- Bild 1: Globale Ansicht der
Finsternis-Totalitätszone durch den pazifischen Raum
- Bild 2: Die polynesischen
Inseln westlich der Totalitätszone
- Bild 3: Schiffsposition der MV
Discovery zur Totalität (blaue Markierung) und die Lage der
Pitcairn-Inseln
Der Bericht vom Sofi-Tag.
Wie immer, schrecke ich auch an
diesem Morgen vom Bimmeln des Nokia-Weckers hoch. 5.00 Uhr steht da im
Display. In dem meist vergeblichen Versuch, Heike nicht wach zu machen,
nehme ich die bereit stehende Ausrüstung und ziehe die Kabinentür hinter
mir zu. Mein Weg führt mich in Richtung Sun Deck 9. Niemand ist auf den
Gängen zu sehen. Eine seltsame Ruhe, einzig gestört durch das Brummen
der Schiffsmotoren, begleitet mich auf dem Weg in die oberen Etagen.
Das frühe Aufstehen, nur um einen der sog. besten Beobachtungsplätze
für die Sonnenfinsternis zu bekommen, ist prinzipiell Unfug. Aber die
Nervosität und Aufregung an einem so seltenen Tag wie heute lässt mich
ohnehin nicht länger schlafen. Der noch schwarze Nachthimmel
zeigt sich heute früh wie schon an den Vortagen auch: Klarer Zenit, ein
paar Wolkentürme in Horizontnähe, hier und da einige Zirrus-Wolken. Gottseidank keine böse Überraschung. Die Dämmerung hat noch nicht
begonnen. Wie geplant, schaue ich mir zunächst einige bevorzugte
Beobachtungsplätze auf dem Sundeck, der Lido-Bar und dem großen Freideck
am Heck des Schiffes an. Mir fällt auf, dass wir offenbar noch in voller
Fahrt sind. Warum eigentlich?
Auf dem Hinterdeck des Schiffes haben schon einige Beobachter mit
Stühlen und Stativen ihre Claims abgesteckt. An dieser Stelle liegen die
am ehesten windgeschützten Plätze, da der riesige Schornstein der
Discovery den Wind der Fahrtrichtung hier am besten abblockt. Und ich
muss feststellen, es ist wirklich sehr windstill. Ein weiterer Vorteil
liegt hier in der guten Sichtmöglichkeit des herannahenden Kernschattens
über dem Wasser, da wir ja entlang der Kernschattenzone schippern. Der
größte Nachteil des Schornsteins ist die stetige und breite Abgasfahne,
die je nach Windrichtung eine deutliche Sichtbehinderung in Richtung
Sonne bilden könnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Rauch im falschen
Moment stört, ist von jeder Stelle des Hinterdecks gegeben. Trotzdem ist
es der Platz, an der man alle Effekte einer Finsternis sehen kann, sogar
fliegende Schatten.
Zwei Treppenaufgänge höher liegt die Lido-Bar, in der wir ja schon
vor 2 Tagen unseren Sofi-Vorabtest ganz gut gemeistert haben. Auch heute
ist der Wind hier kaum spürbar und stört dank der rundum verlaufenden
Fensterfront kaum. Ein Seil zum Befestigen von Fahnen überspannt das
gesamte Deck; offenbar ist die Crew noch nicht zum Abmontieren gekommen.
Das ist für Weitwinkelaufnahmen kein schöner Vordergrund. Die Sicht zur
Sonne ist dank ihrer Höhe von 64° zur Totalität kein Problem, man könnte
vom Swimming-Pool aus beobachten. Ein schweres Alustativ mit stabiler
Montierung und Nikon-Digitalkamera hat hier schon nebst seinem Besitzer
Platz gefunden. Es verbleibt genügend Stellfläche für andere Beobachter.
Doch es wird eng werden, müssen nämlich alle "Lido-Frühstücker" und
Beobachter hier vorbei. Kaum möglich ist die Sicht zum Horizont, um
während der Totalität die Dämmerungsfarben zu erkennen. Der herannahende
Kernschatten kann von hier überhaupt nicht gesehen werden. Es ist ein
guter Platz zur direkten Sofibeobachtung.
Noch eine Treppe höher gelange ich zum eigentlichen Ziel, dem
Sundeck. Der Wind bläst schon heftig, als ich noch nicht einmal ganz
oben angekommen bin. Auf dem Deck selbst scheint die Beobachtung -
zumindest im Moment - keinen Sinn zu machen. Ich kann wegen der
peitschenden Windböen noch nicht einmal
mein eigenes Wort verstehen, als ich die ersten Frühaufsteher hier
begrüße. Aber die Discovery fährt immer noch mit Bleifuß. Ob wir wohl
schon unser Ziel erreicht haben?
Sundeck wins ...
Miloslav Druckmüller und sein Begleiter sind dabei, ihre Ausrüstung
aufzubauen und alle Kameras zunächst einmal für den Sonnenaufgang
vorzubereiten. Sie wollen auf jeden Fall auf der Starboard-Seite
(rechts) beobachten. Langsam macht sich die Morgendämmerung bemerkbar
und färbt den Osthimmel lachsrosa. Jupiter steht über dem Westhorizont.
Noch während ich mich mit Miloslav unterhalte, bemerke ich plötzlich,
dass der Wind deutlich nachlässt. Oh ja, offenbar hat Captain Eric die
Fahrt verlangsamt. Unter diesen Bedingungen ist das Sundeck ein
akzeptabler Platz! Ich geselle mich zu den beiden Tschechen und bereite
meine Ausrüstung zunächst auf den Sonnenaufgang vor, den wir um 6.54 Uhr
erwarten. In den nächsten Minuten kommt Bewegung auf das Sundeck, denn
immer mehr Mitreisende bauen ihre Ausrüstung hier auf.
Auch heute Morgen verzichten die Walker und Jogger nicht auf ihre
morgendliche Dosis Sport. Ich bemerke bei jedem Vorüberlaufen eine
leichte Erschütterung im Kamerasucher. Die
Schiffsmotoren, der Wind und die Wellen sind also noch nicht genügend
Störfaktoren, fluche ich. Während sich die Sonne etwas mühevoll und unspektakulär
über den Horizont erhebt, füllt sich das Sonnendeck mit erwartungsvollen
Menschen. Ich
entdecke Optiken von 17mm bis 1800 mm und eine hohe Anzahl Videokameras.
Georg Dittie bringt gleich 2 identische Canon DV-Studio-Kameras auf
einer Plattform zum Einsatz; eine für Weitwinkel, die andere mit 100 mm
Brennweite.
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