Die totale Sonnenfinsternis

am 29. März 2006

TSE2006 - Saros 139 (29/71)

BESCHREIBUNG & VERLAUF DER FINSTERNIS

- Sicherheitshinweis zur Sonnenbeobachtung am Ende dieses Textes



Nur noch Großereignisse:

Das Jahr 2006 wird für die Fußball-Fans ganz im Zeichen der anstehenden Weltmeisterschaft in Deutschland stehen. Glücklich darf sich schätzen, wer sich zu den Gewinnern der spektakulären Ticketauslosung zählen darf, um dann das eine oder andere Spiel live sehen zu können.

Nun, was hat dieser gänzlich unastronomische Vergleich mit der Sonnenfinsternis am 29. März 2006 zu tun? Ganz klar sind beide events zweifelsfrei die Großereignisse des Jahres 2006, für die sich eine Reise lohnt. Aber anders als zur WM kann man sich sein Ticket zur totalen Sonnenfinsternis erfreulicher Weise im Reisebüro besorgen. Oder beim Agent ihres Vertrauens! Der Ball ist rund, und bisweilen sind bei Sonne und Mond auch noch keine erheblichen Abweichungen von der Kugelform festgestellt worden. Hier das inoffizielle Ticket zur totalen Sonnenfinsternis am 29.03.2006:

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Der Pfad der Finsternis:

Die ToSoFi am 29. März 2006 ist seit dem 21.06.2001 endlich wieder eine Finsternis mit einer Totalitätsdauer von über 4 Minuten im Maximum. Der Totalitätsstreifen zieht sich fast über die halbe Erde und beginnt in Südamerika am äußersten Ostzipfel Brasiliens. In der Region Rio Grande do Norto geht die Sonne morgens verfinstert auf. Der Schattenpfad legt zunächst nur ein kleines Stück auf Festland zurück. Küstenstädte wie Natal oder die Gegend nördlich von Kap Branco erlebt eine gut 90 Sekunden lange Totalitätsdauer, allerdings in nur 2° Horizonthöhe. Vorausgesetzt, die 70-80% Wolkenwahrscheinlichkeit macht dies nicht unmöglich. Brasilien ist ein großartiges Reiseland, aber ausgesprochen ungünstig und ein nicht empfohlenes Ziel speziell für diese Sofi.

Hinweis: Alle nachfolgenden Grafiken öffnen sich bei Anklicken in einem neuen Fenster.

Alle Grafiken sind mit WINECLIPSE von Heinz Scsibrany erstellt.

Beginn der totalen Finsternis in Ost-Brasilien

Auf dem weiteren Weg des Mondschattens durch den Atlantik steigt die Totalitätsdauer allmählich an, doch die wenigen, kleinen Inseln werden nicht berührt. Nur die Fische werden sich freuen! Fernando de Norhona bekommt eine 95% partielle Finsternis, Ascension Island ist 571 km vom Südrand des Schattenpfades entfernt und sieht eine zu 81% verfinsterte Sonne. Festlandberührung ergibt sich dann erst wieder unweit des Äquators. Während die Zentrallinie am Kap Tree Points in Ghana auf Land trifft, streift das Nordlimit des Schattenpfades gerade noch den Ostteil der Elfenbeinküste, und zwar auf einer maximalen Breite von 17 km. Ghanas Hauptstadt Accra erlebt eine Totalität von 2m48s. Doch auf der ZL steigt die Totalitätsdauer auf 3m30s an.

Finsternis für die Fische: Keine Landberührung im Atlantik!

Der Schattenpfad schlägt einen nordöstlichen Kurs ein und überstreicht die Länder Togo und Benin, wo das Wolkenrisiko in dieser Jahreszeit  immer noch bei gut 60% liegt. Weiter schlängelt sich die reisende Nacht durch den Nordosten Nigerias und verläuft dann ziemlich zentral durch Niger. Hier sind die Erfolgschancen konstant günstig bei nur noch 30-40% Wolkenrisiko. Es befinden sich fast keine Städte in der Zentralzone, bis auf  Bilma, das quasi perfekt auf der Zentrallinie liegt und 4m3s Totalität sehen kann. Niger ist eines der ärmsten Entwicklungsländer der Welt.

Der afrikanische Kontinent im Kernschatten

Um 10:06 UT schiebt sich der Kernschatten über die Grenze von Niger in den nordwestlichen Tschad. Das Maximum dieser Finsternis ereignet sich wenige Minuten später in Libyen, nicht mal 4 km hinter der Landesgrenze zum Tschad. Das ist am Punkt N23°09'10" und E16°44'09". Die Totalität dauert hier 4m6s und die beiden Hauptakteure stehen 67° hoch über dem Horizont. Diese Stelle hat - statistisch gesehen - ein etwas höheres Wolkenrisiko als Niger, aber es sind gut 60% Chancen auf klaren Himmel. Naturgemäß erreicht die Schattengeschwindigkeit ihren niedrigsten Wert um 2500 km/h. Im weiteren Verlauf verkürzt sich nun die Totalitätsdauer.

Um 10.40 Uhr UT erreicht die reisende Nacht die Mittelmeerküste. Während das libysche Tobruk knapp außerhalb des Kernschattens liegt, erlebt Ägypten eine maximal 3m34s dauernde Totalität im Grenzbereich zu Libyen. Eine 40% Wolkenwahrscheinlichkeit besteht in dieser Gegend. Viele Finsternisjäger werden hier beobachten. Und der andere Großteil der Sofi- Enthusiasten wird die heranrauschende Totalität auf der gegenüberliegenden Seite des Mittelmeeres schon sehnsüchtig erwarten.

Für viele das bevorzugte Reiseziel: Libyen und Ägypten

Es dauert 9 Minuten, bis das Mittelmeer überquert ist und die vielleicht größte Schar an Finsternisjägern nun endlich auf ihre Kosten kommt. Im Golf von Antalya verfehlt die Zentrallinie das Kap Chelidonya je nach Standort nur 4km. Man erlebt hier immerhin 3m47s Totalität. Danach sind die beliebtesten Touristen-Zentren Anatoliens an der Reihe. Hier einige Badeorte mit Angabe der Totalitätsdauer:

Manavgat 3m41s

Antalya 3m25s

Alanya 3m21s

Serik 3m42s

 

Der Finsternisverlauf durch die Türkei

Fakten zur Sofi in der Türkei:

In diesen Städten stehen Sonne und Mond zur Totalität 54° über dem Horizont. Die Prognosen liegen für den südlichen Teil der Türkei mit 50-55% Wolkenwahrscheinlichkeit noch am besten für das ganze Land. Im Bereich der Küste ist zwar Seenebel nicht üblich, allerdings kann der relative hohe Anteil an Wasserdampf das Seeing auch bei klarem Himmel einschränken. Das ist eine Beobachtung, die mir bei früheren Türkei-Aufenthalten immer wieder aufgefallen ist. Diese Situation ändert sich, sobald man den Küstenbereich um mindestens 15 km in Richtung Norden zum  Hinterland verlässt. Dort, wo das westliche und mittlere Taurusgebirge zusammen treffen, sind die Berge bis zu 2800 Meter hoch. Schon bei weitaus geringeren Höhen ist die Luft glasklar und das Himmelsblau sehr intensiv. Der störende Einfluss des Meeres fehlt hier und dürfte das maximale Finsternisvergnügen bescheren. Den Statistiken zufolge wäre es jedoch unklug, sich auf einen Ort im Hinterland weit abseits des Meeres festzulegen. Außerhalb des Küstenbereiches sinken die Chancen, diese Finsternis erfolgreich zu beobachten, um weitere 10%. Also nur gut 40% Erfolgschancen

Im Hinterland liegt auch die Großstadt Konya, das Basislager unserer Finsternistour. Um 11.00 Uhr UT dauert die Totalität hier immer noch 3m41s. Das Festlegen auf einen speziellen Beobachtungsplatz in dieser landschaftlich reizvollen Umgebung könnte in einem Desaster enden. Weitere Städte in Nähe der Zentrallinie sind Tokat und Ordu am schwarzen Meer. Der Kernschatten strebt jetzt in östlicher Richtung mit einer Geschwindigkeit von fast 4000 km/h über den Westen Georgiens. Die russische Kaukasusregion erlebt nun, je nach Standort, eine knapp dreiminütige Totalität, doch die Stadt Groszny hat mit 98% nur eine tiefe, partielle Finsternis südlich des Totalitätsstreifens. Beobachter haben ganz schlechte Aussichten auf Erfolg: 70% durchschnittliche Wolkenwahrscheinlichkeit sind wirklich kein Erfolgsgarant.

Steppe im Mondschatten: Die Sofi durch die kasachische Landschaft

Der südliche Bereich des Kernschattens überstreicht das Kaspische Meer. In Kasachstan schrumpft die Totalitätsdauer deutlich auf 3 Minuten im Westen und 2m19 im Osten des Landes an der Grenze zu Russland. Als letzte, größere Ortschaft liegt das ostkasachische Kyzyl auf der Zentrallinie. Die Finsternis neigt sich dem Ende entgegen und kreuzt in der russischen und endlosen Altai-Region mitten im Nichts die Zone der totalen Sonnenfinsternis vom 1. August 2008. Das Ende der Finsternis ist im Norden der Mongolei erreicht; hier geht die Sonne verfinstert unter. Was für ein Anblick das sein muss... allerdings sind die Erfolgschancen, dies zu sehen, bei mageren 30% angesiedelt.

Alles geht einmal zu Ende: Die Sofi in Russland und der nördlichen Mongolei

Schluss mit finster:

Für seine zurückgelegte Strecke von 14.511 km hat der Kernschatten des Mondes 3 Stunden und 13 Minuten benötigt, ehe er nun wieder in den Weltraum zielt. Eine ganz normale Sofi an einem ganz normalen Tag ist zu Ende. Bis zur nächsten, totalen Sonnenfinsternis am 1. August 2008 muss man nun 29 Monate warten - das ist nahe am maximalen Wert, der zeitlich zwischen 2 totalen Finsternissen liegen kann. Während dieser 29 Monate ereignen sich noch 2 ringförmige und 2 partielle Sonnenfinsternisse sowie ein Merkurtransit... Es wird also nicht ganz so langweilig werden.

Warum also ist die Sofi viel interessanter als die WM? Nun, man kann bedenkenlos sein Ticket bekommen ohne auf eine Auslosung zu warten. Denn das Ticket ist nur einen Klick weit entfernt...

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Wichtige Sicherheits-Warnung !


!!!

Niemals die Sonne mit einem Fernglas oder Teleskop ohne entsprechende Schutzfilter beobachten. Es droht Erblindung. Die partielle Phase der Sonnenfinsternis kann z.B. mit einer Sonnenfinsternis-Schutzbrille oder einem mit Filterfolie versehenem Fernglas sicher beobachtet werden. Die Folie bekommt man im Teleskop-Fachhandel via Internet.

Nur zu Beginn bis zum Ende der Totalität darf und soll die Finsternis ohne alle Filter beobachtet werden.

Wer dieses Kapitel nicht versteht oder die nötigen Utensilien nicht vorliegen hat, wende sich am besten an ein örtliches Planetarium! Ich hafte nicht für Schäden, die infolge eines Missverständnisses in Zusammenhang mit diesem Textabschnitt entstanden sind!

 


 

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