Die Erlebnis- und
Beobachtungsberichte des Monats
Februar 2003
Beobachtungsbericht 1: Digitalnacht mit Mond, Jupiter und Saturn am 14. Februar 2003
Beo-Ort : Eppelborn, zuhause
Uhrzeit : 18:00 - 21.00 Uhr MEZ
Wetter : gute Durchsicht, Hoch "Helga" dominiert als sog. Omega-Wetterlage, Temp. -2°C
Ausrüstung : Meade 4-Zoll-Refraktor auf Gemini-10-Montierung, Olympus Camedia C3020
Beo-Objekte: Mond, Jupiter, Saturn
Schon seit Tagen hält sich mit ungewohnter Beharrlichkeit eine Hochdruckwetterlage über Mitteleuropa. Das ist eine ungewohnte Situation, denn bisher zeigt sich das Jahr 2003 gerne wolkenverhangen. Also die Chance, das Teleskop endlich mal wieder im Sternenlicht zu baden. Doch leider nervt der zu 93% beleuchtete und zunehmende Mond ziemlich und mach den Blick in den wirklich tiefen Himmel unmöglich. So ist die Gelegenheit günstig, im heimischen Garten das Teleskop aufzustellen. Hier die Himmelssituation für 19.38 Uhr für Eppelborn-Hirschberg mit Markierung der Objekte der Begierde:
Himmelsanblick vom 14.02.2003 um 19:38 Uhr an meinem Spechtelplatz in Eppelborn |
Also mache ich aus der Not eine Tugend und rücke dem Mond, Jupiter und Saturn mit digitaler Technik zuleibe. Jupiter strahlt mit -2.6 mag(45.1"), Saturn mit -0.1 mag(19.5") vom Himmel. Das Einnorden der Montierung ist mit dem Sucherfernrohr schnell erledigt. Doch zunächst will ich die beiden Gasplaneten in aller Ruhe optisch geniessen. Mit dem 15mm-Okular ist Jupiter heute abend eine Augenweide. Es sind mehr Details als sonst zu erkennen. In den Momenten absoluter Luftruhe scheint der Dicke zum Greifen nahe. Sehr filigrane Ränder begrenzen das nördliche und südliche Äquatorband. Mit dem 9mm Okular ist die Vergrößerung heute abend nicht unnütz: Noch mehr Details!
Ich schwenke den Refraktor zu Saturn und bin grenzenlos begeistert! Im 9er-Okular ist die Cassini-Teilung im Ringsystem fantastisch. Auch Details in der Atmosphäre des Planeten sind erkennbar. Wie grandios muss wohl der Anblick auf den Planeten von einem seiner Monde sein?
Nach dem visuellen Spazierengehen zurück zu Jupiter. In Okularprojektion will ich Bilder mit 15mm und dem 9 mm-Okular versuchen. Die Nachführgenauigkeit ist exakt, und das ist mit dieser Aufnahmekonstruktion auch unbedingt notwendig. So schraube ich bei frostigen -2°C den Okularadapter mit der Digitalkamera an den Refraktor, um in Okularprojektion zu fotografieren. Nach dem erneuten Austarieren des Teleskopes kann es losgehen. Doch erstmal Jupiter im 15er-Okular finden.
Dies sind die Einstellungen der Digitalkamera:
>>> manueller Modus, f2.8, t=0.7s, Selbstauslöser mit 10s Vorlauf, manueller Fokus in Abstimmung mit der Fokussierung am Okularauszug, 3-fach optisches Zoom+2-fach Digitalzoom, Auflösung 3,2 Mio. Pixel, TIFF.
Mit dieser enormen Ausschnittvergrösserung dauert es ein paar Minuten, bis ich Jupiter im LC-Monitor der Kamera auffinde. Die Genauigkeit vom Sucherfernröhrchen ist begrenzt. Als laufe ein Film vor mir ab, sehe ich Jupiter im Monitor. Grandios. Ich mache ein paar Bilder mit dem 15mm und 9mm-Okular. Und das sind einige Ergebnisse dieses Spechtel-Abends. Es sind Einzelbilder mit leichter Helligkeitskorrektur.
Wie erwähnt, sind diese Fotos nur unwesentlich nachbearbeitet und keine Addition oder Überlagerung. Zum Abschluss teste ich die Video-Funktion der Kamera. Jupiter in Bewegung. Und so sieht eines der Bilder dieses Kurzfilmes aus:
300.000 Pixel-Saturn | Terminator des 93%beleuchteten Mondes bei 111 x Vergrößerung |
Alles in allem ein sehr zufriedenstellender Abend. Gegen 21.30 beende ich die Aufnahmeserie, doch ich baue die Ausrüstung erst nach erneutem und ausgiebigen Betrachten der Saturnwelt ab. Mir fallen fast die Hände ab, als ich alles einpacke. Doch wenigstens ist der Nachhauseweg auf wenige Meter begrenzt. Klarer Vorteil eines eigenen Gartens. Erstaunlicherweise ist es heute abend auffallend ruhig in der Nachbarschaft, keine störenden Bewegungsmelder-Lichter oder PKW-Lampen. Glück muss man haben:-)
Beobachtungsbericht 2 : Spechteln im Schnee am 22. Februar 2003
Beo-Ort : Braunshausen
Uhrzeit: 21.00-0.00 Uhr
Beo-Instrumente: 10"-Dobson, Fernglas 10x50
Wetter-Bedingungen: mäßige bis geringe Durchsicht um den Horizont, Zenit sehr gut, Temp. 0°C, Ostwind
Hoch Helga ist nun schon seit über 10 Tagen bewegungslos über Deutschland fest verankert und sorgt für 100% blauen Himmel am Tag. In den Nächten zieht gelegentlich etwas Hochnebel auf. Manfred und ich verabreden uns für Samstagabend in Braunshausen. Die Gelegenheit scheint günstig, einige Deep-Sky Objekte auf Film zu bannen. Außerdem möchte ich endlich einmal einige Aufnahmen des Orion-Nebels anfertigen. Der Himmelsjäger hat seinen Kulminationspunkt um 22.00 Uhr MEZ bereits überschritten, und keiner weiss wirklich, wie lange das stabile Wetter noch anhält.
Auf meinem Weg nach Braunshausen ist zunächst nichts weiter ungewöhnliches. Mit der üblichen, üppigen Beladung fahre ich die Serpentinen des Peterberges hinauf. Auf dem Weg, der stetig ansteigt, fällt mir der Schnee an der Straßenseite auf. Am Fuße des Berges war davon noch nichts zu ahnen. Die Wege sind weitestgehend frei. Doch was ist das?
In Höhe der Sternwarte führt der Weg weiter nach links, noch ca. 1 km bis zu dem Spechtelplatz, den Manfred und ich bevorzugen. Hier befindet sich eine dicke, vereiste Schneeschicht. Ich habe Mühe, sicher voran zu kommen. Der Schnee wird immer höher, und in der Tat sind die Felder ringsum von einer geschlossenen Schneedecke überzogen. Bei Manfred angekommen, glaube ich es kaum. 10 cm Schnee auf unserem Platz, überzogen von einer leichten Eisschicht.
Ärgerlich ist der relativ starke Ostwind. Er macht sich mit teils heftigen Böen bemerkbar. Astrofotografie mit Nachführung und großen Brennweiten macht unter diesen Umständen keinen Sinn. Rund um den Horizont verteilt sich Hochnebel. Die Sichtbedingungen sind allenfalls mäßig. Wir beobachten also heute abend nur durch das Dobson und das Fernglas. Die Paradeobjekte Jupiter und Saturn sind in ungeahntem Detailreichtum ein wahrer Augenschmaus im Lichteimer, den Manfred neuerdings zusätzlich mit einem kleinen Motor-Lüfter Schneller auskühlen lässt.
Auf gehts zu den tiefen Objekten. Andromeda mit dem 15mm-Okular ist zauberhaft, Strukturen sind gut sichtbar. Nächstes Objekt ist Alkor und Mizar im Großen Wagen. Klar erkennbar das Doppelsternsystem mit Mizar und Zeta Ursa Majaor. Weit ab davon im Okular Alkor. Jetzt will ich's wissen. Die Whirlpool-Galaxie, oder M51, ist mir bisher im Dobson entgangen. Doch direkt neben Alkaid, dem ersten der Deichselsterne im GW, springt mir M51 ins Okular! Sehr beeindruckend, wenn auch sehr lichtschwach. Direkt daneben steht NGC 5195, die als Begleitgalaxie von M51 vermutet wird. Und tatsächlich scheinen diese Gebilde im Okular irgendwie zusammen zu gehören. Ganz schwach, eher andeutungsweise, sind die Spiralarme der M51 erkennbar. Wirklich sehenswert! Die Kernbereiche der Galaxien sind als etwas hellere Fleckchen innerhalb dieses galaktischen Duos erkennbar.
Nach einigen Diskussionen und Suchen bringen wir nach einigen Minuten den Krebs-Nebel in's Okular. M1 kommt mir relativ flächig, lichtschwach und diffus vor. Saturn ist eine gute Orientierung, um diese Reste einer Sternenexplosion aus dem Jahr 1054 zu finden. Die Plejaden machen mit ihrer Leuchtkraft fast blind, so hell strahlt ihr blaues Licht. Das Paradeobjekt schlechthin, der große Orion-Nebel, ist mit entsprechendem Okular-Filter eine wahre optische Fundgrube. Es sind so viele Details in dieser Sternen-Kinderstube zu sehen, dass man ständig neue Strukturen entdeckt. Zartgrün macht sich dieser Nebel bemerkbar. Deutlich sichtbar die 4 Trapez-Sterne im Zentrum. So nah und doch so unerreichbar fern.
Es wird kühler, weil der Ostwind zulegt. Die Luftfeuchte liegt nahe 100%, und unverkennbar nimmt der Hochnebel zu und verschlechtert Zug um Zug die Sichtbedingungen. Nach einem letzten Blick zur Andromeda-Galaxie machen wir Feierabend und packen ein. Das nächste Abenteuer ist da, denn wir bleiben erst einmal mit unseren PKW im Schnee stecken. Dank eines Abschleppseils kann Manfred, der sich erst durch Blindflugnavigation vor mein Auto setzt, mich wieder in die Wegspur ziehen, über der ich quer stehe. 3 Anläufe braucht es, und wir können dieses alpine Skigebiet verlassen. Über den vereisten Weg geht es zurück bis an der Sternenwarte vorbei, wo das Autofahren wieder stressfreier ist. Sehr schade, dass es zu windig für Bilder war. Aber die visuelle Tour war auch nicht schlecht.
Beobachtungsbericht 3: Kometenhafter Sonnenaufgang über Steinertshaus am 21. Februar
Beo-Ort: Steinertshaus bei Illingen
Beo-Zeit: 7.30 Uhr MEZ, nach Morgendämmerungs-Beginn
Wetter: leichte Schleier- Bewölkung in Ost-Richtung
Aufnahmeinstrumente: Canon EOS 50+Sigma 70-300 mm Objektiv, Belichtung je -1 vom Mittelwert
Der frühe Tagesstart in Steinertshaus bei Illingen heute morgen, gemeinsam mit Manfred Haberstroh, gilt eigentlich der Beobachtung vom Komet C/2002 V1. Dieser erreicht heute fast seine günstigste Sichtmöglichkeit für die nördliche Hemisphäre. Doch sie fällt leider in die fortgeschrittene, bürgerliche Dämmerung. Der Komet geht kurz vor der Sonne auf, und wir versuchen, ihn im Fernglas zu finden. Doch vergeblich; seine hohe Leuchtkraft kann sich nicht gegen das Morgenrot durchsetzen.
Nach diesem missglückten Versuch ist aber die aufgehende Sonne über dem Ablassweiher der Grube Göttelborn ein echter Hingucker.
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Beobachtungsbericht 4: Tiefstehender Mond südlich von Venus am 27. Februar 2003
Beo-Ort: Eppelborn-Hirschberg
Beo-Zeit: 06.30 Uhr - 7.00 Uhr MEZ, nach Morgendämmerungs-Beginn
Wetter: leichte Schleier- Bewölkung in Ost-Richtung
Aufnahmeinstrumente: Canon EOS 50+Sigma 70-300 mm Objektiv, Aufnahmen 0,7-4s mit IR-Auslöser
Auf seiner Bahn um die Erde steuert der noch zu 15% beleuchtete Mond allmählich auf seine Vollmondposition zu. Weil er 26° südlich des Himmelsäquators steht, ist er nur von einer erhöhten Position mit freier Sicht nach Südost zu sehen. Oberhalb von ihm die helle Venus in ca. 6° Höhe. Während ich meinen Beobachtungsplatz ansteuere, kann ich nur gerade so die Venus über den Baumkronen erkennen. Ja, die freie Horizontsicht ist wirklich notwendig, steht der Mond doch nur 4° über dem Horizont. Er beschreibt heute einen sehr kleinen Tagbogen.
Ein schöner Anblick ist die zartgelbe Mondsichel mit Venus vor dem blauen Himmelshintergrund, das im Osten in ein Rotorange mit Wolken übergeht. Noch immer ist das Langzeit-Hochdruckgebiet Helga in Deutschland aktiv (siehe Vorberichte). Und das sind die Eindrücke dieses Morgens:
Venus und Mond 1 | Venus und Mond 2 |