Vom Regen in die Traufe :

Die Jupiterbedeckung vom 23. Februar 2002


Beobachtungsbericht Alexander Birkner / Standort Eppelborn

Beobachtungsbericht Marc Weihrauch / Standort Coswig (Anhalt)

Beobachtungsbericht Stefan Krause / Standort Ratingen

- VORGESCHICHTE UND INFO -

Nach den beiden Saturnbedeckungen durch den Mond zum Ende des vergangenen Jahres ist dieses Mal der grösste Planet unseres Sonnensystems dran. Am Samstag, dem 23. Februar 2002,  wird Jupiter am frühen Morgen ab etwa 03:43 Uhr vom dreiviertelvollen Mond bedeckt. Diese Angabe gilt für 10° Ost und 50° Nord.

Leider findet das Schauspiel in nur gut 6° Höhe über dem West-Nordwest-Horizont statt. Eine einigermassen stabile Wetterlage ist also Voraussetzung für eine erfolgreiche Beobachtung. Und wenn es klappt, kann man streng genommen gleich eine 5-fache Bedeckung erleben. 2 Minuten vor der eigentlichen Bedeckung des Jupitermondes Kallisto verschwindet zunächst noch Europa an Jupiters Westrand (03:41Uhr).

Um 03.43 Uhr schiebt sich der Erdmond über Kallisto, um 03:45 Uhr verschwindet Ganymed, und auch Io bleibt nicht verschont. Er ist um 03:48 Uhr verschwunden. Der Gasriese ist dann um 03:51 Uhr an der Reihe; Bedeckungsanfang ist 03:51:10 Uhr. Jetzt wird das blosse Auge merken, wie schnell der -2.4 mag helle Jupiter immer mehr an Leuchtkraft verliert. Um 03:52:22 Uhr ist Jupiter vollends vom Firmament verschwunden.

Der Austritt des Jupitersystems ist in Deutschland gerade so nicht mehr zu beobachten, denn der Mond ist um 04:36 Uhr, wenn Jupiter wieder auftaucht, in unseren Breiten gerade am untergehen. Auch wenn die geringe Höhe, in der das Ereignis stattfindet, eher ausladend klingt, so ist die Beobachtung sicher wieder sehr spannend. Saturn und Gefolge ist im April 2002 erneut Bedeckungsobjekt des Erdmondes. Ich wünsche allen Beobachtern viel Spass und Erfolg! Beobachtungsmeldungen bitte an info@kernschatten.info

Die Wetterprognose für den Samstagmorgen lautet auf unbeständig. Schneeregen ist angesagt, dazu kräftige Windböen mit Geschwindigkeiten von 80-120 km/h. Der Donnerstagabend ist hingegen noch sehr vielversprechend. Das Bild der Videokamera zeigt, dass der Mond nun zwischen Saturn und Jupiter steht. Es wären ideale Wetterbedingungen, die samstagfrüh unbedingt vonnöten sind...

 

 

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Beobachtungsbericht Alexander Birkner/Standort Eppelborn

* CANON EOS 50 mit 300mm Tele

* MEADE Refraktor 900/1000 + Gemini 10 Nachführung

* SONY CCD-TRV 57

 

Der Donnerstagabend zeigt einen fast perfekt klaren Himmel, wie ich es mir für den Morgen der Jupiterbedeckung erwünsche. Bis dahin hat Luna noch ein wenig Wegstrecke zurückzulegen, und steht nun genau zwischen den beiden Gasgiganten unseres Sonnensystems.

Jupiter und Luna im Weitwinkel der Videokamera

 

 

Doch die Freude währt nur kurz. Quer über die Republik zieht ein schwarzes Wolkenband von West nach Ost. Der Freitag beginnt entsprechend mit Sturmböen und ergiebigen Regenfällen. Ich denke über die Möglichkeit nach, einen billigen Flug in ein südliches Land zu nehmen, am Flughafengelände die Bedeckung zu beobachten, und dann die nächste Maschine für den Heimweg abzupassen. Dieses Wetter lässt die kuriosesten Ideen zutage treten...

Am Nachmittag fällt in Saarbrücken Schnee, der mich auch noch gegen 21.00 Uhr auf meiner Heimfahrt begleitet. Trübe und kalte Aussichten. Der heftige Wind tut ein übriges. Ich telefoniere mit Manfred und checke um 22.00 Uhr die Lage. Geschlossene Wolkendecke, aber immerhin kein Niederschlag. Bei ihm in Saarbrücken, genauso wie hier in Eppelborn. Nicht viel Unterschied zur Situation in Halle: Marc berichtet von vergleichbaren Umständen.

Unser Ziel wäre ein Feld mit Rundum-Blick in Merzig/Tünsdorf nahe Luxemburg. Freie Horizontsicht ist wichtig wegen geringen Ereignishöhe der Jupiterbedeckung. Eine Stunde später wieder kräftiger Regen, die Lage scheint aussichtslos. Anschliessend folgt eine hoffnungsvolle Wolkenlücke, die sich immer grosszügiger öffnet und den Himmel im Westen schnell vollständig freigibt. Immer mehr Sternbilder erscheinen, und der Mond beleuchtet die Umgebung. Jupiter ist weniger als 1 Daumenbreit von der unbeleuchteten Mondseite entfernt, der drohende Crash ist ganz nah und abzusehen! Schnell ist die Videokamera zur Hand.

 

Um wenigstens das nahe Rendezvous festzuhalten, schraube ich die Canon EOS 50 mit einem 300er Tele auf das Stativ, und halte diesen ungetrübten Moment auf einen 100er-Diafilm fest. Wer weiss, was das Wettergeschehen noch an bösen Überraschungen bereithält. 

Auch Manfred hat nun freie Sicht zum Geschehen. Allerdings ist er gegen eine Fahrt zum geplanten Spechtelort, weil ihm diese Wetterlage zu unbeständig erscheint. Doch so schnell möchte ich nicht aufgeben, und entscheide mich, den Meade-Refraktor einfach unweit des Hauses mit günstiger Lage zum West-Horizont aufzustellen. Und zwar sofort. Es sind nur wenige Meter zu gehen, der PKW dient mir zur Stromversorgung der Nachführung der Montierung. Einnorden ist schwierig, denn der Polarstern ist nicht zu sehen. Also vertraue ich dem Kompass. Während des Aufbauens blinzeln Luna und Jupiter immer wieder zwischen Wolkenlücken hindurch. Ich hege Hoffnung.

Jupiter durch Meade-Refraktor 1000mm/20mm Okular

Um 01.30 Uhr ist Teleskop und Videokamera einsatzbereit. Nicht aber die obere Etage. Der Westen zeigt einen schwarzen Himmel, und der Wind pfeift mir um die Nase. Was die nächsten Stunden folgt, ist ein Geduldsspiel. Schwarze Wolkenfelder wechseln mit kurzen, aber klaren Abschnitten, in denen immer wieder der Blick zu den Crash-Kandidaten frei wird. In einer solchen Lücke nehme ich mir Jupiter bei 60facher Vergrösserung vor. Die Band-Strukturen auf dem Planeten sind gut zu erkennen, am weitesten entfernt steht Kallisto, der nächste Punkt zum Planeten sollte Europa sein und dann ist da noch...nichts mehr. Der Wolkenvorhang beendet eine eindeutige Mondschau- und Identifizierung. Nicht mal der Erdtrabant verbleibt!

Hier einige Ansichten der Videokamera :

 

 

Das Beobachten ist reine Nervensache. Wie sich die Bilder im Halbstundentakt doch gleichen. Ausser der Abstand M<==>J.

 

 

Noch 15 Minuten bis zur Bedeckung. Ich bin nervös und zappelig. Nun wird's eng!

 

 

Die letzten Bilder der Videokamera. Der Wolkenvorhang fällt erneut.

 

Um 03:40 Uhr ist vom Mond nichts zu erahnen. Ich befürchte das Schlimmste. Vom Horizont naht eine Lücke. Aber ob die Zeit noch reicht? Und tatsächlich: Der Mond wird schlagartig freigegeben! Direkt davor steht Jupiter! Es kann nicht mehr lange bis zum 1. Kontakt des Planeten dauern. Aber was ist das? Die Wolken direkt über mir öffnen just in diesem Moment ihre Schleusen, und ein fetter Regenschauer ergiesst sich. Der Katastrophenfall ist eingetreten. Heftige Sturmböen, und ich weiss nicht, was ich zuerst einpacken soll. Die Videokamera hat zwar Feuchtigkeitserfahrung, doch möchte ich diese Eigenschaften nicht weiter testen...

Während Geräte und ich platschnass werden, verschwindet Jupiter in der einzigen Wolkenlücke vor meinen Augen hinter der unbeleuchteten Mondseite. Aber ich kann nicht beobachten, denn mir bleibt nichts anderes übrig, als die Geräte flink ins Auto zu packen. Es geht recht schnell. Überdies ist Jupiter verschwunden. Und der Mond, der gerade einen Planeten verschluckt hat, verschwindet jetzt auch hinter einer mächtigen Wolkenwand. Ende jeglicher Vorstellung. Für Bilder hat es leider nicht gereicht. Während ich enttäuscht die Stative abbaue, meldet sich Marc per Handy und berichtet von seinem Beobachtungserfolg. Nur langsam lässt der Regen nach.

Die nächste Chance zur Planetenbedeckung gibt es am 16. April 2002. Saturn ist dann zum dritten Male in kurzer Zeit dran. Allem Aprilwetter zum Trotz. Vielleicht sollte ich einen Regentanz einüben, der jegliche Wolken vertreibt!

 

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Beobachtungsbericht Marc Weihrauch / Standort Coswig (Anhalt)

 

Ich war mit Gunter Helmer und Sebastian Krause verabredet. Bei einem Mitternachtsimbiss haben wir noch beraten, was wir tun sollen. Gunter  Gunter meinte, wenn wir eine Chance hätten, die Jupiterbedeckung zu sehen, dann in Elbnähe. Also sind wir nach Coswig/Anhalt gefahren und haben uns dort auf einen Feldweg gestellt. Dicke Wolken ließen Regen fürchten, aber gegen drei hellte sich der Nordwesthorizont auf. Eine Lücke! Luna und Jupiter auf direktem Kollisionskurs! In wenigen Minuten war mein kleines Teleskop einsatzbereit, aber da zog schon wieder ein Wolkenband über die entscheidende Stelle...

...das scheinbar rechtzeitig wieder wich. Nur noch kurze Zeit bis zur Bedeckung. Die Galileischen Monde, die wegen Extinktion sowieso kaum zu sehen waren, waren bis auf Europa schon hinter unserem horizontnah-gelben Trabanten verschwunden, als das nächste Wolkenband auf Luna zusteuerte.

Erster Kontakt! Das Bild zitterte furchtbar vom böigen Wind, während das Planetenscheibchen mehr und mehr abnahm. Das Wolkenband, düster und grau, am Rand von Mondlicht unheimlich erleuchtet, kam ins Bildfeld und begann, Luna zu erobern. Das Jupiterscheibchen wurde zum Pünktchen und verschwand hinter der Nachtseite Lunas - in diesem Moment erreicht das irdische Wolkenband den Ort des Geschehens! Sekundengenaues Timing erlaubte uns, den kompletten Eintritt zu verfolgen.

Nach dem Eintritt wurde noch ein bißchen quergespechtelt. Leo, Bootes und Corona borealis kündeten vom Frühling, während Adler, Leier und Cygnus schon auf den kommenden Sommer deuteten. Der Austritt fand dann definitiv hinter Wolken statt, aber zum Abschied blickte ich dem Schwan ins Auge.

(Die heftig blitzenden Wolken im Nordwesten drängten auch zur Abreise)

 

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Beobachtungsbericht von Stefan Krause/Standort Ratingen

eMail : serviceteam@reisebuero-suedstadt.de

Web : www.eclipse-reisen.de

und : www.astronomische-reisen.de

 

KATJA & STEFAN jagen MOND & JUPITER

 

Die Wetteraussichten für die Jupiterbedeckung in der Nacht von Freitag auf Samstag sind katastrophal. Aber da wir ohnehin bis zum frühen Morgen mit dem Auto unterwegs sein werden, machen wir uns keine allzu großen Sorgen. In absolutem Schmuddelwetter fahren wir von Bonn aus Richtung Ruhrgebiet, um eine Party in Bochum zu besuchen. Hinter Essen läßt der Regen nach, und kurz vor Bochum reisst der Himmel auf. Jetzt, kurz vor 21 Uhr steht der Mond noch rund 3 Grad von Jupiter entfernt.

Wir machen uns irgendwie immer noch keine Sorgen, obwohl zwischendurch neu ankommende Gäste von einem Hagelschauer berichten. Wie geplant brechen wir kurz vor 3 Uhr auf, um uns einen Beobachtungsort am Abhang des Bergischen Landes bei Mettmann zu suchen. Trotz geschlossener Wolkendecke inspiziert Katja noch einmal ihr Fernglas, an dem noch Wüstensand haftet. Als wir bei Essen von der A 40 auf die A 52 wechseln, reissen die Wolken plötzlich auf. Und sofort wird im Westen der Mond sichtbar, und dicht daneben der strahlend helle Jupiter. Nach dem heftigen Regen ist der Himmel in der Tat kristallklar. Aber es sind eben nur Wolkenlücken und die verändern rasend schnell ihre Position.

Kurz erwägen wir, im Bereich Mülheim/Essen hinter einer Wolkenlücke herzufahren, verwerfen das dann aber, weil es nur noch über eine halbe Stunde bis zur Bedeckung ist. Als wir die Ruhr überqueren, wird unsere Entscheidung bestätigt. Richtung Düsseldorf ist der Himmel dunkel, eine große wolkenfreie Zone kommt von Westen her auf uns zu. Bei Breitscheid auf die A3, aber was ist denn das da im Süden? Große Wolkenbänke mit Wetterleuchten! Der Beobachtungsort Mettmann wird verworfen, und wir entscheiden uns für Ratingen. -

Wir fahren zunächst auf die historische Altstadt zu. Trotz der Straßenbeleuchtung und der Nähe zum Mond ist Jupiter völlig problemlos zu sehen. Zum Glück kenne ich Ratingen relativ gut. Wir fahren auf die Ringstraße. Katja weist auf die rechter Hand liegende und angestrahlte Wasserburg mit dem schönen Namen "Haus zum Haus" hin, und in der gleichen Sekunde entscheiden wir: das ist unser Beobachtungsort! Angesehen von den Strahlern, die die Burg erleuchten und den spärlichen Lampen entlang der Fußwege, die durch das Areal führen, ist es hier für eine städtische Lage erstaunlich dunkel. Die Parkbäume stören etwas, aber nach ein paar Minuten haben wir eine Stelle gefunden, an der wir alle Lampen im Rücken und keine Bäume vor uns haben. -

Es ist ziemlich kalt und windig. Außer uns scheinen nur die Enten und Gänse auf dem Burggraben aktiv zu sein. Jedenfalls hören wir permanentes

Geschnatter. Noch eine viertel Stunde. In meinem 10 x 40 Glas ist Jupiter einwandfrei als kleines Scheibchen erkennbar, aber selbst das 8 x 30 von Katja reicht vollkommmen aus, 42 Bogensekunden sind eine ganze Menge. Mit bloßem Auge wirkt der Planet jetzt doch etwas unscheinbar, der helle Mond im 2. Viertel überstrahlt ihn deutlich. Was ist denn das?

Da kommen doch von Westen ein paar Wölkchen angebraust, und das keine 10 Minuten vor der Bedeckung. Glück gehabt, die sind so schnell, daß sie nach 3 Minuten schon durchgerauscht sind und außerdem so dünn, daß Jupiter hindurchscheint. Noch 5 Minuten .... Katjas Uhr zeigt jetzt 3.48 Uhr an. Hm, da sind wieder neue Wölkchen, ob das hinhaut ... die Sekunden kriechen jetzt nur so vor sich hin. Mit bloßem Auge ist Jupiter direkt neben dem Mond zu einem unscheinbaren Sternchen geworden. Aber der Blick durch das Fernglas zeigt: noch ist das Scheibchen komplett. So allmählich müßte doch .. Ja, jetzt wird der Planet angeknabbert, Sekunde um Sekunde wird das Scheibchen kleiner. Jetzt haben wir schon "Halbjupiter". Im gleichen Augenblick schiebt sich von links unten ein freches Wölkchen ins Blickfeld und zieht vor den immer leuchtschwächeren Jupiter.

Mit stoischer Ruhe bewegt sich derweil der Mond weiter vor, der Rest vom Jupiter ist nur noch ein heller Lichtpunkt, und dann ..... im Augenblick der endgültigen Bedeckung senkt sich der Wolkenvorhang über die Bühne! Nur für ein paar Sekunden, dann ist der Mond wieder da und Jupiter ist weg.

Wenn wir den Austritt noch beobachten wollen, benötigen wir unbedingt einen anderen, höher gelegenen Beobachtungsort. Wir fahren auf die Landstraße Richtung Wülfrath. Mitten in der freien Landschaft stoßen wir auf eine offene Tankstelle, die wir sofort ansteuern, weil das Benzin nicht bis Bonn reichen wird. Na sowas, der Himmel hat sich in den letzten Minuten völlig zugezogen, haben wir ein Glück gehabt! Aus der Tankpause wird dann eine Essenspause und eine nette Plauderei mit dem Tankwart. Katjas Augen leuchten - es war Ihre erste Planetenbedeckung. Zwischendurch eine Blick raus: keine Chance mehr, alles dicht. Wir futtern gemütlich zuende und machen uns mehr als zufrieden auf den Heimweg.