Oh, what a night!
Quergespechtelt am Donnerstag, 16. Mai 2002
Beobachter: Alexander Birkner, Manfred Haberstroh
Beobachtungsort : Braunshausen/Saarland
Beobachtungsinstrumente: 10x50 Bino, Meade 4Zoll-Refraktor, Meade 10Zoll Dobson
Uhrzeit: von 22.00 Uhr MESZ, 16.05. bis 03.00 Uhr MESZ, 17.05.2002
Temperatur 13°C, Wind sehr leicht konstant aus S, Luftfeuchte 76%, Sicht sehr gut, völlig unbewölkt
Ich habe mich schon die ganze Woche auf die
Lauer gelegt und das Wetter beobachtet. Wenn alles stimmt, wollte ich mit
Manfred den Kopf von IZ jagen und endlich Detailaufnahmen mit hoher Vergrösserung
machen.
Doch es soll anders kommen. Angeregt durch die Bilder von IZ mit M31 schreibe
ich mir einige mit unseren Optiken erreichbare Deep-Sky Objekte heraus, die ich
zuerst einmal im Fernglas beobachten wollte.
Am Donnerstagabend klart der Himmel so perfekt auf, dass Manfred und ich gegen
22.00 Uhr in Braunshausen unsere Zelte aufschlagen. Wir sind vom Mofi 2001-Platz
ausgehend, noch ein wenig weiter auf unsere Spechtelwiese gefahren. Das Dobson
ist auch dabei, und so konnte nichts schiefgehen. Schon bei der Hinfahrt ist es
ein optischer Hochgenuss, die Mondsichel mit einem ultraaschgrauen Licht genau
zwischen Jupiter und Venus zu sehen. Und dazu dieser dunkelblau Himmel...
Absolute Stille am Spechtelplatz. Um 23.15 geht's los, nachdem alle Geräte stehen.
Erst mal IZ finden. Gut, im Bino kein Problem, wenn man sich an der nördlichen
Krone orientiert. Und schon da fällt mir der äusserst klare Himmel auf. Ungewöhnlich
für zuhause. Schauen wir doch mal mit dem Dobson auf den Schweifstern, doch was
ist los, ist IZ explodiert? Hach ja, kleiner Irrtum, ich bin doch glatt auf M13
im Herkules gelandet. Sein Anblick ist famos. Tausende Einzelsterne füllen das
Okular. Je länger ich schaue, umso mehr werden es. Bei höherer Vergrösserung
fliegen uns die Sterne nur so um die Ohren!
Nächster Kandidat ist der Ringnebel M57 in der Leier, den ich heute abend zum
ersten Mal anpeile. Wow, das gibt's ja nicht. Manfred's Lichteimer bringt ihn
zum Greifen nahe. Klar erkennbar der Ring mit einem äusserst diffusen Zentrum.
Grandios.
Danach geht's weiter mit dem Bino durch die Schätze des Frühlingshimmels. Die
nördliche Krone tangiert zu meinem neuen Lieblingssternbild. Unterhalb der
Jagdhunde, im Haar der Berenike, der helle Coma-Sternhaufen. Ein Lichtermeer
sondergleichen auf grosser Fläche.
Herkules kommt mir gar nicht so auffällig vor. Naja, Pi, Eta, Epsilon und Zeta
erkenne ich wenigstens aus den vielen relativ ähnlich hellen Sternen heraus.
IZ haben wir ganz vergessen. Ich nehme mir Zeit für ein paar Aufnahmen. Auch
von einigen beobachteten Objekten mache ich Bilder. 10 Minuten Nachführung können
lang sein. Währenddessen fällt mir auf, wie die Milchstrasse allmählich
emporsteigt. Und so ausgeprägt und überaus deutlich habe ich sie zuhause noch
nie gesehen. Als wäre es das normalste in unseren Breiten, windet sich der
Spiralarm von Norden etwa nach Süden. Und im Süden erkenne ich einen alten
Bekannten. Der Skorpion taucht auf! Wie traurig, ihn hier nicht in voller Pracht
sehen zu können...heul...wenn ich da nur an die Sofi-2001-Tour denke.
Die Milchstrasse, mit der Casiopeia im Norden, ist ein optischer Hochgenuss. Der
Mond ist untergegangen. Und der Schwan fliegt gegen 2.00 Uhr im Osten. Ich muss
unbedingt eine Langzeitbelichtung machen. Mit 20mm Weitwinkel 20 Minuten
belichtet! Samt galaktischem Zentrum. Darauf bin ich gespannt. Der Cygnus-Spalt
ist zu sehen. Wunderschön. Ich freue mich schon im Sommer auf Adler &Co in
bester Höhe!
Schliesslich ist auch M31 in guter Spechtelhöhe angelangt. Ein Oooh und Aaaah
am Dobson! Das muss unbedingt auf Dia festgehalten werden. Es ist totenstill
rundum. Eine Metallzaun-Tür vibriert leicht im Wind, der schwach und konstant
weht. Schauen wir doch mal nach H und Chi Persei. Jede Menge Blauanteil in dem
Doppelsternhaufen. Ein lohnendes Objekt für das Dobson.
Immer wenn's am schönsten ist, soll man gehen. Oder abbauen. So gerne würden
wir noch weitermachen, doch auf mich wartet ein harter Arbeitstag in einem völlig
überhitztem Verkaufscontainer. Richtig schade. Ein letzter Blick in
Richtung Milchstrasse, die jetzt, um 3.15 Uhr knackig scharf vor uns steht. Wir
sind beide so begeistert, dass wir nur ungern aufbrechen. Weit von der Morgendämmerung
sind wir aber eh nicht mehr entfernt, als ich über die Autobahn nach Hause
fahre. Eine grossartige Nacht neigt sich zu Ende, dazu passt am besten Weekend
Player's Into the sun als musikalisch treibender Ausklang. Hach ja...
Folgende Bilderveröffentlichung hier, sobald verfügbar:
1. IZ+M13, 2Min 30s, f4, 135mm
2. IZ-M13, 5 Min, f4, 135mm
3. IZ+M13, 10 Min, f4, 135mm
4. Leier, 10Min, f4, 135mm, 1.00Uhr MESZ, Mond untergegangen
5. Milchstrasse, 20 Min, f5.6, 20mm Weitwinkel!