Der Sternenhimmel zur Totalität am 29. März 2006. Was passiert an diesem Tag? Ein so ganz anderer Tag im März 29.03.2006 - Der himmlische Fahrplan ... Versetzen wir uns in die südliche Türkei, irgendwo auf die Zentrallinie nahe Manavgat. Wer heute hier vor Ort ist, hat gute Gründe dafür und wartet mitunter schon seit Jahren auf diesen Tag. Es ist ein wenig schwierig, in der Umgebung nahe dem Meer einen erhöhten Standort mit freier Sicht in alle Richtungen zu finden. Doch unterstellen wir einmal, dass uns dies für die nachfolgenden Ereignisse nun einfach mal gelungen sei! Falls wir uns zu den Frühaufstehern zählen, sehen wir um 4:45 Ortszeit, wie sich die strahlend helle Venus über den Ost-Südost-Horizont empor hebt. Jupiter ist bereits die ganze Nacht ein helles und auffälliges Objekt mit -2,4 mag gewesen; allerdings geht er um 8:50 Uhr Ortszeit unter und spielt keine Rolle für die spätere Finsternis. Um 5.22 endet die astronomische Dämmerung, und Venus leuchtet unübersehbar über dem Südosthorizont. Während die Dämmerung fortschreitet, gibt es bei klarem Wetter um 5:50 Uhr die Möglichkeit, Merkur im Südosten zu erspähen - aber nur für kurze Zeit. Um 6.24 Uhr Ortszeit ist die bürgerliche Dämmerung in vollem Gange, es wird zum ersten Mal hell an diesem Tag. Die Andromeda-Galaxie steigt im Nordosten hoch, ohne dass es mit bloßem Auge erkennbar wäre. Die Sonne geht um 6:50 Uhr auf und beleuchtet die Spitzen des Taurus-Gebirges mit ihren goldgelben Strahlen. In der Bergregion kann man bei sehr klarer Sicht jetzt noch die Venus mit bloßem Auge am Taghimmel sehen, wenn man weiß, wo man hinzuschauen hat. Wir haben später nochmal die Chance, sie vor Sonnenuntergang zu sehen. In weniger als 6 Stunden beginnt die Finsternis, je nach Standort, gegen 12:37 mit dem ersten Kontakt. Der Mond schiebt sich von "rechts unten kommend", langsam über die Sonnenscheibe. Anders ausgedrückt, ist das etwa in der 4-Uhr-Position, in der die schwarze Mondscheibe erst einmal völlig unscheinbar in die Sonne vorstößt. Der Mond setzt seinen Weg fort und strebt dem gegenüber liegendem Sonnenrand entgegen, die Sofi schreitet voran. Gegen 13:54 Uhr ist dann der große Moment gekommen, die Sonne ist total verfinstert! Der Anblick am Himmel: Wenn der Mond am 29. März 2006 die Sonne völlig verfinstert hat, wird das Umgebungslicht soweit reduziert, dass der Eindruck einer fortgeschrittenen Abenddämmerung entsteht. Das ist ein befremdender Anblick, besonders deshalb, weil es am frühen Nachmittag passiert. Ausgehend von der Stelle des Himmels, an der Sonne und Mond gerade die totale Sofi verursachen, zeigt sich der Himmel dunkelblau, und der Horizont wird ringsum in einem gelb-orangerot aufleuchten. Aus der Tagzone strahlt das Licht der dort nur teilweise verfinsterten Sonne herein, aber dieser Bereich ist z.B. bei Manavat/Türkei auf der Zentrallinie nach Norden und Süden jeweils 84 km entfernt. Wie hell oder dunkel der Himmel letztlich tatsächlich sein wird, hängt von lokalen Umständen, wie z.B. Transparenz der Atmosphäre, Raucheinwirkung, Bewölkung usw., ab. Eine lange Totalitätsdauer ist keine Garantie für einen besonders dunklen Himmel, bei dem man ringsum nichts mehr erkennen könnte. So etwas ist auch bei Finsternissen mit großer Magnitude nicht der Fall. Es wird allerdings so dunkel, dass man die hellsten Sterne und Planeten mit dem bloßen Auge erkennen kann. Ob ein bestimmter Stern auch zu sehen sein wird, kann man nicht mit Bestimmtheit sagen. Klar ist, dass die mit -4,3mag strahlend helle Venus im Südwesten am ehesten erkennbar ist. Merkur steht näher zur Sonne, ist aber mit 0,1mag wesentlich schwieriger am Totalitätshimmel aufzufinden. Saturn ist im Osten gerade aufgegangen und dürfte wohl nicht zu sehen sein. Mars im Südosten steht zwar mit 40° Horizonthöhe recht hoch, ist aber mit nur 1,2 mag eher unauffällig. Weiter unten sind die genauen Positionen der Himmelsobjekte zu ersehen. Dem Finsternisneuling sei mit Nachdruck empfohlen, die wertvollen Sekunden der Totalität nicht gar mit dem Aufsuchen bestimmter Sterne zu verplempern, die man ein halbes Jahr später auch am Abendhimmel in aller Ruhe auffinden kann. Die beiden Hauptakteure bieten in jedem Fall Dramatik genug. Versprochen! Kurz vor und nach der Totalität gibt es die Möglichkeit, das Phänomen der "Fliegenden Schatten" zu beobachten. Wie das am besten geht, weiß Dr. Wolfgang Strickling. Sternesuchen am Totalitätshimmel ist eine Disziplin für erfahrene Finsternisjäger, die bestimmte Maßnahmen ergreifen, um dann auch gezielt eine große Anzahl an Himmelsobjekten aufzufinden. Sehr erfolgreich ist das z.B. mit einem dunkeladaptierten Auge möglich, das man eine halbe Stunde vor der Totalität mit einer Augenklappe verdeckt. Hier die Himmelsansicht für die Mitte der Totalität in Manavgat/Türkei speziell für die Planeten, mit Blick nach Süden:
Hier die Himmelsansicht für weitere Himmelsobjekte während der Totalität in Manavgat/Türkei, die man theoretisch fotografisch oder visuell finden könnte: Nun, nach etwa 210 Sekunden endet die Totalität. Relativ abrupt ist das Umgebungslicht so weit angestiegen, dass alle Sterne und Planeten nicht mehr erkennbar sind, während die 2. partielle Phase im Gange ist. Der Mond verlässt die Sonne, was gegen 15:11 Uhr Ortszeit abgeschlossen ist. 4. Kontakt - Sofi vorbei! Die Sonne steht noch immer 45° hoch und heizt die Landschaft wieder wie gewohnt auf. Bis zum Sonnenuntergang dauert es noch lange, erst um 19:18 Uhr ist es soweit. Zum ersten Mal nach der Sofi können wir die wunderschöne Sichel des extrem schlanken Mondes am Abend des 30. März gegen 19:30 in der Dämmerung über dem Südwesthorizont erkennen. Auch ein solches Foto mit einem schönen Vordergrund runden die Erinnerung an das großartige Ereignis der totalen Sonnenfinsternis perfekt ab. Nach der Finsternis ist vor der Finsternis...
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