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*Im* Haus der helfenden Frauen!

 

01/2013

 

Status: Das Gebäude ist seit 05.03.2013 nicht mehr existent!

3-teiliges Wohn-Großgebäude mit je 4 Etagen und Schwimmbad,

Abbruch der Anlage seit 05.03.2013 abgeschlossen. Neubau Seniorenwohnheim bis Anfang 2014 (03/2013)


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Über das Objekt:

Na bitte - geht ja doch! "Wir müssen nur geduldig sein, dann kommt man auch in's Wohnheim rein"...dachte ich mir, als ich am Nachmittag des 7. Januar 2013 mit einer voll beladenen Speicherkarte nach Hause fuhr. Zuvor konnte ich mich fast 7 Stunden fotografisch in einem ehemaligen Schwesternwohnheim, respektive Übergangslager für Asylanten austoben. Die Genehmigung für diese Fotosession wurde mir 14 Monate zuvor vom zuständigen Bauamtsleiter der Stadt nicht erteilt - primär aus Sicherheitsgründen. Siehe auch Galerie "Am Haus der helfenden Frauen".

Doch jetzt stand die Entkernung des Gebäudes an, als Vorbereitung für den baldigen Abbruch. So konnte ich völlig legal mit dem Polier der Abbruchfirma und dem Entkernungs-Team die ehemaligen, "heiligen Hallen" betreten. Zwar zeigte sich die Eingangstür trotz Stemmeisen ziemlich widerspenstig, doch mit geballter Kraft war der Eingangsbereich nach 2 Minuten offen. Als erstes lag da ein großes Stoff-Püppchen in all dem Unrat auf dem Boden - eine  der wenigen persönlichen Gegenstände, wie sich später herausstellte. Zunächst begannen wir mit einer Begehung, um uns einen Überblick zu verschaffen.

Kleine Gebäude-Historie

Das Wohnheim bestand aus 3 aneinander gebauten Einzeltrakten, die architektonisch ziemlich unspektakulär ausfielen. Keines der 3 war ungeachtet des fortgeschrittenen Verfalls ein Hingucker, sondern jeweils als recht unauffälliger Wohnblock zu bezeichnen. Einst dienten die Zimmer der Unterkunft des Personals eines Krankenhauses, dass unmittelbar angrenzte. Dieses Krankenhaus ist jedoch bereits in den frühen 2000er-Jahren abgerissen worden. An dieser Stelle befindet sich heute ein moderner Wohnblock sowie ein Einkaufsmarkt.

Und so kam es in den Achtziger Jahren, dass die Unterkünfte - nach dem Auszug der Schwestern - als Wohnungen für Asylanten aus Osteuropa genutzt wurde - allerdings nur als Übergangslösung. Etwa seit 1998 gab es nach einer dezentralen Unterbringung der Bewohner keinen weiteren Einsatz nach dem Abzug aller beteiligten Hilfsorganisationen.

Zerstörung pur

Seither zählten zu den einzigen Besuchern durchgeknallte Jugendliche , die die verbliebene Einrichtung in eine unsägliche Trümmerwüste verwandelten. Es blieb quasi keine Scheibe und kein Waschbecken heil. Von Zerstörungspartys zeugte am meisten der Fahrstuhlschacht im mittleren Gebäude. Der gläserne Schacht aus Sicherheitsglas fand ein scherbenreiches Ende. Danach wurde alles, was nicht niet- und nagelfest war von der obersten Etage in den Schacht geworfen. Neben Türen und allerlei Unrat flog auch ein klobiges, 160kg schweres Nachtspeichergerät in die Tiefe. Dabei ging ein Teil der Marmortreppen neben dem Schacht zu Bruch. Auch Graffiti gab's zuhauf, die ich in meinen bisher erkundeten Ruinen nur selten entdeckte - ein Vorteil von Erst-Begehungen!  Auf den Gängen und den zahllosen Zimmern auf 4 Etagen gab es kein anderes Bild: Kaum eine heil gebliebene Scheibe in den Trenntüren, abgeschlagene Waschbecken und eingetretene Türen ohne Ende. Der absolute Hit waren mehrere auf das Dach heraus geworfene Zimmertüren. Ein Teil davon landete auf den Lichthöfen der Cafeteria...

Ich begann in allen 3 Gebäuden zuerst mit der Erkundung der jeweils obersten Etage, denn diese waren durch das undichte Dach am meisten im Mitleidenschaft gezogen. So glichen die Räume im ersten Haus eher einem Vogel-Friedhof. Fast alle Räume hier oben waren in erster Linie von Tauben unsäglich zugekotet und natürlich durch Schimmelbildung infolge von Wassereinbruch schwer in Mitleidenschaft gezogen. Besonders das marode Flachdach tat ein übriges, stets für Regenwasser in den obersten Zimmern zu sorgen. Kaum vorstellbar, und dennoch hielten sich hier von Zeit zu Zeit Obdachlose auf!

Durch das Herunterwerfen von allerlei Dingen gingen auch die Lichthöfe im Anbau zu Bruch. Dieser Anbau, direkt neben dem hauseigenen Schwimmbad, könnte einst als Tanzsaal, zumindest aber als öffentlicher Aufenthaltsraum gedient haben. Hier stand das Wasser und das Moos knöchelhoch und bildete einen großen Teich. Als bizarrer Gegenpol hingen noch - fast ansehnlich - die Gardinen vor den Fenstern. Zum guten Schluss also doch eine echte Kammer des Schreckens!

Fototour intensiv

Während die Entkernung des Gebäudes ihren Anfang nahm, konnte ich in aller Ruhe meinen fotografischen Rundgang durch das  Bauwerk machen, dem schon bald das letzte Stündlein geschlagen haben sollte. Während der Außenaufnahmen erzählte mir ein Nachbar von den ständigen Vandalismus-Aktionen in 2012 und von auf dem Dach herumlaufenden Jugendlichen, die die Polizei erst nach mehreren Anrufen durch besorgte Anwohner zur Vernunft zu bringen versuchte. Damit ist Schluss - und bis April 2013 endgültig, wenn auf dem Gelände nur noch ein Loch klafft. Dann wird mit dem Bau neuer, seniorengerechter Wohnanlagen begonnen. Glaubt man der Lokalpresse, ist bereits 2/3 des geplanten Wohnraumes verkauft.

Update 06.03.2013

Noch vor dem Zeitplan fielen am 5. März 2013 die letzten Mauern des Schwesternwohnheims. Es folgt nun die Materialaufbereitung und Entfernung der Grundplatte. Anschließend startet der Neubau einer modernen Wohnanlage mit Parkgarage, die bis etwa April 2014 fertig gestellt sein soll. Ich konnte von mehreren Positionen Vergleichs-Panoramen erstellen.

 

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