Nur eine halbe Sache -

Die totale Mondfinsternis am Freitag,

16. Mai 2003 / Saros 121 (55/84)

Vorbericht und Info

Alle Zeitangaben sind in MESZ für Eppelborn-Hirschberg (Mitte Saarland) angegeben.

Die letzte, totale Mondfinsternis mit Sichtbarkeit über Deutschland liegt schon wieder über 2 Jahre zurück. Am 9. Januar 2001 gab's zur günstigen Abendstunde eine wunderschöne Finsternis mit einem dunkelorangeroten Mond. Zur rechten Zeit verzogen sich die Wolken, und ich konnte mit Marc Weihrauch und Manfred Haberstroh das Schauspiel von Anfang bis Ende verfolgen. Hier geht's zum damaligen Bericht.

Am 16. Mai ist es nun endlich wieder soweit. Der Mond durchläuft den Erdschatten und beschert uns das zweite astronomische Highlight in diesem Jahr. Manfred Haberstroh und ich werden wieder zur frühen Stunde die Hand am Auslöser haben, wenn's drauf ankommt! Doch in Deutschland bekommen wir dieses Mal nur etwa die Hälfte des kompletten Verlaufes zu sehen. Noch vor dem Ende der Totalität geht der verfinsterte Mond unter. Hinzu kommt der Einfluss der Morgendämmerung, die sich ab 3.11 Uhr allmählich bemerkbar macht. Schön ist, dass wir einen recht dicken Mond zu sehen kriegen: Die Finsternis beginnt einen halben Tag nach dem Periheldurchgang des Mondes; der Abstand zur Erde beträgt etwa 357.600 km. Das bringt uns im Teleskop einen Durchmesser von satten 33,4 Bogenminuten.

Und so spielt sich die Finsternis in ihren verschiedenen Phasen ab:

Am Vorabend der Finsternis geht der zu 99,8% beleuchtete Mond um 20.30 auf. Der absteigende Knoten wird um 20.58 Uhr berührt, und um 1.40 wieder verlassen. Bis zum Eintritt in den Halbschatten der Erde ist es jetzt nicht mehr lange hin.                                                                               

Die dunkelgrau markierten Ereignisse können wir in Deutschland nicht mehr sehen, weil der Mond zu diesem Zeitpunkt schon unter den Horizont gesunken ist. Zum Zeitpunkt der Totalität steht der Mond noch gerade so über dem Horizont, wie es auch im Bild weiter unten deutlich wird. Würde man an die französische Nordatlantikküste fahren (in das Grenzgebiet zu Belgien) und von dort beobachten, könnte man die Totalität 10 Minuten länger als bei uns zuhause mitverfolgen.

Die Wahl des Beobachtungsstandortes ist wichtig. Es muss unbedingt ein Platz mit freier Sicht zum SW-W-Horizont gesucht werden. Ebenfalls müssen, wie immer, die Wetterbedingungen in Horizontnähe stimmen.

Mit fortschreitender Finsternis macht sich auch die Dämmerung mehr und mehr bemerkbar. Sie nimmt Einfluss auf die fotographische Gestaltung. Serienaufnahmen sind nicht sinnvoll, weil sich auf den Mehrfachbelichtungen auch die Himmelshelligkeit aufaddiert und das Bild ggf. unbrauchbar macht. Der Eintritt und Durchlauf durch den Halbschatten wird kaum auffallen. Doch etliche Minuten vor U2 wird man sehen, wie die Südwestkalotte des Mondes in der 8-Uhr-Region allmählich immer grauer wird. Nach und nach schiebt sich der Erdschatten über die Mondoberfläche. Das letzte, vom Sonnenlicht bestrahlte Fleckchen ist kurz vor Totalitätsbeginn in der 2-Uhr-Position zu sehen.

Im Falle von klarem Wetter und bei guter Horizontsicht dürften wir uns über einen intensiv-roten und grossen Mond freuen, der aber sehr von der Refraktion in Horizontnähe verzerrt werden könnte. Eine spannende Erfahrung.

Hier einige Himmelsansichten zu wichtigen Zeitpunkten im Verlauf der Mondfinsternis:

Allen Beobachtern viel Glück und very clear horizons.