Kein Schweinskram, sondern Wirklichkeit!

Scheue Perseiden im Feuchtraum

Bericht der Sternschnuppen-Nacht vom 12.-13. August 2005

 


 

Beobachter: > Alexander Birkner, Manfred Haberstroh
Beobachtungsanlass: > Perseiden-Sternschnuppenerscheinungen, die scheinbar dem Sternbild Perseus entstammen
Beobachtungsort: > Nahe Lebach, abgelegene Wiese.
Beobachtungszeit: > 12.08., 23.30 Uhr bis 13.08., 04.30 Uhr MESZ
Seeing (Luftunruhe): >   2/ 5
Transparenz (Durchsicht): >   3/ 5

Wetterbedingungen

> nach vorausgegangenen, heftigen Schauern unbewölkt bis auf kleinste Wolkenrest-Schleier in Horizontnähe, bis 99% Luftfeuchte, sehr leichter Wind aus nördlichen Richtungen, Temperatur 7°C.
Beobachtungsinstrumente: > das bloße Auge
verwendete Fototechnik: > 1 x Weitwinkel-Kamera 20mm Optik, Blende 2,8, unterschiedlich lange Belichtungen auf Kodak 3200 ASA s/w-Film

1 x Weitwinkel-Kamera 29 mm Optik, Blende 3,5, unterschiedlich lange Belichtungen auf Kodak 400 ASA Diafilm

     

 

 

Update zum Foto-Ergebnis dieser Nacht: Die Fotos zeigen nur äußerst schwache Objekte.

Zur Vergrößerung auf das Bild klicken.

 

Bild1:

10 Minuten Belichtung auf Kodak T-Max 3200

Bild 2:

40 Minuten Belichtung auf Kodak T-Max 3200

 

Auf die Oceanor-Wetterkarte

ist noch Verlass! Genau wie angekündigt, regnet es an diesem Freitagnachmittag gegen 13.00 Uhr heftig bei völlig unsommerlichen 14°C. Die Geschichte dieser Nacht beginnt wieder genau so wie schon der Perseiden-Bericht von 2004. Und auch die nächste, dunkle Regenfront, die von den britischen Inseln kommt, ergießt sich prognosegerecht um 16.30 Uhr. Doch auch die weitere Vorhersage des norwegischen Wolkenmodells ist korrekt: In den Abendstunden sind fast alle Wolken verschwunden, der Regen ist nach Osten weiter gezogen und tobt sich dort aus. Es ist klar am saarländischen Himmel! Letzte Wolkenfetzen aus dem Westen haben sich um 22.45 Uhr völlig aufgelöst. Mich freut es, eine hoffentlich spannende Sternschnuppen-Spechtelnacht vor mir zu haben!

Mit Manfred Haberstroh treffe ich mich

gegen 23.00 Uhr am Ortseingang Eppelborn. Beobachtungsort soll heute Nacht eine abgelegen Wiese in der Nähe von Lebach-Landsweiler sein. Nach wenigen Minuten sind wir dort. Aus westlicher Richtung stören zwar ein paar Stadtlichter von Lebach, doch es ist ausreichend dunkel für unser Vorhaben. Der Himmel ist klar, und die Milchstraße ist über den Zenitbereich hinaus gut zu erkennen. Ein leichter Wind weht aus nördlicher Richtung. In Richtung Nordost steht eine Baumreihe, die der ideale Vordergrund für unsere Langzeitbelichtungen bildet. Die Bäume gehören zu einem abgelegenen Wochenendhaus. Die angrenzende Wiese lässt sich gut mit dem PKW befahren, ungebetene Besucher können uns nicht sehen.

Hier eine Ansicht des Beobachtungsplatzes, erstellt mit NASAs WorldWind:

Meine Ausrüstung ist schnell aufgebaut,

besteht sie heute lediglich aus 2 Stativen mit den beiden Praktika-M42-Kameras. Die Luftfeuchtigkeit macht sich bemerkbar, denn schnell beginnen die Scheiben des Autos zu beschlagen. Noch sind die Objektive sauber, allerdings haben wir heute erstmalig eine "Waffe" gegen beschlagene Optiken dabei. Dazu später mehr. Während des Aufbaus beginnen wir mit dem Zählen von gesehenen Sternschnuppen. Exemplar Nr. 4 ist besonders hell und zieht ihre Bahn entlang der Deichsel des großen Wagens. Sie hinterlässt eine Rauchspur, es handelte sich also um ein größeres Objekt! Ein schöner Anfang!

Was wäre eine Beobachtungsnacht

ohne die superbequeme Liege, auf der ich schon öfter im Sternenlicht gebadet habe. Nachdem die Kameras am Belichten sind, kann ich den Himmel liegender Weise in aller Ruhe abscannen. Die Perseiden sind da - ja - aber irgendwie ist nicht viel los in diesem Jahr. Minutenlang passiert nichts, und dann zeigt sich mal die eine oder andere Sternschnuppe. Mars steigt gegen 1.00 Uhr langsam über der Baumgruppe empor und zeigt sich in seinem unverwechselbarem Rot. Seine Helligkeit liegt bereits bei -0.7 mag. Ich gehe zu Manfred, der seinem 8-Zoll-Dobson einen neuen Okularauszug mit sehr feiner Scharfstellung verpasst hat. Mit einem 2-Zoll-Auszug ist das Spechteln sehr angenehm. Der Ringnebel M57 in der Leier ist im 10mm-Okular kein wirkliches Vergnügen, das Seeing ist äußerst bescheiden. Ein ähnliches Spiel bei Mars. Aber immerhin ist die große Syrte andeutungsweise zu erkennen, außerdem die Südpol-Kappe. Das Mars-Scheibchen wabert hin und her. Trotzdem wird die diesjährige Mars-Opposition interessant, weil der rote Planet hoch über dem Horizont steht. Im Jahr 2003 war die so genannte Jahrtausend-Opposition in Deutschland recht schwierig wegen der niedrigen Horizonthöhe ausgefallen.

Die Perseiden sind immer noch

sehr zurückhaltend, als wir gegen 2.30 Uhr mit Exemplar 33 ein besonders helles Objekt entlang der Cassiopeia sehen. Alle Kameras zeigen zu diesem Zeitpunkt in die gleiche  Himmelsregion. Inzwischen ist die Luftfeuchtigkeit bei 99% angelangt. Länger als 8 Minuten bleiben die Objektive nun nicht mehr ohne Tau, und so müssen wir immer wieder mit einer 12-V-Miniheizung an die Kameras. So lässt sich für gut 15 Minuten die nächste Aufnahme ohne lästiges Beschlagen machen. Doch hier muss eine elegantere Lösung her in Form von Heizdrähten.

Wieder lege ich mich auf meine Sternenliege,

 die ebenfalls von der Luftfeuchte klamm geworden ist. Nichts für Rheumatiker. Die Nacht schreitet voran, und gegen 4.15 Uhr ist es sinnlos, weitere Aufnahmen zu starten, denn alle 5 Minuten müssen wir die Objektive freifönen. Wir beenden unsere Spechtelnacht und haben - beide zusammen - gerade mal 65 Objekte der Perseiden gezählt. Das ist für die Peak-Nacht nicht gerade viel. 101 Exemplare waren es im vergangenen Jahr. Doch nach geraumer Zeit mit reichlich Wolken war es eine herrliche Nacht unter dem Sternenhimmel. Die triefend nasse Ausrüstung ist schnell im Wagen verstaut. Das Wetter hat mitgespielt, und das können für die Perseidennacht nicht viele Beobachter in Deutschland behaupten. Und im kommenden Jahr werden wir wieder den Perseiden auflauern und zählen...

 

 

 


 

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