Astronomische Beobachtungen im Februar 2005


 

 

*** BERICHT 3/3  VOM 06. Februar 2005- EIN VERUNGLÜCKTER SONNENUNTERGANG UND VERSCHENKTER KOMET!

 

Beobachter: > Alexander Birkner, Doris Recktenwald
Beobachtungsanlass: > Sonnenuntergang mit 1000mm
Beobachtungsort: > Eppelborn Hirschberg-Areal, N49°23'08", E 006°56'06" , Höhenangaben noch nicht ermittelt
Beobachtungszeit: > 06.02.2005, 17:25 - 17:45 MEZ
Seeing (Luftunruhe): >   k.A./ 5
Transparenz (Durchsicht): >   1-2/ 5

Wetterbedingungen

> leicht neblig-trüb in Horizontnähe, Temperaturen um 3°C, leichte Wolkenbänke nur in Horizontnähe
  >  
Beobachtungsinstrumente: >  
verwendete Fototechnik: > Canon DSLR EOS 300d mit MTO-1000/f11 Maksutov-Spiegeltele auf Berlebach Holzstativ.
 

 

 

Die recht beständige

 

Hochdruckzelle in den ersten Februartagen bringt auch an diesem Wochenende reichlich Sonne. Grund genug für mich, gemeinsam mit Arbeitskollegin Doris die Höhen des Eppelborner Hirschberges zu erklimmen und den Sonnenuntergang mit 1000mm Brennweite festzuhalten - erstmalig digital für mich. Der in der Nacht gefrorene Boden wird bei wenigen Graden über Null tagsüber von der Wintersonne aufgetaut und verwandelt die ohnehin schlecht begehbaren Wege in das reinste Schlammfeld. Der Wind lebt nur gelegentlich kurz auf und ist kein Störfaktor.

 

An günstiger Stelle angekommen, schaue ich zuerst mit bloßem Auge durch das Sonnenfilter der Russentonne. Aber unser Tagesgestirn ist schon zu tief in die Smogschichten versunken, um bei einem ND-5-Filter noch etwas gescheites zu sehen. Der Sonnenball beginnt, sich infolge der Refraktion zu verformen und zeigt sich in tiefem Orangerot im Südwesten. Um 17:28 Uhr steht die Sonne nur noch weniger als 1 Grad über dem Null-Horizont. Ein zauberhafter Anblick im Sucher der DSLR. Ich lauere auf einen grünen Blitz, wofür die Chancen heute gar nicht schlecht stehen. Es ist fast windstill geworden. Der relativ dichte Dunst zieht sich bis weit in die Täler, die von hier oben kaum zu erkennen sind. Sogar der Erdschatten ist gegenüber der roten Sonne nur zu erahnen. Nur der Zenitbereich ist wirklich klar.

 

Doch die Sonne verliert sich im dichten Horizontnebel und wird zu stark abgeblockt. Nur im Sucher der Kamera kann ich sie noch schwach erkennen, wie sie sich Häusern und Bäumen am Horizont nähert. Was wäre das für eine Szenerie, wenn die Dunstglocke nicht sooo dicht wäre. Sehr schade, und so bleibt es für dieses Mal bei einem ziemlich verunglückten Sonnenuntergang. Unser obligatorisches Selbstportrait zeigt dann aber doch noch ein wenig den Erdschatten, bzw. den Venusgürtel im Norden durch die dämmerungsbedingt längere Belichtungszeit. Wie heißt es so schön - better luck next time!

 

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Hinweis: Diese Fotos sind nicht bearbeitet, sondern lediglich in eine webtaugliche Größe heruntergerechnet.

 

Doch an diesem Tag steckt offenbar der Teufel im Detail. Irgendwie geht alles fototechnische heute ziemlich schief. Als sich am Abend der Nebel nicht weiter ausbreitet, beschließe ich, den Refraktor im Garten aufzubauen und neue Fotos von Komet Machholz zu schießen. Als ich fertig mit dem Aufbau des Teleskops bin, zieht sozusagen zur Begrüßung dieser Spechtelrunde eine Wolkenbank von Norden heran - großartig! Aber es ist nicht dramatisch, nach 5 Minuten lockern die Wolken auf und die Sicht ist frei in Richtung Machholz, der sehr leicht, ausgehend von Epsilon Cassiopeiae (3.5 mag), als Orientierung zu finden ist. Im 10x50-Fernglas wirkt er etwas kleiner als ein halber Vollmond. Mir scheint der Schweif etwas besser erkennbar als bei den Sessions im Januar. Nun gut, ein Leitstern ist im Fadenkreuz eingestellt, an der EOS 300d ist das 300mm-Objektiv einsatzbereit und der IR-Empfänger der Kamera wartet nur auf mein Startsignal. Das Unglück nimmt seinen Lauf...

 

Nach 3 Minuten ist die erste Aufnahme bei 800 ASA beendet. Toll - ich habe den Fokus nicht gut getroffen, die Aufnahme ist zu unscharf. Ein Kontroll-TV habe ich aus Zeitgründen weggelassen, aber dieses Utensil hätte den Fehler vermieden. Also Fokus an einem hellen Stern erneut justieren, die Kamera wieder auf Machholz gerichtet, und erneut 3 Minuten belichtet. 3 gleiche Aufnahmen sind doch nicht zu viel verlangt heute Abend, oder vielleicht doch? Die 3 Minuten sind um, und der Kameramonitor zeigt mir... kein Machholz?! Isser geklaut oder was? Nein, dieses Mal ist die Aufnahme schön scharf, aber ich habe den falschen Ausschnitt getroffen und Epsilon Cassiopeiae und Umgebung abgelichtet! Das restliche Umgebungslicht hat mich zu sehr abgelenkt.

 

Also auf ein neues! Machholz steht nun definitiv im Kamerasucher. Also Heikes Küchentimer erneut gestartet und wieder 3 Minuten belichtet. Nach etwa einer Minute die nächste Überraschung: Wohin ist denn jetzt der Leitstern verschwunden. Er ist nicht mehr im Okular. Oh Mann, von Norden schiebt sich eine geschlossene Wolkendecke über mich und das Teleskop. Großartig, was für ein motivierender Abend. Oder besser Nacht, denn die Uhr sagt mir, dass es nun 0.30 ist, ich heute Abend kein brauchbares Bild zustande gekriegt habe und der ganze Kram vor mir noch abgebaut und ins Haus gebracht werden muss! Morgen habe ich Frühschicht - was will man mehr!

 

Na schön, so hat auch diese mond- und nutzlose Sonntagnacht ihr Ende gefunden, in der ich nicht gerade meinen besten Einsatz gezeigt habe. Aber der Gedanke an die gelungenen Machhölzer aus Tagen mit einem glücklicheren Händchen entschädigt wenigstens etwas, als ich das letzte Werkzeug in den Keller gestellt habe. Mehr kann heute nicht mehr schief gehen... gähn!

 



*** BERICHT 2/3  VOM 04. Februar 2005- DIE NAHE BEGEGNUNG DES MONDES MIT ANTARES

 

Beobachter: > Alexander Birkner
Beobachtungsanlass: > nahe Begegnung des Mondes mit dem Hauptstern des Skorpions, Antares
Beobachtungsort: > Eppelborn Hirschberg-Areal, N49°23'08", E 006°56'06"
Beobachtungszeit: > 04.02.2005, 05:00 - 05:30 Uhr MEZ
Seeing (Luftunruhe): >   2-3./ 5
Transparenz (Durchsicht): >   4-5/ 5

Wetterbedingungen

> rasche Aufklarung nach Bewölkung, teils schwer beobachtbar wegen eines Wolkenstreifens
> entlang des N-O-S-Horizontes
Beobachtungsinstrumente: > 10 x 50 Fernglas
verwendete Fototechnik: > Canon EOS 50 + Canon EF 75-300mm Telezoom auf Berlebach-Stativ Report

 

Bericht:

 

Um 3.30 Uhr klingelt mich der Radiowecker aus dem Bett. Obwohl die Hoffnung gering ist, die frühe Begegnung von Mond mit Antares zu sehen, will ich wirklich wissen, wie es draußen aussieht. Alle Wetterprognosen stehen mindestens auf dichte Bewölkung, Regen wird aber für den Morgen erwartet. Ich rechne schon damit, mich wieder meiner Matratze widmen zu können.

Doch wieder einmal heißt es, die Wetterfrösche Lügen zu strafen. Der Blick vom Balkon zeigt eine sich auflösende Wolkendecke. Und in der Tat: Um 4:00 Uhr haben sich die meisten Wolken verzogen, der Himmel ist glasklar.

 

Geplant war ursprünglich eine Fahrt zur Zentrallinie der streifenden Mond-Antares-Bedeckung. Doch nach den Wetterprognosen habe ich davon Abstand genommen. Die Zentrallinie liegt für mich recht günstig erreichbar in Rheinland-Pfalz und reicht in der Gegend von Idar-Oberstein am nächsten an meinen Wohnort heran. Marc Weihrauch hat mir noch am Vorabend erzählt, der Korridor zum Beobachten der On-Off-Effekte, wenn Antares zwischen den Mondtälern sozusagen an- und ausgeschaltet wird, sei nur wenige Kilometer breit. Ich dürfte von diesen Effekten zuhause jedoch nichts erkennen, sondern nur Zeuge einer äußerst nahen Begegnung werden.

 

So gezögert habe ich beim Einpacken der Ausrüstung noch nie. Komplette Teleskopausrüstung mit Nachführung oder stehende Kamera? Hmm, der Boden im freien Gelände muss wegen des nächtlichen Regens triefend nass sein, das ist nicht so gut für die Stahlsäule mit der schweren Monti. Außerdem muss ich jederzeit mit neuen Wolken rechnen. Also Berlebach- Holzstativ und 300mm Röhrchen - das muss heute Morgen reichen. Die Zeit wird ohnehin knapp.

 

Auf dem Eppelborner Hirschberg muss man zur Beobachtung des SO-O-Horizonts schon wissen, wo man hinfährt. Mir bleibt nur der Schotterweg zum ehemaligen Spechtelplatz des Kometen Ikeya-Zhang, den ich hier im Frühjahr 2002 mit Manfred beobachtet habe. Heute früh kann ich von hier den Komet Machholz im Fernglas finden, den seine Bahn neben der Cassiopeia vorbei führt. Im 10x50 Bino ist er klar und deutlich zu sehen. Die Atmosphäre erscheint mir außerordentlich klar, das Funkeln der horizontnahen Sterne ist gering. Der Mond steuert um 5.05 Uhr auf Antares zu, und das in nicht mal 5° Höhe. Ausgerechnet bis in diese Höhe etwa zieht sich von Nord über Ost nach Süden ein Wolkenband, dass im Normalfall überhaupt nicht stören würde. Aber bei dieser Ereignishöhe ist es tödlich. Tödlich undurchsichtig. Ausgerechnet jetzt. Und so sehe ich erst mal nichts vom event, es war also nicht unklug, die große Ausrüstung im Keller gelassen zu haben.

 

Um 5.10 Uhr leuchtet das Wolkenband in Südostrichtung. Plötzlich sticht ein Horn aus dem Band hervor: Mond kommt! Eine Frechheit ist, dass ich 20 und 22 Scorpi, 2 rd. 5 mag helle Sterne, ohne weiteres oberhalb der Szenerie Mond-Antares hervorragend sehen kann! Es dauert noch 10 Minuten, bis sich die Hauptakteure des Morgens über die Wolken emporheben. Aha, jetzt kann ich Antares erstmalig neben dem zu 30% beleuchteten Mondglobus erkennen. Sofort taucht er die Landschaft in ein goldenes Licht. Das ist wirklich nah. Sehr schön ist das aschgraue Licht des Mondes zu sehen, dass zu Antares einen wunderschönen Kontrast bildet. Mit dem Fernglas sehr beeindruckend anzuschauen, dieser Mix aus weichenden Restwolken, dem rötlichen Antares und der dunklen Mondseite.

 

Mir fällt beim Beobachten nichts ungewöhnliches auf, für einige 10 Sekunden ist die Szenerie ohne jegliche Wolken zu sehen. 17.30 Uhr, der Mond hat nun schon einen deutlichen Abstand zum Skorpionstern Antares. Was mir diese Morgen-Tour eingebracht hat, sehe ich erst einige Tage später, als der Diafilm entwickelt aus dem Labor zurückkommt. Die meisten Bilder zeigen Antares bei 4s Belichtung noch punktförmig. Bei einer 10s-Belichtung bin ich wie erstarrt: Antares ist wegen der langen Belichtung zu einem Strich verzogen, was zu erwarten war. Doch das besondere: Die Strichspur zeigt eine erkennbare Unterbrechung, die nicht von Wolken herrührt! Und das ist auf dem Foto unten zu sehen. Nein, es ist nicht von bestechender Schönheit, sondern zeigt nur, dass mit dieser Aufnahmevariante eindeutig zu sehen ist, wie Antares kurzzeitig hinter einem Mondberg verschwunden ist. Aus einem Teilerfolg wird ein Vollerfolg.

 

 

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900dpi-Scan vom Papierabzug

Belichtung 10s, 300mm

auf Kodak Elitechrome 400

 

 



 

*** BERICHT 1/3  VOM 05. Februar 2005 - EINE FAST NACKTE SONNE

 

 

Beobachter: > Alexander Birkner
Beobachtungsanlass: > Sonnenbeobachtung vor dem Wiedererscheinen des Sonnenflecks 10-720
Beobachtungsort: > Eppelborn, zuhause :(N 49°24'22", O 6°57'41", Höhe 231m)
Beobachtungszeit: > 05.02.2005, 15:45 - 16.00 Uhr MEZ
Seeing (Luftunruhe): >   k.A./ 5
Transparenz (Durchsicht): >   k.A./ 5

Wetterbedingungen

> fast unbewölkter Himmel (außer Horizont), 6°C, windstill.
  >  
Beobachtungsinstrumente: >  
verwendete Fototechnik: > Canon DSLR EOS 300d mit MTO-500 mm Maksutov-Spiegeltele
     

Die Gunst ...

der klaren Stunde will ich nicht ungenutzt verstreichen lassen. Der Hochdruckeinfluss beschert heute einen Himmel mit teilweiser Quellbewölkung, aber überwiegend blauem Himmel. Das ist die Gelegenheit, den Bereich des bald vollständig und zum zweiten Mal erscheinenden Riesenfleck 10-720 am mittigen Ostrand der Sonne zu begutachten. Dieser stieß im Januar 5 X-flares in Richtung Erde und sorgte am 21.01. für Polarlichter bis hinunter in die Schweiz.

Heute herrscht auf der erdzugewandten Seite der Sonne Ruhe. Der kleine Fleck auf der linken Seite (Ostrand) ist Nr. 730, der kleine auf der rechten Seite (Westrand) ist Nr. 729. Beide werden keine besonderen solaren Aktivitäten verursachen.

Bei diesen Aufnahmen leiste ich mir einen kleinen faut-pas und habe bei der ISO-Einstellung versehentlich 1600 nicht auf 100 geändert. Naja, wie sonst käme wohl eine Belichtungszeit von 1/4000 zustande? Passiert ist passiert, und mittels Dunkelbildabzug ist die Sache nur halb so schlimm. Das Fackelgebiet am Ostrand ist dadurch allerdings nicht so detailreich, andererseits waren es ja auch nur 500 mm Brennweite x Faktor 1,6.

 

Für eine vergrößerte Ansicht auf das Bild klicken:

Bilddetails:

4 x 1/1000s  =4 Einzelbilder

1600 ASA

Festblende MTO 8/500mm x 1,6 =800mm

Kamera Canon DSLR 300d

Darkframe-Abzug pro Einzelbild in Adobe PS

Bildaddition manuell in Registax 2.1.13.0

Tonwertkorrektur in Adobe PS

Farbbalance-Korrektur in PS

 


 

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