> Das Logbuch unserer Hochzeitsreise zur totalen Sonnenfinsternis im Pazifik vom 02. bis 21. April 2005 <

FREITAG, 08. APRIL 2005

Reisetag 7/20, E-DAY!

* Totale Sonnenfinsternis mitten im Pazifik! *

yes, we have eclipse-day again . . . Der Bericht und die Bilder

Der Finsternis- Beobachtungsort in den Weiten des Pazifik:

  • GPS-Daten lt. Discovery-Crew: S : 22°37.19', W 129°38.67'

  • Beobachtung an Bord des Passagierschiffes MV Discovery

  • Entfernung zur Zentrallinie: 321 Meter südöstlich

  • Dauer der Totalität an unserem Beobachtungsort: 0m32.8s

  • Dauer der Totalität an der 321m entfernten Zentrallinie: 0m32.8s                                                             (kein Unterschied zum Beobachtungsort)

  • Die zur Zentrallinie von hier nächstgelegene Insel ist Oeno-Island (gehört zu den Pitcairn-Inseln) in 182 km südwestlicher Entfernung und liegt ganz knapp außerhalb des Südrandes der Totalitäts-Zone (99,9%).

  • Im Pazifik liegt keine einzige Insel inmitten des Totalitätsstreifen

Diese Angaben sind mit dem Solar Eclipse Calculator von Xavier Jubier berechnet

 

Die Karten des Beobachtungsplatzes sind mit Google Earth V4.2 erstellt,

 die Daten der Finsternis sind von Xavier Jubier

 

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  • Bild 1: Globale Ansicht der Finsternis-Totalitätszone durch den pazifischen Raum
  • Bild 2: Die polynesischen Inseln westlich der Totalitätszone
  • Bild 3: Schiffsposition der MV Discovery zur Totalität (blaue Markierung) und die Lage der Pitcairn-Inseln

Der Bericht vom Sofi-Tag.

Wie immer, schrecke ich auch an diesem Morgen vom Bimmeln des Nokia-Weckers hoch. 5.00 Uhr steht da im Display. In dem meist vergeblichen Versuch, Heike nicht wach zu machen, nehme ich die bereit stehende Ausrüstung und ziehe die Kabinentür hinter mir zu. Mein Weg führt mich in Richtung Sun Deck 9. Niemand ist auf den Gängen zu sehen. Eine seltsame Ruhe, einzig gestört durch das Brummen der Schiffsmotoren, begleitet mich auf dem Weg in die oberen Etagen.

Das frühe Aufstehen, nur um einen der sog. besten Beobachtungsplätze für die Sonnenfinsternis zu bekommen, ist prinzipiell Unfug. Aber die Nervosität und Aufregung an einem so seltenen Tag wie heute lässt mich ohnehin nicht länger schlafen. Der noch schwarze Nachthimmel zeigt sich heute früh wie schon an den Vortagen auch: Klarer Zenit, ein paar Wolkentürme in Horizontnähe, hier und da einige Zirrus-Wolken. Gottseidank keine böse Überraschung. Die Dämmerung hat noch nicht begonnen. Wie geplant, schaue ich mir zunächst einige bevorzugte Beobachtungsplätze auf dem Sundeck, der Lido-Bar und dem großen Freideck am Heck des Schiffes an. Mir fällt auf, dass wir offenbar noch in voller Fahrt sind. Warum eigentlich?

Auf dem Hinterdeck des Schiffes haben schon einige Beobachter mit Stühlen und Stativen ihre Claims abgesteckt. An dieser Stelle liegen die am ehesten windgeschützten Plätze, da der riesige Schornstein der Discovery den Wind der Fahrtrichtung hier am besten abblockt. Und ich muss feststellen, es ist wirklich sehr windstill. Ein weiterer Vorteil liegt hier in der guten Sichtmöglichkeit des herannahenden Kernschattens über dem Wasser, da wir ja entlang der Kernschattenzone schippern. Der größte Nachteil des Schornsteins ist die stetige und breite Abgasfahne, die je nach Windrichtung eine deutliche Sichtbehinderung in Richtung Sonne bilden könnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Rauch im falschen Moment stört, ist von jeder Stelle des Hinterdecks gegeben. Trotzdem ist es der Platz, an der man alle Effekte einer Finsternis sehen kann, sogar fliegende Schatten.

Zwei Treppenaufgänge höher liegt die Lido-Bar, in der wir ja schon vor 2 Tagen unseren Sofi-Vorabtest ganz gut gemeistert haben. Auch heute ist der Wind hier kaum spürbar und stört dank der rundum verlaufenden Fensterfront kaum. Ein Seil zum Befestigen von Fahnen überspannt das gesamte Deck; offenbar ist die Crew noch nicht zum Abmontieren gekommen. Das ist für Weitwinkelaufnahmen kein schöner Vordergrund. Die Sicht zur Sonne ist dank ihrer Höhe von 64° zur Totalität kein Problem, man könnte vom Swimming-Pool aus beobachten. Ein schweres Alustativ mit stabiler Montierung und Nikon-Digitalkamera hat hier schon nebst seinem Besitzer Platz gefunden. Es verbleibt genügend Stellfläche für andere Beobachter. Doch es wird eng werden, müssen nämlich alle "Lido-Frühstücker" und Beobachter hier vorbei. Kaum möglich ist die Sicht zum Horizont, um während der Totalität die Dämmerungsfarben zu erkennen. Der herannahende Kernschatten kann von hier überhaupt nicht gesehen werden. Es ist ein guter Platz zur direkten Sofibeobachtung.

Noch eine Treppe höher gelange ich zum eigentlichen Ziel, dem Sundeck. Der Wind bläst schon heftig, als ich noch nicht einmal ganz oben angekommen bin. Auf dem Deck selbst scheint die Beobachtung - zumindest im Moment - keinen Sinn zu machen. Ich kann wegen der peitschenden Windböen noch nicht einmal mein eigenes Wort verstehen, als ich die ersten Frühaufsteher hier begrüße. Aber die Discovery fährt immer noch mit Bleifuß. Ob wir wohl schon unser Ziel erreicht haben?

Sundeck wins ...

Miloslav Druckmüller und sein Begleiter sind dabei, ihre Ausrüstung aufzubauen und alle Kameras zunächst einmal für den Sonnenaufgang vorzubereiten. Sie wollen auf jeden Fall auf der Starboard-Seite (rechts) beobachten. Langsam macht sich die Morgendämmerung bemerkbar und färbt den Osthimmel lachsrosa. Jupiter steht über dem Westhorizont. Noch während ich mich mit Miloslav unterhalte, bemerke ich plötzlich, dass der Wind deutlich nachlässt. Oh ja, offenbar hat Captain Eric die Fahrt verlangsamt. Unter diesen Bedingungen ist das Sundeck ein akzeptabler Platz! Ich geselle mich zu den beiden Tschechen und bereite meine Ausrüstung zunächst auf den Sonnenaufgang vor, den wir um 6.54 Uhr erwarten. In den nächsten Minuten kommt Bewegung auf das Sundeck, denn immer mehr Mitreisende bauen ihre Ausrüstung hier auf.

Auch heute Morgen verzichten die Walker und Jogger nicht auf ihre morgendliche Dosis Sport. Ich bemerke bei jedem Vorüberlaufen eine leichte Erschütterung im Kamerasucher. Die Schiffsmotoren, der Wind und die Wellen sind also noch nicht genügend Störfaktoren, fluche ich. Während sich die Sonne etwas mühevoll und unspektakulär über den Horizont erhebt, füllt sich das Sonnendeck mit erwartungsvollen Menschen. Ich entdecke Optiken von 17mm bis 1800 mm und eine hohe Anzahl Videokameras. Georg Dittie bringt gleich 2 identische Canon DV-Studio-Kameras auf einer Plattform zum Einsatz; eine für Weitwinkel, die andere mit 100 mm Brennweite.