Die Halbschattenfinsternis des Mondes
vom 24. Juni 2002 - Saros 149
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Vorbericht und Informationen
Nach der ringförmigen Sonnenfinsternis vom 10./11. Juni 2002 wandert der Mond an diesem Tag eigentlich fast gänzlich am Halbschatten der Erde vorüber. Nur minimal, nämlich zu 23% seines Durchmessers taucht Luna mit der Nordost-Kalotte in den Halbschatten der Erde ein. Mit blossem Auge dürfte das kaum feststellbar sein. Fred Espenak formulierte das so : Such a minor eclipse will be all but invisible, even for the sharpest eyed observers.
Die Sache wird nicht gerade erleichtert durch den niedrigen Stand über dem Horizont, denn der Mond ist zu Beginn der Finsternis nur wenige Grade über dem Südost-Horizont zu finden. Eine Stunde später hat er sich hoffentlich über die ärgsten und dunstigsten Schichten hindurchgearbeitet. Hier die Grafik:
Grafik erstellt mit CyberSky. Die Situation um 23:20 Uhr MESZ in Eppelborn/Hirschberg
Aber auf fotografischem Wege könnte vielleicht etwas feststellbar sein. Dazu fertigt man sich in den Tagen vor Vollmond zu Testzwecken eine Belichtungsreihe mit Mondfotos an. Am besten sollte es ein Diafilm sein, denn bei Abzügen von einem Negativ kann so manches Labor eine evtl. dunklere Mondkalotte ganz schnell zunichte machen durch Aufhellen des Bildes! Von den Belichtungsreihen notiert man sich die Belichtungszeiten. Für die Halbschattenfinsternis würde ich diejenige Verschlusszeit wählen, die das Mondbild etwas dunkler als optimal belichtet zeigt. Mit diesem Verfahren sollte eine Abdunkelung des Vollmondes noch am ehesten erkennbar werden.
Der Zeitplan zur Finsternis :
22:18 MESZ Eintritt des Mondes in den Halbschatten der Erde
23:17 MESZ Finsternismitte, maximale Lichtabschwächung des oberen Mondrandes
00:35 MESZ Austritt des Mondes aus dem Halbschatten der Erde
Der Beobachtungsbericht vom 24. Juni 2002
Beobachter : Alexander Birkner/Manfred Haberstroh
Beo-Ort : Braunshausen/Saarland
Bedingungen : wolkenloser Himmel, 14°C, nach sehr heissem Tag mit 27°C i.S., kühler und drehender Wind
Beo-Instrumente : Russentonne 1000mm, mit Kameraadapter auf 1400mm gestreckt, EOS 50+Infrarot-Auslöser, 200 ASA-Fuji-Sensia II-Diafilm
Der Temperaturunterschied hier in Braunshausen ist krass im Vergleich zu dem heissen Sommertag, der alle schwitzen lässt. Es ist windig und richtig kalt. Manfred ist schon schussbereit mit seiner Kamera, als ich um 22.15 Uhr an unserem Spechtelplatz eintreffe.
Natürlich machen wir uns keine Hoffnungen, auch nur irgendetwas von dieser Finsternis erkennen zu können, aber neugierig ist man allemal. Mühselig hebt sich der Vollmond aus den dunstigen Horizontschichten, und schnell ist das "Maximum" dieser unscheinbaren Finsternis erreicht. Auch bei genauer Beobachtung ist im 10x50-Fernglas nicht das geringste bisschen Dunkelheit oder Grauschleier am nördlichen Mondrand zu erkennen. Wir schauen uns den Mond in verschiedenen Vergrösserungen an und packen um 23.50 Uhr wieder ein.
Auch auf den Bildern ist zum Zeitpunkt des tiefsten Eindringens des Mondes in den Erd-Halbschatten nichts festzustellen.
Man erkennt sogar, dass das Foto links etwas dunkler als das rechte Foto ist. Dies hängt mit dem relativ niedrigen Standes über dem Horizont zusammen. Bei gleicher Belichtungszeit hat sich der Mond in den 10 Minuten zwischen den Aufnahmen weiter erhoben.
FAZIT : Eine Halbschattenfinsternis ist unspektakulär, solange der Mond nicht weitestgehend in den Halbschatten der Erde eingedrungen ist.