Die Erlebnis- und

Beobachtungsberichte

im Januar 2003


Bericht 1: Zunehmende Mondsichel am Abend des 5. Januar 2003

Aufnahmeinstrument : Olympus C3020 Digitalkamera + Telekonverter 1,45-fach

Beobachtungsort : Eppelborn, zuhause

Wetter : 0°C, windstill, leichte Bewölkung

Ich glaub's ja fast nicht. Nach wochenlangem Dauerregen, Sturm, Überflutungen und anderen verzichtbaren Wettererscheinungen bringt der Sonntag heute wenigstens ansatzweise, hier und da blauen Himmel hervor. Am Vortag hat's geschneit, während das Hochwasser der umliegenden Flüsse wieder langsam zurückgeht. Es sind kühle 0°C heute Abend, und die zu rund 10% beleuchtete Mondsichel erhebt sich über den langsam vorbeiziehenden Wolken in Richtung S/SW.

Mond mit 43 Capricorni Aschgraues Licht Eppelborner Nächte

Es ist erfreulich, nach den vielen Wochen mit zugezogenem Himmel auch mal wieder etwas beobachten zu können. Die Begegnung von Saturn mit dem Krebsnebel am Morgen des 4. Januar fiel in die Zeit eines kräftigen Regenschauers.


Bericht 2: Die Jagd auf C/2002 X5 Kudo-Fujikawa am Sonntag, 12. Januar 2003

Beobachtungsort: Spechtelplatz Braunshausen

Beo-Zeit: 03.30 - 07.30 Uhr MEZ

Beobachtungsinstrument: 10x50 Fernglas, Praktika-SLR mit 135+200mm Objektiven, huckepack auf Meade 10"Refraktor mit Gemini 10 Nachführung

Wetter: zunächst leichte Windböen aus Südwest, später windstill, Durchsicht mäßig, kurzzeitig Wolken, leichter Hochnebel aus NW, Temperaturen von -8°C bis -13°C, später Schleierwolken

 

Aufsuchkarte C/2002X5 für den 12.01.2002

Zusammen mit Manfred Haberstroh will ich es heute endgültig schaffen: X5 definitiv im Fernglas zu Gesicht zu bekommen und vielleicht ein Foto anzufertigen. Nach meinen eher enttäuschenden Sichtungsversuchen vom 6. und 8. Januar (jeweils morgens zwischen 05.15 und 06.30 Uhr) hoffe ich, den tief am NO-Himmel stehenden Komet endlich zu Gesicht zu bekommen.

Braunshausen mit seinen günstigen Beobachtungsbedingungen (keine störenden Stadtlichter) empfängt mich frostig bei -8°C. Über einer geschlossener Schneedecke wehen hier und da leichte Windböen. Es ist 3.25 Uhr, als ich am Spechtelplatz ankomme. Orion ist gerade im Begriff, am Westhimmel unterzugehen. Die Sichtbedingungen sind nicht optimal, das Seeing ist nur mäßig gut. Als nächstes muss ich die Gasbuddel mit dem Heizstrahler aufstellen, um mich aufzuwärmen. Manfred trifft kurz darauf ein und demonstriert mir seinen neuen Sternzeiger. Ein grüner Laser, den man wirklich als Pointer für das Himmelszelt benutzen kann. Sehr praktische Sache, weiss man doch, von welchem Objekt man spricht.

Etwa 35 Minuten brauche ich, bis das Teleskop steht und ich den Nachführmotor einschalten kann. Das Polsucher-Fernröhrchen und die Einstellung von meiner letzten Beobachtung hier stimmen fast perfekt, und nach wenigen Korrekturen ist der Himmelspol gefunden. Der ruhig stehende Leitstern im Fadenkreuz bestätigt mir, dass die Nachführung ziemlich genau stimmt - ich brauche minutenlang nichts zu korrigieren.

Die extreme Kälte ist echt brutal. Doch meine neuen Thermo-Klamotten waren das wenige Geld wert und halten warm. Zusätzlich ist der Taschenwärmer notwendig.

 

 

 

 

Bis der Komet um 5:16 Uhr MEZ über den Horizont steigt, ist noch Zeit um andere Objekte auf Zelluloid zu bannen. Das Sternbild Leier mit der unübersehbaren Wega passt gut in das 135 mm-Objektiv, und ich belichte 10 Minuten auf Kodak Elitechrom 200. Die Kälte beisst in meine Händen, die ich mit Baumwoll-Handschuhen schütze. Manfred meldet mir jetzt -13°C. Der Boden ist gefroren, und was mir besonders auffällt, ist die extreme Ruhe. Üblicherweise sind doch immer irgendwelche Tiere zu hören oder zu sehen. Doch heute regt sich überhaupt nichts, es ist totenstill. Auch der Wind hat sich gelegt, und das verstärkt diesen Eindruck umso mehr.

Es ist 5:16 Uhr, als der Komet über den Horizont steigt. In die Blickrichtung nach Osten steht eine Baumgruppe, die X5 erst zu überwinden hat. Doch es ist wie ein Fluch, ziehen doch ausgerechnet jetzt Schleierwolken in östlicher Richtung auf! Es darf nicht wahr sein. Das ändert sich in der nächsten halben Stunde nicht; der Himmel bewölkt sich insgesamt mehr und mehr. Zwischenzeitlich erhebt sich auch die Venus am Rande der Baumgruppe empor. Zusammen mit Mars, der in der 2-Uhr-Position von Venus zu sehen ist, erheben sich die beiden Planeten im oberen Teil des Sternbildes Skorpion über den Südost-Horizont. Eine lustige und auffällige Kombination aus hellen Lichtpunkten.

Die Kälte kriecht jetzt auch auf die Objektive, die zunehmend vereisen. Nur mit Mühe kann ich sie wieder auftauen. Der Hochnebel mit seiner Feuchtigkeit schlägt auf allen metallischen und gläsernen Oberflächen nieder und gefriert augenscheinlich. Kein Wunder bei den Temperaturen! Auf einen künstlichen Weichzeichner auf der Objektiv-Oberfläche verzichte ich nur zu gerne.

Doch die Schleierwolken lösen sich nach und nach wieder auf. Die Sicht ist jetzt frei in Richtung C/2002X5. Zuerst finden wir ihn nicht anhand der Sternkarte, die ich von dem Komet habe. Doch dann ist Manfred der Meinung, ein diffuses Fleckchen im fraglichen Gebiet gesehen zu haben. Nach kurzer Suche kann ich es bestätigen. Doch der Eindruck ist eher enttäuschend. Details oder gar die Koma oder der Schweif ist nicht auszumachen. Doch die Beobachtungsbedingungen sind nicht wirklich gut wegen des leichten Nebels. Ich sehe einen diffusen Rand um ein sternenähnliches Objekt. Aber kein Zweifel, die Position stimmt und es kann nur Kudo Fujikawa sein. Er gibt sich bescheidener in seinem Aussehen als Ikeya-Zhang im vergangenen Frühjahr. Und die Beobachtungsbedingungen verschlechtern sich nun mit jedem weiteren Morgen. Das ist auf die immer früher einsetzende Dämmerung zurückzuführen. Gleichzeitig wird aber auch die Helligkeit des Kometen ansteigen. 2 Effekte, die jetzt für die Sichtung gegeneinander arbeiten, wie so oft.

Um keine Zeit zu verlieren, mache ich 2 Aufnahmen mit je 10 Minuten Belichtung von der in Frage kommenden Region. Das 135mm Objektiv ist hoffnungslos zugeeist, und ich nehme das 200mm zur Hand. Diese Bilder sind meine ganze Hoffnung, vielleicht doch noch einen Schweifansatz des Kometen zu Gesicht zu bekommen.

scope painting Hantel und Schweif Nicht der Mond...

Bilder-Update: 28. Januar 2003

Einige verbliebene Schleierwolken im Südosten werden von der sich ankündigenden Dämmerung angestrahlt; die Nacht neigt sich dem Ende zu. Manfred packt seine Sachen, und nach einem gemeinsamen Fencheltee mit Honig zum Aufwärmen über dem Gasstrahler ist unsere Nachtschicht beendet. Der Osthorizont färbt sich zart orange, die Venus brennt wieder ein Loch in das Tiefblau des Himmels. Ich mache noch ein paar Gegenlichtaufnahmen mit dem Teleskop als Vordergrund, und beginne dann mit dem Abbau der Geräte.

Nightlife Terminator kommt!

Der Sonnenaufgang ist von einem malerischen Orange begleitet, doch zuhause angekommen, ist der Teleskoptubus immer noch von einer dicken Eisschicht überzogen. Während des Auftauens werde ich den fehlenden Schlaf nachholen, der mich überkommt, und bin somit für die nächsten Stunden erst einmal ausser Betrieb:-)

Natürlich werde ich Kudo-Fujikawa im Auge behalten. Zum Monatsende läuft er nahe bei Merkur vorbei, der dann eine eventuelle Sichtbarkeit bietet. Vielleicht gibt es einen weiteren Beobachtungsbericht, doch das weiss nur der Wettergott.

Nachtrag zum Komet Kudo-Fujikawa C/2002 X5: Entgegen der Prognosen entwickelt sich der Komet ca. 3 mag niedriger, als erwartet. Daher ist die Abbildung auf meinem Foto entsprechend schwächer, als erwartet. Zum Zeitpunkt dieser Aufnahme war Kudo-Fujikawa 6 mag hell. Gegen Ende Januar kommt er in den Einfluss der Sonne, und das Sonnenteleskop SOHO hat ihn am 28.01.03 fotografiert. Hier das Ergebnis.


weitere Beobachtungsberichte vom Januar, sobald das Wetter wieder mitspielt:-)