Knipsen, Fotografieren oder doch nur Gucken?

Die Sofi im Bild festhalten -

so gehts!


Für diejenigen Finsternisjäger, die keine Chance auslassen, dem Kernschatten hinterher zu reisen, stellt sich die Frage nach Bildern meist nicht. Es ist selbstverständlich, mit reisetauglichem Fotoequipment von Kontinent zu Kontinent zu reisen und fantastische Fotos jeder Sofi "mitzunehmen". Als astronomischer Reiseleiter von Stefan Krause/www.eclipse-reisen.de möchte ich nachfolgend ein paar Fototipps für den weniger erfahrenen Finsternis-Interessierten geben oder denjenigen, der seit 1999 nicht mehr diese Technik praktiziert hat.

Es ist einfach und schwer zugleich, eine Sonnenfinsternis zu fotografieren. In den wenigen Minuten der Totalität überschlagen sich die Ereignisse. Es wäre schade, das Fotografieren so sehr auszuweiten, dass das Ereignis nur durch den Sucher der Kamera erlebt wird. Der Anblick der Szenerie mit bloßem Auge ist auch im digitalen Zeitalter durch keine noch so ausgefeilte Kameratechnik zu ersetzen. Insofern ist es völlig akzeptabel, eine totale Sonnenfinsternis auch mal ganz ohne Kamera und Ablenkung zu genießen und aufmerksam alle Veränderungen in der Natur zu erleben.

Aber ein paar Bilder sind zeitlich meist immer machbar, wenn man sich frühzeitig und richtig darauf vorbereitet. Für viele Türkei-Reisende wird sich die Frage stellen, wie man wohl von diesem fantastischen Ereignis das eine oder andere Erinnerungsfoto schießt, ohne nur Ausschuss zu produzieren und sich später zu ärgern.

An dieser Stelle zunächst der notwendige Sicherheitshinweis für die Sonnenbeobachtung:

  Wichtige Sicherheits-Warnung


!!!

Niemals die Sonne mit einem Fernglas oder Teleskop ohne entsprechende Schutzfilter beobachten. Es droht Erblindung! Die partielle Phase der Sonnenfinsternis oder der ganz unverfinsterten Sonne kann z.B. mit einer Sonnenfinsternis-Schutzbrille oder einem mit Filterfolie versehenem Fernglas sicher beobachtet werden. Die Folie bekommt man z.B. im Teleskop-Fachhandel via Internet. Bekannt und qualitativ sehr hochwertig ist die Baader Astrosolar ND5-Folie, die zum Anfertigen von Selbstbau-Filtern geeignet ist. Nur von Beginn bis zum Ende der Totalität (2. bis 3. Kontakt) darf und soll die Finsternis ohne alle Filter beobachtet werden.

Wer dieses Kapitel nicht versteht oder die nötigen Utensilien nicht vorliegen hat, wende sich am besten an ein örtliches Planetarium! Ich hafte nicht für Schäden, die infolge eines Missverständnisses in Zusammenhang mit diesem Textabschnitt entstanden sind!


 

Nachfolgend ein kleiner Überblick über ein eigentlich sehr komplexes Thema: Sonnenfinsternisfotografie. Ausgehend von den verschiedenen Kameratypen führe ich deren Eigenschaften und Tauglichkeit zur Finsternisfotografie auf, und die sich anbietenden Möglichkeiten.

Übrigens: Nichts stört den Hobby-Astronomen mehr als ein unnötig ausgelöster Blitz während der Totalität. Das ist auch gar nicht nötig. Der Mond ist zu weit weg, als dass sie ihn mit ihrem winzigen Elektronenblitzlämpchen aufhellen könnten. Aber die von den Kameraherstellern als so schlau gepriesene Vollautomatik der Apparate weiß nicht, dass es sich um eine Sonnenfinsternis handelt und schaltet bei Automatik den Blitz gewöhnlich zu. Handeln Sie in jedem Fall dagegen! Das Vermeiden des Blitzes ist mitunter ein Grund für das Schreiben dieses Kapitels.

Vorweg möchte ich solche Kameratypen aufführen, deren Einsatz nicht sinnvoll für Finsternisfotografie ist:

 +++ Polaroid-Sofortbild-Kameras (immer weniger Marktanteil, Filmmaterial sehr teuer)

+++ Pocket, Instamatic- und Disc-Kameras (Filme nur noch für Pocket erhältlich - wegen der kleinen Negative kaum zum Vergrößern geeignet.

 

Hier die Kameras, die für Finsternis-Fotografie geeignet sind, mit einer Einschätzung ihrer Finsternis-Tauglichkeit von 1bis 5 Sterne.

Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ist nur als Überblick zu verstehen.

 

1. Einweg-Kleinbildkameras:

Tatsächlich sind diese Plastik-Bomber für Bilder der Totalität geeignet. Ich war selbst äußerst überrascht von solchen Bildern der TSE1999. Die Kunststofflinse hat in etwa eine Fest-Brennweite zwischen 40-60mm. Nicht für partielle Phasen geeignet, da auch mit aufgeklebter Filterfolie mit deutlicher Überbelichtung zu rechnen ist. Man erhält eine relativ kleine Abbildung der verfinsterten Sonne, aber es besteht die Möglichkeit, Vergrößerungen von den Negativen zu machen. Natürlich nur eine Notlösung. Qualitativ wertvolle Fotos sind damit natürlich nicht zu erzielen. Das Einschalten und Benutzen des Blitzes während der Totalität ist verboten !!!

Einsatz-Beurteilung 1*/5.

2. Kleinbild-Kameras mit und ohne Zoom für analogen Bilder- oder Diafilm:

Sehr weit verbreitet. Zoombereich meistens zwischen 28-200mm und vollautomatisch. Glaubt man den Angaben der Hersteller, braucht der Anwender nur noch unbeschwert auf den Auslöser zu drücken. Tatsächlich sind manche Automatiken nicht abschaltbar, und das gilt in fast allen Fällen speziell für den Autofokus. Die Totalität sollte für eine größtmögliche Abbildung mit maximalem Zoom aufgenommen werden. Der Blitz kann (und muss!!!) meist manuell ausgeschaltet werden mit der Blitz-Taste. Am besten richtet man die verfinsterte Sonne mittig in den Kamerasucher, drückt den Auslöser zunächst leicht zum Vor-Fokussieren durch und löst kurz danach sanft aus. Damit kann man mit einigen Überraschungen auf dem späteren Negativ/Dia rechnen. Ein Film mit 200 ISO leistet gute Dienste. Das Fotografieren kann im P-Modus, also der Programm-Automatik mit abgeschaltetem Blitz erfolgen. Wer eine Kamera mit verschiedenen Motiv-Programmen besitzt (z.B. Sport, Landschaft, Portrait usw), der sollte diese Programme nacheinander durchschalten und jeweils eine Aufnahme machen. Es besteht nämlich so die Möglichkeit, mit verschiedenen Belichtungsvarianten unterschiedliche Effekte bei der Totalität auf das Bild zu bekommen. Das sollte vorab geübt werden, z.B. in den Tagen um Vollmond. Ideal sind Kameras mit Belichtungskorrektur-Möglichkeit. Es lohnt sich, in jeder Position (-/+ Abweichung vom Messwert der Kamera) ein Bild zu machen.

Für Aufnahmen der partiellen Phasen lohnt sich die Anschaffung von geeigneter Sonnenfilter-Folie, die man vor dem Objektiv mit Tesafilm fixiert oder durch den Selbstbau eines kleinen Papprings bequem abnehmen kann, wenn die Totalität beginnt. Ganz wichtig für die Augen: Auch der Kamerasucher muss mit Filterfolie abgedeckt sein, wenn man die partiellen Phasen fotografieren will. Das Einschalten und Benutzen des Blitzes während der Totalität ist verboten !!!

Einsatz-Beurteilung: 2**/5.

3. Spiegelreflex-Kameras mit Teleobjektiv und typischen Brennweiten von 200-500mm

Richtig sinnvoll ist das Fotografieren von Sonnenfinsternissen erst mit SLR-Kameras. Durch die freie Auswahlmöglichkeit des Objektives können Sie selbst die spätere Abbildungsgröße ihrer Totalitätsbilder festlegen. Das Gehäuse kann ein älteres, manuelles Modell oder ein modernes, motorbetriebenes Exemplar sein. Dabei sollte allerdings unbedingt die Möglichkeit der manuellen Belichtung möglich sein. Bei Vollautomatik-Programmen erschließt sich im Bildergebnis nicht das gleiche Resultat wie bei manueller Steuerung. Es empfiehlt sich, während der Totalität eine ganze Belichtungsreihe (z.B. von 1/2000s - 1 Sekunde) anzufertigen. Ab 200mm Brennweite macht - alleine schon aus Gründen der Bequemlichkeit - ein stabiles Stativ Sinn. Ein Kabelauslöser vermeidet Verwackeln der Kamera im Auslösemoment. Bei der Aufregung während der Totalität kann das schon mal leicht passieren.

Am besten benutzt man die am größten verfügbare Brennweite. Die Abbildung der Sonne ist bei einer Optik von 300 mm nur 2,9mm klein auf dem Negativ. Bei 1000mm beträgt die Abbildung schon 9mm, und beim Einsatz von Reiseteleskopen kann man die Brennweite sinnvoller Weise bis maximal 2000mm ansetzen. Dann allerdings passt die gesamte Korona nicht mehr vollständig auf das Negativ. Die nach meiner Ansicht empfehlenswerteste Objektiv-Brennweite liegt zwischen 1000 und 1500 mm. Ohne eine Nachführ-Einrichtung des Aufnahme-Instruments kann mit 1000mm Brennweite 1s belichtet werden, ohne "verschmierte" Fotos infolge der Erdrotation zu bekommen. Da die Sonne bei großen Brennweiten infolge der Erdrotation schnell aus dem Sucher wandert, muss man auch diese ständige Drift bei der Totalität berücksichtigen, wenn man angeschnittene Motive vermeiden will.

Was sieht man auf den Bildern bei welcher Einstellung von der Totalität:

mit kurzen Belichtungen (1/2000s-1/250s): Protuberanzen, Chromosphäre, innere + mittlere Korona.

mit längeren Belichtungen (1/125s-1/8s): äußere Korona, je nach Sichtfeld Planeten neben der Sonne (Venus)

"Falsche" Belichtungszeiten gibt es eigentlich nicht für das, was zwischen 2. und 3. Kontakt liegt. Aber jede unterschiedliche Belichtungszeit zeigt andere Effekte.

Einsatz-Beurteilung: 5*****/5.

3. Digitale Kompakt-Kameras mit Monitor und Zoom von 28-200mm (3-7fach optisches Zoom)

Im Prinzip gilt das gleiche, wie auch im Kapitel für die analogen Kleinbildkameras. In aller Regel hat man aber erheblich mehr Belichtungs- und Motivprogramme integriert. Diese einzeln anzuwählen während der Totalität ist unklug, denn meistens muss das über das Setup-Menü der Kamera eingestellt werden. Erst nach dem Verlassen des Menüs kann dann fotografiert werden.

Besser ist es, sich auf die Automatik zu verlassen und wenn möglich, mit einer schnell zugänglichen Belichtungskorrektur zu arbeiten. Vorsicht - nicht verwechseln mit der Helligkeitssteuerung des Monitors! Sie hätten dann zwischen den Bildern selbst keinerlei Unterschiede. Die Empfindlichkeit nicht höher als 200ISO auswählen. Und man scheue sich nicht, das ansonsten so verpönte digitale Zoom zu verwenden, aber nur MAXIMAL 2-fach! Man teste in den Tagen um Vollmond den Effekt des Digitalzooms aus und entscheidet, bis zu welchem Faktor dessen Einsatz das Bild sich nicht zu sehr verschlechtert. Auch hier lässt sich bei maximalem optischen Zoom die partiellen Phasen fotografieren. Falls noch vorhanden, den optischen Sucher nicht vergessen, mit Folie zu bedecken. HighSpeed- Speicherkarten und ein Ersatz-Akku mit Ladegerät gehört ebenfalls ins Reisegepäck.  Das Einschalten und Benutzen des Blitzes während der Totalität ist verboten !!!

Einsatz-Beurteilung: 3***/5

4. Digitale Spiegelreflex-Kameras mit Anschlußmöglichkeit langbrennweitiger Objektive/Teleskope

Hier gilt im wesentlichen der gleiche Vorteil wie auch für die analogen Spiegelreflex-Kameras. Doch Achtung: Das in der Grundausstattung mitgelieferte Objektiv entspricht meist einem Bereich zwischen 28-100 mm. Damit sind zunächst keine detailreichen Fotos der Totalität machbar, aber es steht die ganze Palette an Zoom-Objektiven und Teleskopen zur Verfügung. Keine Billig-Speicherkarten verwenden, sondern eine High-Speed Karte hoher Kapazität (mindestens 512 GB) ist für Pixel-Auflösungen von 6 Mio. und mehr Pflicht. Das Verwenden des meist eingebauten Blitzgerätes während der Totalität ist verboten!!!

Einsatz-Beurteilung 5*****/5

Zuletzt möchte ich betonen, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Jeder Finsternisjäger kennt es: Man würde meistens nie mehr so fotografieren wie bei der allerersten Sonnenfinsternis, die man selbst erlebt hat.


 

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