Der astronomische Terminkalender
für September 2002
Ein Schiff wird kommen oder: Mondsichel extrem!
Letzte Aktualisierung : 29. September 2002
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HIER GEHTS DIREKT ZU DEN AKTUELLEN BILDERN UND BERICHTEN VOM SEPTEMBER 2002
NACHFOLGEND DIE MONATSVORSCHAU FÜR SEPTEMBER 2002 :
Wichtig : Alle Angaben und Karten sind für Eppelborn/Saarland berechnet.
Zum Monatsersten nähert sich der abnehmende Mond wieder Saturn. Um 4.00 Uhr MESZ in aller Frühe ist der zu 40% beleuchtete Erdtrabant rechts oberhalb des Ringplaneten zu finden, einen Tag später steht er links unterhalb davon. Zum Fotografieren mit Analogtechnik empfiehlt sich ein Polfilter, denn der Mond wird sich in Objektiven kräftig spiegeln und hässliche Mehrfachsicheln auf den Bildern verursachen. Die beschriebene Situation zeigt die folgende Karte :
Grafik erstellt mit CyberSky
Ein ähnliches Spiel wiederholt sich am 4. September bei Jupiter. Mit dem Unterschied, dass die Frühaufsteher ein Stündchen länger in der Kiste bleiben können. Um 5.00 Uhr MESZ finden wir Luna ca. 8° rechts oberhalb vom -1.8mag hellen Jupiter. Der Polfilter kann jetzt weggelassen werden, denn mit 12,5% Restbeleuchtung des Mondes lässt sich nun ohne Spiegelungsgefahr belichten. Zum 5. September ist der Mond links unterhalb von Jupiter zu sehen. Mit ein wenig Glück können die Freaks die Altlicht-Mondsichel das letzte Mal vor Neumond am 6.9. Ausschau halten. Die Sicht muss aber absolut klar sein. Hier die Ansicht für den 4. September, denn ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte:
Grafik erstellt mit CyberSky
Am 9. September kann, wiederum nur unter 1a-Sichtbedingungen, die Neulicht-Sichel rechts oberhalb von Venus finden. Das klappt aber nur, wenn die Wetterbedingungen top sind, und weil Venus sich mit -4.5mag recht gut gegen die tiefen Horizontschichten durchsetzen kann. Weil Venus weiter auf ihre untere Konjunktion zusteuert, ist sie einerseits schwer nach Sonnenuntergang zu beobachten, aber ihre Grösse nimmt im Fernrohr deutlich zu. Der Venusglobus ist zu 37% beleuchtet, immer stärker tritt die Sichelform hervor. Der Planet sollte am Taghimmel beobachtet werden, abends macht es für Details wegen der Luftunruhe keinen Sinn. Hier die Karte für den 9. September:
Grafik erstellt mit CyberSky
Wegen der steil emporragenden Ekliptik im September und auch Oktober werden wir Schiffchen-Mondsicheln ähnlich wie in Äquatornähe sehen können. Einerseits steht der Mond fast genau oberhalb der Sonne, und dazu kommt noch seine Position 4° nördlich der Ekliptik. Am 6. September lässt sich nämlich gegen ca. 05.30 Uhr MESZ in Richtung NO-O eine extrem schmale Altlicht-Sichel beobachten, während es nur noch 23 Stunden bis Neumond sind! Auch schon die Tage zuvor lässt sich das mehr und mehr beobachten. Am 8. + 9. September kann man gegen 20.50 MESZ eine extrem schmale Neulicht-Sichel erkennen, die fast aufrecht steht, also der rechte Rand des Mondes ist beleuchtet. Wird ein absoluter Knaller. Aber nicht vergessen: Der Horizont in Westrichtung muss absolut klar und frei sein. Dann klappt's auch mit der Venus!
Planet Merkur wäre theoretisch nach Sonnenuntergang zu sichten, aber höchstens mit einem Fernglas. Er steht knapp über dem Westhorizont. Der rote Mars taucht zum Monatsende mit seiner geringsten Helligkeit von +1.8mag am östlichen Morgenhorizont erstmals wieder auf. Man könnte versuchen, ihn z.B. am 30.09. direkt über dem Osthorizont zu beobachten, aber ein Fernglas sollte in der Nähe sein. Noch nicht wirklich interessant. Jupiter hingegen steigert seine Sichtbarkeit im Laufe des Monats, so dass er um den 30.09. ab etwa 2.00 Uhr MESZ aufgeht. Das macht den grossen Dicken für ausgiebige Beobachtungen wieder interessant, wenn ausreichend Kaffee in der Nähe steht zum Durchhalten...
Saturn wird langsam in den späten Abendstunden beobachtbar, aber auch erst bis Monatsende ist es soweit. Seine Bahn verläuft unmittelbar oberhalb der Nordausläufer des Orion vorbei. Er steht kurz vor seiner diesjährigen Oppositionsschleife und wird entsprechend langsamer in seiner Vorwärtsbewegung. Kollege Jupiter verlagert seinen Aufgang bis Ende September auf etwa 2.30 MESZ.
Der abnehmende Mond findet sich am 26. September gegen 22.00 Uhr nahe der Plejaden, was immer fotogen aussieht. Das ist kurz vor dem letzten Viertel. Und am 28.09. stattet Luna schlussendlich Saturn zum zweiten Mal in diesem Monat einen Besuch ab, dieses Mal in 3.5° Distanz.
Komet Hönig, benannt nach seinem 23jährigem Entdecker Sebastian Hönig aus Baden-Würtemberg, ist im September etwas angenehmer zu beobachten. Hier ist eine detailliertere Aufsuchkarte, die den Komet im 5-Tage-Abstand zeigt. Dazu die Koordinaten der jeweiligen, grünen Punkte. Er wird voraussichtlich 7-8mag hell.
Hier die aktuellen Beobachtungsberichte vom September 2002 :
Beobachtungsbericht Nr.1/ Abnehmende Mondsichel zwischen Saturn und Jupiter am Mo., 02. September 2002
Beo-Ort : Eppelborn, zuhause auf dem Balkon
Wetter : klarer Himmel, zarte Schleier im Osten, leichter Bodennebel, Temp. 13°C
Aufnahmeinstrumente : Olympus Digitalkamera C3020
Die leichten Schleierwölkchen im Osten können nicht verhindern, dass der Mond an diesem kühlen Morgen mit 29% Beleuchtung zwischen Saturn und Jupiter vom Himmel strahlt. Die beiden Gasplaneten sind zusammen mit Luna bestens vom heimischen Balkon zu sehen, obwohl sich durch Bäume und Häuser nur ein kleiner Korridor mit Blick zur Morgenekliptik ergibt. Sehr bequeme Sache, das. Der aufsteigende Nebel ist kaum der Rede wert und scheint sich bald aufzulösen.
Saturn steht rechts oberhalb des Mondes, Jupiter steht auffällig hell rechts unterhalb davon. Mit Weitwinkel sind die 3 Objekte leicht erfassbar. Dieses Mal fotografiere ich ausschliesslich mit der Olympus-Digitalkamera. Details in den Bild-Vergrösserungen.
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Beobachtungsbericht Nr. 2/ Mond nähert sich Jupiter am DI. 03. September 2002
Beo-Ort : Eppelborn, zuhause auf dem Balkon
Wetter : klarer Himmel, Bodennebel, Temp. 13°C
Aufnahmeinstrumente : Olympus Digitalkamera C3020
Unter fast gleich guten Bedingungen wie gestern lauere ich auch heute morgen wieder der schlanker werdenden Sichel des abnehmenden Mondes auf. Noch zu 20% ist der Mondglobus beleuchtet (sh. Bild oben). Heute steht er fast genau zwischen den Riesenplaneten unseres Sonnensystems. Wieder ein kleiner Schritt auf dem Weg in Richtung Schiffchen-Sichel.
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Beobachtungsbericht Nr.3/ Mond bei Jupiter am MI, 04. September 2002
Beo-Ort : Eppelborn, zuhause
Uhrzeit : nach 5.00 Uhr MESZ
Wetter : 10°C, stark bewölkt nach verregneter Nacht
Aufnahmeinstrumente : Olympus Digitalkamera C3020
Ausgerechnet heute, wo es spannend wäre, endet die Serie mit klaren Tagen. Dichte Wolken versperren früh morgens den Blick auf die nahe Begegnung Mond-Jupiter. Eigentlich möchte ich schon ganz aufgeben, aber während die Morgendämmerung fortschreitet lösen sich die Wolken scheinbar nur widerwillig auf. Kleinere Lücken entstehen, aber entweder sehe ich nur Jupiter oder nur den Mond oder nur Wolken. Entsprechend weniger beeindruckend sind die Bilder des Tages, aber die abnehmende Phase als Vergleich zum Vortag hat dann doch als Foto eine anteilige Daseinsberechtigung...
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Beobachtungsbericht Nr. 4/ Schmale Mondsichel unterhalb Jupiter am DO, 5. September 2002
Beo-Ort : Eppelborn, zuhause
Wetter : leichter Bodennebel, frische 13°C, fast klarer Blick in östliche Richtung, leicht Wolkenschleier, windstill
Aufnahmeinstrument : Digitalkamera Olympus C3020 durch Russentonne und 25mm-Okular (=40fache Vergrösserung)
Der heutige Morgen beginnt um 4.20 Uhr MESZ mit dem Check des Osthimmels auf Wolken. Klasse, auch heute keine nennenswerten Hindernisse, um die immer dünner werdende Mondsichel zu beobachten. Unser Tannenwald versperrt den Blick auf den Mond, der sich vor 20 Minuten entschlossen hat, aufzugehen. Mit Stativ, Reiseteleskop Rusentonne und der angeschraubten Olympus-Digitalkamera C3020 geht's auf Sicheljagd.
Und heute früh ist der Anblick wirklich schon beeindruckend. Die Mondsichel scheint hauchzart und zerbrechlich und ist nur noch zu 6% beleuchtet. Rechts oberhalb tront Jupiter. Ich bin gespannt auf morgen früh, denn dann wird eine Schiffchen-ähnliche Mondsichel 23 Stunden vor Neumond am Osthorizont auftauchen. Wenn das nichts ist...
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Beobachtungsbericht Nr.5 /Extrem schmale Mondschichel am FR, 6. September 2002
Beo-Ort : Eppelborn-Hirschberg
Wetter : starker Bodennebel, 11°C, schwierige Beobachtung in Richtung O, windstill
Aufnahmeinstrumente : Digitalkamera Olympus C3020, Canon EOS50+300mm Tele auf Fuji Sensia II/200.
Diesen Tag habe ich mit einer gewissen Spannung erwartet. Heute wird sich eine extrem schmale Mondsichel über dem Osthorizont erheben, die die fast zu liegen scheint. Dazu sind beste Sichtbedingungen notwendig. Und so postiere ich mich um 5.15 Uhr MESZ auf den Feldern des Hirschberges. Zuerst sieht es gut aus. Leichte Nebelfelder erheben sich über den Tälern, und eine majestätische Ruhe begleitet den noch jungen Morgen. Ich baue meine Stative auf, während die Nacht langsam zu Ende geht. Ein paar Frösche unterbrechen die Stille mit gelegentlichem Gequake.
Mondaufgang ist um 5.27 Uhr MESZ. Zu dieser Zeit habe ich schon ein paar Sternfeldaufnahmen mit der Olympus Digitalkamera gemacht. Orion über dem Maisfeld. Leider hat die Luftfeuchtigkeit kräftig zugelegt, der Nebel erhebt sich nun auch hier oben immer höher und blockiert die Sicht zum Osthorizont. Verdammt, es ist viertel vor sechs, und Luna sollte schon zu sehen sein. Aber die Nebelbank hat was dagegen. Alle anderen Bereiche sind wolkenfrei! Jupiter strahlt direkt über einem der Strommasten, die sich wie dürre Stelzen durch die Felder ziehen.
Und um 5.55 MESZ kann sich dann eine wirklich ultraschmale Sichel aus dem Morgennebel durchmogeln. Zuerst schaue ich im Fernglas. Und es erinnert mich unweigerlich an die Minute vor der Totalität bei der Sofi in Sambia. Ein Sichelchen, mehr Schein als Sein, steht direkt über der Wolkenbank. Aber der Nebel weicht, und die Bedingungen werden immer besser. Die Dämmerung ist weit fortgeschritten, und schnell verliert der Mond an Kontrast zum Himmel und ist wiederum schieriger aufzufinden. Ich mache meine digitalen und analogen Aufnahmen, und schon um 6.15 Uhr MESZ ist Schluss. Auch mit dem Fernglas ist die Minimal-Sichel nicht mehr aufzufinden. Der Nebel senkt sich wieder und macht es der aufgehenden Sonne nicht einfach, die um 6.55 Uhr folgt. Wie durch einen natürlichen Nebel-Filter kann ich bequem auf unser Tagesgestirn sehen. Einzelne Strahlen brechen durch den Dunst hindurch und tauchen das ganze Feld in seltsame Rot-Farbtöne. Schöner kann ein Tag nicht beginnen, oder?
Die Bilder sind an meinem Spechtelplatz Eppelborn-Hirschberg entstanden, wenn nicht anders vermerkt.
Erster Blick des Tages | König des Maisfeldes | Jupiter on top | Sichel kommt! |
300mm-Sichel | Nebelbank | Sichelstimmung! | im Detail |
digitale Details | Digi-Artefakt | Sonnenstrom | Sonnen-Bank aus Nebel |
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