Hybrid Solar Eclipse 2005, April 8

Saros 129 (51/80)

- Hintergründe und Vordergründe -

DER INFOTEIL ZU DIESER FINSTERNIS


Was und Wie?

Ein Freitag, der es in sich hat. An diesem Tag wird der Mondschatten einen Spezialfall von Sonnenfinsternis auf die Erdoberfläche projizieren, wie sie in diesem Jahrhundert nur 7x stattfindet.

Diese Finsternis gilt als ringförmig - total (oder hybrid), d.h. hier spielt die Topografie der Erdoberfläche eine entscheidende Rolle. Dreh- und Angelpunkt ist, dass die Spitze des Mondschattens so knapp auf die Erdoberfläche fällt, dass eine Finsternis mit 2 Phasen zustande kommt.

Zum Beginn der Finsternis verfehlt die Kenschattenspitze des Mondes knapp die Erdoberfläche. Der Beobachter auf der Zentrallinie sieht eine ringförmige Finsternis. Im weiteren Verlauf wird die Ringfinsternis immer kleiner, bis schließlich an einem Ort ein Moment eintritt, in der die Totalität zum ersten Mal unendlich kurz ist. Nennen wir diesen Ort einmal Wilcox-Point. Tatsächlich Null Sekunden erscheint die Sonne dann vom Mond verfinstert. Der Mond ist rundum gespickt mit Lichtperlen der Sonne, die durch die Mondtäler hindurch scheinen. Für wenige Augenblicke sind Protuberanzen zu sehen.

Weil der Abstand Erdoberfläche-Mondkugel stufenlos geringer wird, verlängert sich jetzt im weiteren Verlauf die Totalitätsphase der Finsternis. Und die Totalitätsdauer erreicht schließlich zur Finsternismitte, wenn der Abstand Mond-Erde am geringsten ist, den längsten Wert. Ab dort ändern sich wieder die Abstands-Verhältnisse in umgekehrter Reihenfolge. Die Totalitätsdauer nimmt ab, und der zweite Wilcox-Point ist erreicht. Die Bedeckung der Sonne nimmt weiter ab. Im weiteren Verlauf bis zum Ende des Schattenpfades sieht ein Beobachter eine mehr und mehr ausgeprägte Ringfinsternis.

Wo und Wann?

Die hybride Finsternis am 8. April 2005 beginnt ihren Weg um 18.54 UT südöstlich von Neuseeland, wo der Finsternisbeginn bei Sonnenaufgang bis zu einem Bedeckungsgrad von 77% gesehen werden kann. Die Chatham-Inseln liegen nördlich des Finsternispfades und bekommen im Maximum eine tiefe, partielle Phase von bis zu 90%.

Die meiste Zeit seines Weges zieht der Kernschatten seinen Weg über die Wasserwüste des Pazifik. Der Wilcox-Point liegt bei etwa -39°,27' S und -153°03'W; fernab von jedem festem Boden. Die Finsternis ist jetzt total zu sehen. Doch in diesem Gebiet wird es, vielleicht einmal abgesehen von Frachtschiffen, keine Beobachter geben.

Inmitten des Pazifik wird dann mit 2 Kilometern Abstand ein Hauch Festland gestreift. Zu den britischen Pitcairn- Inseln zählt das Inselchen Oeno. Es liegt gerade außerhalb der Totalitätszone und erlebt um 19.47 UT eine fast totale Sonnenfinsternis. Um Pitcairn zu erreichen, braucht man vor allem Geduld. Da die Inselgruppe über keinen Flughafen oder Hafen verfügt, ist die einzige Möglichkeit, via Transport- oder Kreuzfahrtschiff anzureisen. Dazu kommen mitunter wochenlange Aufenthalte auf dem Pazifik. Pitcairn ist nicht nur aus dem Film Meuterei auf der Bounty bekannt. Das Schiff gab es wirklich, und es wurde 1790 versenkt, um die Verbindung zur Außenwelt zu kappen.


Zeitlicher Ablauf der Finsternis am geplanten "Ort" nahe Oeno-Island

Koordinaten unseres Beobachtungsortes im Pazifik: 130°40'30"W und 23°42'42"S

Achtung: Dieser Punkt ist als Orientierung anzusehen, Abweichungen sind möglich.

 

Lokalzeit

am Beobachtungsort

Angabe in

Universal-Time (UT)

Angabe für Lokalzeit Deutschland in MESZ*

Sonnenhöhe

und Azimuth

Pfad-

Schattenbreite

U1 10:22:54 18:22:54 20:22:54 44°  
U2 11:48:06 19:48:06 21:48:06 56° 21km
U3 11:48:36 19:48:36 21:48:36 56° 21km
U4 13:19:45 21:19:45 23:19:45 58°

Zeiten ermittelt mit WinEclipse.

* Nur zu Orientierungs-Zwecken. Während "unseres" Finsterniszeitpunktes entspricht diese Angabe der aktuellen Ortszeit in Deutschland.


 

Der Kernschatten verläuft weiter in Richtung Mittelamerika. Einige hundert Kilometer vor Festlandberührung ist der zweite Wilcox- Point erreicht: Die Finsternis wird wieder ringförmig, weil der Kernschattenkegel nicht mehr ganz bis zur Erdoberfläche reicht.

Im tiefen Süden Costa Ricas erreicht der Schattenpfad zuerst das Festland. 10 Sekunden Ringförmigkeit sind es hier im Maximum. Die Sonne steht 21° über dem Horizont. Panama ist das nächste besuchte Land dieser ungewöhnlichen Finsternis. Während die Großstadt David knapp der Ringförmigkeit entgeht, liegen in der Reihenfolge von West nach Ost folgende Städte im Totalitätsstreifen: Chiriqui, Pedregal, San Lorenzo, Penonome, Anton, San Carlos. Nach dem Golf von Uraba ist das nächste Land des Schattenpfades das nördliche Kolumbien. Jetzt ist die Ringphase auf etwa 20 Sekunden Dauer angestiegen.

Das Ende

Der Sonnenuntergang rückt näher, während der Kernschatten die Grenze zu Venezuela überquert. Nahe San Antonio löst sich dann der Kernschatten zum Sonnenuntergang von der Erdoberfläche, die Finsternis geht zu Ende. Und doch ist kurz vor dem Sonnenuntergangs-Terminator die Ringphase mit 27 Sekunden am längsten nach dem 2. Wilcox-Point zu beobachten. Eine Eigenart der ringförmig-totalen Finsternis.


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