von von 4 Stunden und 45 Minuten empfinde ich als gar nicht schlecht!

Zeit zum Aufbruch

Wir verlassen gegen halb 4 unseren Beobachtungsort. Zwar klärt sich der Himmel nochmals auf, sodass die Mondsichel mit Venus und Saturn ein wunderschönes Gespann am Morgenhimmel abgeben, doch nur 30 Minuten danach ziehen dichtere Wolken auf. Im Radio kommen einige Beobachter aus Deutschland zu Wort. Gute Sicht gab's demnach auch am hessischen Sandplacken im Taunus/Feldberg.

Wie sich herausstellt, konnten die Sichtbedingungen für Manfred und mich kaum besser sein für deutschen Boden. Denn schon am Morgen zeigt sich der Himmel fast völlig bedeckt. Die Perseiden- Folgenacht auf den 13. August mit einem weiteren Maximum entgeht uns völlig wegen Wolken.

: : : : :

Die Bilder der Perseiden- Nacht 2004:

 

Bilderset 1: Kameraausstattung siehe weiter oben. Diese Aufnahmen stammen von der ganz oben als "Kameraset  1" bezeichneten Ausrüstung. Für eine Vergrößerung auf die Bilder klicken. Modem-Benutzer: Dieses Mal etwas mehr Wartezeit mitbringen, die Bilder sind weniger als sonst komprimiert und in höherer Qualität:

Typisch rote Perseiden-Leuchtspur

Dies bleibt das Mysterium der Nacht: Ich weiß nicht, was diese Leuchtspur verursacht hat. ISS, Flugzeug oder Envisat und Iridium kann ausgeschlossen werden!

Die hellste Leuchtspur auf diesem  Diafilm

Gleiches Bild wie links, aber größer, und braucht deshalb mehr Ladezeit.  Doch es lohnt sich.

 

Bilderset 2: Kameraausstattung siehe oben im Bericht. Hier nun die Aufnahmen von dem Kodak TMAX 3200 ASA s/w-Film. Einerseits ist die Filmkörnigkeit recht gut, andererseits wird das Ergebnis etwas durch das Scannen mittels Film- Tubus an meiner Olympus-Digitalkamera verfälscht.

 

Gleich 2 hellere Perseiden haben sich auf dieser Aufnahme verewigt. Knapp am Bildrand ist auch noch drauf: Hier ist während der Belichtung der Vordergrund kräftig angeblitzt. Filme mit derart hoher Empfindlichkeit zeigen auch schwächere Perseiden- Exemplare. Dieses Foto ist 10 Minuten lang belichtet, während die Kamera auf den Zenit- Bereich zeigte. Wieder ein eher schwacher Vertreter der Perseiden, der dem Auge möglicherweise entgangen ist.

 


Alexander Birkner, 13.082004, aktualisiert 23.08.04.

kernschatten.info Start