Der Komet C/2002 C1 -
Ikeya-Zhang zeigt seine Möglichkeiten!
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IKEYA-ZHANG - UND SO GEHT ES IM MAI/JUNI 2002 WEITER !
VORGESCHICHTE UND HINTERGRUND
Nach den etwas rar gewordenen, gut sichtbaren Kometen wird nun die Geduld der letzten Jahre wieder belohnt. Mit dem Komet Ikeya-Zhang, benannt nach den Astronomen Kaoru Ikeya aus Japan und Daquing Zhang aus China, gibt es im März und April 2002 wieder ein schönes Feldstecher-Objekt am Abend- und Morgenhimmel. Eine Kontrollberechnung hat ergeben, dass es sich um eine Wiederkehr des Kometen C/1661 C1 mit Namen Hevelius handelt. Seiner Zeit lag die Helligkeit des Objektes bei +1mag; die Schweiflänge wurde mit 4° Länge registriert.
Sein erneutes Erscheinen wurde am 01. Februar 2002 von den genannten Astronomen visuell beobachtet, als Ikeya-Zhang eine Helligkeit von etwa +9mag aufwies. Seit Mitte März 2002 ist er mit 5mag zu den freisichtigen Objekten herangewachsen und scheint alles zu tun, um noch auffälliger zu werden. Ab Anfang April verbessert sich die Morgensichtbarkeit, wenn der Komet im Nordosten steht. Gesehen werden kann er zunächst nach der bürgerlichen Dämmerung und ist abends leicht in Richtung West-Nordwest auszumachen. In der Karte habe ich seinen Weg eingezeichnet :
Der Weg des Kometen vom 25. März bis 24. April 2002, wie er in den Abendstunden ab etwa 20.00Uhr MEZ beobachtet werden kann. Die beste Orientierung ist die Cassiopeia, besser als Himmels-W bekannt. Der Komet beschreibt keine Linie, wie hier zu sehen, die Positionen sind lediglich recht genau und zur Orientierung ausreichend.
Grafik erstellt mit CyberSky
Besondere Passagen des Kometen im April, die fotografisch interessant sind:
31.03.02: IZ steht neben Beta Andromeda (Mirach) und NGC404 in nur 0,5° Abstand, Kometenhelligkeit ca.+4,3mag
05.04.02: IZ bei der Andromeda-Galaxie in nur 2,5° Abstand!
09.04.02: IZ bei NGC 147 und genau unterhalb von Schedir.
14.04.02: IZ bei NGC7789 in ca. 3° Abstand
21.04.02: IZ tritt in das Sternbild Kepheus ein, Kometenhelligkeit ca. +5,3mag
Beobachtungs-Tagebuch März/April 2002
Achtung, aktuellster Bericht obenstehend.
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Sonntag, 21. April, 21.50 Uhr
Nachdem ich mir die fünf Planeten am abendlichen Himmel genüsslich angesehen habe, ist ein Besuch mit dem Bino bei Ikeya-Zhang Pflicht. Das die Glanzzeiten des Schweifsternes allmählich vorbei sind, habe ich schon im letzten Bericht erwähnt. Doch die Höhe, die IZ jetzt erreicht, hätte ich mir zum Monatsanfang gewünscht. Nun sind die Beobachtungs-und Fotografiermöglichkeiten so unvergleichlich gut, da entfernt sich der Komet immer mehr von der Sonne. Der Kern mit der Koma sieht wie ein breiter Klecks aus, der zum Rand hin diffuser erscheint. Der Staubschweif ist schwer auszumachen.
Zu Versuchszwecken habe ich Aufnahmen mit stehender Kamera, 200 mm Brennweite auf 800 ASA-Bilderfilm bei 15-Sekunden Belichtungsdauer angefertigt. Ich bin gespannt, ob sich der Komet darauf abzeichnet. in wenigen Tagen werde ich es wissen...
Nachtrag : Die Belichtungszeit war infolge der fehlenden Nachführung zu gering, um IZ nachzuweisen.
Samstag, 20. April, 22.30 Uhr
Einmal muss auch das toleranteste Hochdruckgebiet aus Deutschland verdrängt sein, und so liegen wieder einmal 10 Tage mit verregnetem oder stark bewölktem Wetter hinter uns. Auch die vorerst letzte Saturnbedeckung fiel Regenschauern zum Opfer. Viel Zeit, in der sich unser Lieblings-Komet ein gewaltiges Stück fortbewegt hat.
Und wie ich feststelle, ist wohl die prächtigste Zeit von Ikeya-Zhang vorbei. Im 10x50 Fernglas freue ich mich zuerst, dass der Komet hoch über dem Horizont steht. Doch er entfernt sich weiter und weiter von der Sonne. Der einst prächtige Schweif ist weitgehend weg, doch die Koma um den Kern ist gut auszumachen. Es scheint mir, als sei die Koma etwas grossflächiger geworden. Der Eintritt in das Sternbild Kepheus ist gerade in diesen Stunden vollzogen. Und so ist IZ nahe bei Delta Cephei, einem veränderlichen Stern auszumachen. Nicht wirklich weit entfernt ist der im Fernglas schon auffällige Nebel IC 1396 und natürlich der rote Granatstern.
Doch die wahren Prachtzeiten von IZ scheinen langsam vorbei zu sein, der Staubschweif ist nur noch ein Objekt für das Teleskop. Doch natürlich verfolge ich den Komet, soweit möglich.
Dienstag, 09. April
Die Abendsichtbarkeit von Ikeya-Zhang verbessert sich allmählich wieder, weil der Komet an Höhe über dem Horizont gewinnt. Dem entgegen wirkt zwar die immer später endende Dämmerungsphase, doch IZ bewegt sich schnell weiter über den Horizont. Der Komet ist nun unterhalb von Schedir in der Kassiopeia vorbeigewandert und ist auf dem Weg ins Sternbild Kepheus.
Heute abend wieder ein wunderbares Seeing nach einem scheinbar unendlich gültigem Hochdruckgebiet. Der Kern hat eine auffällige Ausdehnung und wirkt leicht türkis. Der Schweif scheint sich zurückzubilden.
Montag, 08. April 2002
Nach getaner Arbeit ist es bei weiterhin klarem Himmel natürlich Pflicht, nochmals nach IZ zu schauen. Die Himmelstransparenz ist unglaublich, denn selbst die Sterne in Horizontnähe erscheinen heute deutlicher als sonst.
Um 22.00 Uhr MESZ ist Ikeya-Zhang im Bino ein wahrer Augenschmaus. Deutlicher als an den Vorabenden ist der Gasschweif zu sehen. Der Kern erscheint mir optisch grösser als am Samstag. Doch es ist sicher eine Täuschung wegen der besonders klaren Sicht. Je mehr ich IZ betrachte, umso länger will das Auge den Staubschweif in die Länge ziehen. Die Farbe des Kerns würde ich als leicht türkis bezeichnen. Zum ersten Mal ist es mir etwas bewusster auf der 500mm-Aufnahme des Kometen aufgefallen, die auch auf der Bilderseite abrufbar ist. Die kühlen 3°C bemerkt man nicht so sehr.
Das Hochdruckgebiet in Deutschland wird kräftigst von Süden und Osten in die Zange genommen. Die dortigen Tiefs bringen in den Grenzgebieten zwar Wolken, doch das Saarland bleibt indes verschont. Ha!
Freitagabend, 05. April 2002, 21.00 Uhr + Samstagmorgen, 06. April 2002, 3-6 Uhr MESZ
Eigene Beobachtungsinstrumente : Meade 4" Refraktor auf Gemini-10-Montierung zur Nachführung auf 3-Bein-Stahlstativ, M42-Kamera mit Brennweiten von 50-200mm und Auslösung per Draht. Im Wechsel Canon EOS 50 mit 500mm-Russentonne und IR-Auslösung mit Spiegelvorauslösung. 800 ASA Fuji Superia-Bilderfilm.
Manfreds Beobachtungsinstrumente : Selbstgebauter, leichtgängiger "Astrofrust", also Holzvorrichtung zum Handnachführen mit Polsucher und Kugelkopf-Halterung für M42-Kamera Objektiven bis 135mm. Belichtungen bis 10 Minuten möglich. 400-ASA-Kodak-Diafilm.
Mit Manfred Haberstroh fahre ich in Eppelborn auf den Hirschberg an einen unserer Spechtelplätze. Heute abend ist der Ostwind besonders stark und störend. Von der Kälte einmal ganz abgesehen. Die Beobachtung auf freiem Feld ist nicht möglich, und deshalb machen wir uns eine Senke mit einem kleinen Wäldchen im Rücken zu nutze. Die Bäume sind eine wirkungsvolle Barriere in östlicher Richtung und fangen die Windböen fast vollständig auf. Das leicht ansteigende Gelände blendet Fremdlicht gut aus, und die Sicht ist von Südwest über Norden bis Nordosten frei. Die Ekliptik in Richtung der untergegangenen Sonne zeigt Jupiter, Saturn, Mars und eine Venus, deren Abstand zum Zentralgestirn immer grösser wird. Sie steht schon einige Grade über den dunstigen Horizontschichten und verbessert ihre Sichtbarkeit schnell von Tag zu Tag.
Wie schon an den letzten Abenden ist Ikeya-Zhang zwar zu erkennen, aber ein richtig tolles Abendhimmel-Objekt ist er nicht mehr. Nach ein paar Aufnahmen ist klar, dass die Abendbeobachtung des Kometen schon einen sehr dunklen Himmel für längere Belichtungen im Horizontbereich erfordern würde. Den haben wir aber hier nicht. Und deshalb sind Blendenwerte um etwa 8 oder 11 schon die Obergrenze bei 3-Minuten-Belichtungen.
Andromeda ist im Bino äusserst schwierig bei IZ auszumachen und wird sich nur auf den Bildern zeigen.
So entscheiden wir, die Nacht hier zu bleiben und die Morgensichtbarkeit abzuwarten. Wenn alles klappt, so wird IZ in den Morgenstunden genau an den Baumwipfeln des Wäldchens vorbeiziehen. Nach ein paar Spaziergängen über den Himmel mit dem Fernglas mache ich meinen PKW zur Schlafstätte, den der Samstag ist, wie so oft, ein Arbeitstag für mich. Ein wenig Ruhe tut da im Vorfeld Not! Eine Mohrrübe und ein paar Ferero Rocher fallen meinem Hunger zum Opfer. Der Wind pfeift laut bei 3°C.
In den Stunden zwischen 3 und 4 Uhr MESZ heben sich die Sternbilder um die Cassiopeia allmählich wieder, und mit ihnen Ikeya-Zhang. Endlich ist es soweit, das Warten hat sich gelohnt. Der prächtige Schweif zeigt sich gegen 4.45 Uhr MESZ klar und lang im Fernglas. Jetzt sehe ich ihn mit blossem Auge, und zwar am besten durch indirektes Hinschauen. IZ zieht tatsächlich knapp an den Tannen vorbei und bleibt in unserem Sichtfeld. Einfach malerisch im Fernglas. Eigentlich schade, dass ich während der Aufnahmen nur den Stern im Fadenkreuzokular beobachten muss. Viel lieber wäre mir der Komet.
Der Wind hat sich gelegt und das Thermometer zeigt 5°C. So entstehen nach und nach diese Bilder. Die um 5.25 Uhr einsetzende Dämmerung beendet die geniale Morgensichtung von Ikeya-Zhang. Es ist Zeit, die Zelte abzubrechen. Hochzufrieden baue ich die Geräte ab und fahre gegen 6.30 Uhr nach Hause. Vor mir liegt ein Arbeitstag mit 7 Stunden...Ein Bett wäre mir lieber!
Dank des Minilabs auf der Arbeitsstelle kann ich die Filme der letzten Stunden gleich entwickeln und begutachten. Zwar kann das Lab die 500mm Aufnahmen nicht erkennen, aber das Negativ sieht grundsolide aus. Mit Murren bringt der Negativscanner zuhause das erste Bild auf den Monitor.
Freitagmorgen, 05. April 2002, 03.00 Uhr - IKEYA NONSTOP-TOUR
Wie geplant, fängt der Tag um 3 Uhr früh zu meiner ersten Morgensichtung von Ikeya-Zhang und vielleicht auch Utsu an. Die Durchsicht ist prima und die Luftfeuchte hält sich in Grenzen. Das Himmels-W steht gerade vor mir. IZ ist auch zu sehen, aber noch arg vom Dunst des Horizonts verschleiert. Aber das ändert sich sehr schnell. Um 4.00 Uhr gewinnt IZ gut an Höhe und es ist deutlich zu erkennen, dass die Morgensichtbarkeit besser ist als an den Abenden. Aufgrund der Lageänderung nach Nordosten zeigt der Kometenschweif in die 11-Uhr-Position. Gegen 4.30 mache ich Aufnahmen mit stehender Kamera auf einen Fuji Superia 1600 Negativfilm. Belichtungen von 30 Sekunden bis 2 Minuten sind dabei, mit verschiedenen Blendenwerten und Brennweiten von 50-200 mm.
Um 5.00 Uhr steht IZ in geschätzten 25° Höhe und ist gut mit dem blossen Auge zu sehen. Ein toller Anblick, zumal die Morgendämmerung noch nicht eingesetzt hat. Im 10x50 Bino ist der Kometenschweif hell und lang zu sehen; seine Länge füllt fast das Gesichtsfeld. Direkt daneben die Andromeda-Galaxie und weiter links Mu37. Den Morgenkometen Utsumomyia habe ich jedoch noch nicht zweifelsfrei identifiziert.
Somit ist klar, dass die Abendsichtbarkeit von IZ künftig bescheidener ausfällt. Das werde ich heute abend nochmal genau prüfen, wenn ich mit Manfred Haberstroh zusammen auf Spechteltour gehe, um nachgeführte Aufnahmen von IZ und Andromeda zu machen. Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten Jahren ein Himmelsobjekt so kontinuierlich verfolgen zu können, ist doch das nächste Tief normalerweise nicht weit.
Donnerstag, 04. April 2002
Während sich die Venus heute abend ein wenig durch intensive Schleierwolken am Horizont hindurchmogeln muss, zeigt sich unser Vorzeige-Komet um 22.00 Uhr MESZ ohne himmlische Einschränkungen. IZ ist in direkter Umgebung der Andromeda-Galaxie und steht nun rechts oberhalb von Mu37. Sein Weg geht weiter durch ein recht sternenarmes Gebiet innerhalb Andromeda. Bis zum Eintritt in's Sternbild Kepheus dauert es noch einige Tage.
Mir scheint, die Helligkeit des Kometen lässt allmählich etwas nach und dürfte heute bei ca. 4,3mag liegen. Es könnte aber auch durchaus am Dunst liegen. Der Schweif zeigt eindeutig in die 2-Uhr-Position. Meine Aufsuchhilfe ist nach wie vor Mirach, der rot und deutlich funkelt. Für morgen früh plane ich die erste Morgenbeobachtung mit Fotografie von IZ, der seit gestern nicht mehr unter die Horizontlinie sinkt. Das heisst um 3 Uhr früh aufstehen...gähn! Ikeya's Kollege namens Utsunomyia sollte sich im rechten Grenzbereich von Andromeda aufhalten, und zwar zwischen Scheat( rot) und Markab (weiss). Vielleicht gelingt mir die Sichtung. Ich werde eine bald eine Karte mit dem Bahnverlauf von C/2002 F1auf einer neuen Seite veröffentlichen.
Mittwoch, 03. April 2002
Trotz eines weiteren, wolkenlosen Tages sind die abendlichen Beobachtungsbedingungen von IZ nicht so günstig. Dunst erschwert die Beobachtung etwas, kalter Ostwind, der um das Hochdruckgebiet in Deutschland pfeifft, lässt die Temperaturen auf 5° C absinken. Der Schweif des Kometen neigt sich weiter nach rechts und scheint die 2-Uhr-Position erreicht zu haben. Aber die Durchsicht ist nicht so toll wie in den Vortagen. IZ steht heute abend etwas links von Mu37, während Mirach im 10x50-Bino nicht mehr zusammen mit dem Kometen zu sehen ist. M31, die Andromeda-Galaxie, kann ich nur erahnen. Seit heute ist IZ zirkumpolar, d.h. er sinkt nicht mehr unter die Horizontlinie. Die Sichtbarkeit in den Morgenstunden verbessert sich jetzt.
Die ersten Dias des Kometen sind heute aus dem Labor zurückgekommen, und ich bin mit der ersten Ausbeute recht zufrieden. Die Aufnahmen mit 50mm und 135 mm zeigen schöne Aufnahmen von Ikeya-Zhang mit M31 und dem Horizont. Sehr schön! Sobald Papierabzüge vorhanden sind, werde ich sie hier veröffentlichen.
Dienstag, 02. April 2002
Die Beständigkeit des wolkenlosen Himmels ist schon fast fast beängstigend. Mit 21°C Tagestemperaturen geht wieder ein sonniger Tag zu Ende, und ich lauere wieder auf den Star des Abends. Heute aber nur mit dem Bino bewaffnet. Gegen 20.30 starte ich die Beobachtung, Ikeya-Zhang hebt sich einigermassen gegen den noch zu hellen Himmel ab.
Nach 21.00 Uhr ist der lange und helle Schweif ein Genuss im 10x50 Fernglas. Von Mirach ist IZ deutlich entfernt, nun steht er oberhalb und etwas rechts von Mu Andromeda. Wenn ich den Kometen in den linken Teil des Bildfeldes rücke, erscheint rechts schon der Andromeda-Nebel! Ein wunderbarer Anblick. Beide Highlights sind also bereits jetzt auf einen Blick erfassbar, und am 5. April ist dann das Treffen von M31 in nur 2.5° Abstand.
Mir fällt auf, dass der Schweif seine Ausrichtung weiter nach rechts verändert; er liegt nun etwa in der 1-Uhr-Position. Mit schönen, optischen Eindrücken vom Beobachtungsabend hoffe ich auf das gleiche Wetter wie jetzt für den grossen Showdown am 5. April...
Ostermontag, 01. April 2002
Ein Tag voller Sonnenschein kündigt sein Ende mit dem Auftauchen der Venus an. Mittlerweile sind die Uhren auf MESZ umgestellt, die Beobachtung startet also erst gegen 20:30 Uhr. Ich bleibe in der Nähe des Hauses auf einer Wiese. Wieder ist der Refraktor dabei, wieder mache in Aufnahmen mit 50mm, 135mm und 500 mm Brennweite mit Ziel Ikeya-Zhang. Der erste Blick im 10x50 Fernglas zum Komet ist wieder genial. Fast kommt es mir so vor, als sei der Schweif heute etwas länger als vorgestern geworden. Ausserdem neigt er sich weiter nach rechts. Die schnelle Wanderung des Kometen ist imposant, IZ hat Mirach schon überholt und steht nun leicht rechts oberhalb von ihm. Mirach ist eine gute Aufsuchehilfe und Orientierung.
Der Komet ist recht gut freisichtig, wenn man weiss, wo er steht. Die Ausdehnung der Koma ist auffällig. Obwohl die Luftfeuchte wieder sehr hoch liegt, ist das Beobachten heute abend eine Freude. Nach den Aufnahmen von Ikeya-Zhang mit Bäumen im Vordergrund nehme ich mir Jupiter und Saturn im 12,5 mm Okular vor. Bei 80-facher Vergrösserung erkenne ich heute ausserordentlich viele Details auf der Jupiterscheibe; da sind Strukturen zwischen den Hauptbändern zu erkennen. Klarer wie sonst heute die Cassini-Teilung beim Saturn. In den Momenten ohne Luftunruhe ist die Trennung im Ring klar zu sehen. Der Planet strebt zum Horizont. Ich beende hochzufrieden die Beobachtung um 23.00 Uhr MESZ.
Karfreitag, 29. März 2002
Heute abend ist ein Heimspiel angesagt: Spechteln auf dem heimischen Balkon. Das Wetter ist weiterhin stabil und beobachtungstauglich. Heute geht der abnehmende Mond erst gegen 21.00 Uhr auf, und tatsächlich klappt es: Nahe Mirach kann ich Ikeya-Zhang mit blossem Auge erkennen! Trotz der Strassenlichter kann ich den Komet als sternenähnliches Objekt ausmachen. Der Meade-Refraktor steht bereit, und ich mache ähnliche Aufnahmen wie am Vortag. Ich frage mich, in wie weit die Videokamera im Nightshot-Modus etwas zeigen kann. Und tatsächlich: Nicht sensationell, aber immerhin ein erfassbares Objekt im Sucher der Kamera :
Sony-Videokamera CCD-TR57: Ikeya-Zhang als Lichtklecks nachweisbar
Trotzdem ist der Anblick im Fernglas immer noch am reizvollsten. Auch der Rest der Familie überzeugt sich von Ikeya-Zhang und ist begeistert. Um 22.00 Uhr ist der Komet immer noch in der kräftigen Smogwand am Horizont zu erkennen, und um 23.00 Uhr beende ich den Tag.
Gründonnerstag, 28. März 2002
Wie geplant, treffe ich Manfred am Abend. Wir fahren gemeinsam nach Tünsdorf bei Merzig zu einem Spechtelplatz, den Manfred schon früher erkundet hat. Die Sicht ist fast rundum frei, bis auf wenige Bäume in nördlicher Richtung. Und das ist gut so, denn diese Bäume halten die gelegentlich aufkommenden Windböen gut ab. Auf einer Wiese stellen wir unsere Geräte auf.
Geräte : Meade-Refraktor 4" als Leitrohr, darauf eine Praktika MTL5 mit Objektiven von 50-135mm Brennweite
Vorgehensweise : Belichtungszeiten bis 2 Minuten nachgeführt, auf Kodak Elitechrome 400
Manfred verwendet ein neues Spechtelrohr, und zwar einen russischen Alter 500 mit 1300 mm Brennweite. Er macht Aufnahmen mit stehender Kamera. Während des Aufbauens strahlt uns der kugelrunde Vollmond in den Rücken, während die Venus über dem Abendrot ein Loch in den Himmel zu brennen scheint. Schnell auf Mirach mit dem Bino geschaut, und Ikeya-Zhang ist gefunden. Er hat sich schon deutlich an Mirach herangepirscht. Und er erscheint mir noch heller als am Vortag. Sehr schön. Also auf ihn ohne Gebrüll mit dem Okular. Und im 12,5 mm Fadenkreuz ist da schon ein fast formatfüllender Kern vor meinem Auge! Ich peile Mirach an, um ihn als Leitstern zum Nachführen zu benutzen. Es folgen Aufnahmen mit 1-2 Minuten Belichtungen und Nachführung, sowie mit verschiedenen Brennweiten. Dann noch die Paradeobjekte Jupiter und Saturn. Der Pizza-Mond Io scheint gerade seine Mondfinsternis hinter der Jupiterscheibe durchlaufen zu haben, steht er doch dicht am dicken Mutterplaneten.
Doch Ikeya-Zhang kann sich freisichtig noch immer nicht gegen das Mondlich durchsetzen, ohne Fernglas ist es sehr schwer, ihn ausfindig zu machen. Bei 70% Luftfeuchte und 3°C ausserhalb des Gasheizers beenden wir gegen 22.30 die Tour.
Mittwoch, 27. März 2002
Meine nächste Beobachtung erfolgt erst Ende März nach Wochen mit Dauerregen und viel Arbeit. Um 19.45 Uhr MESZ gehe ich mit dem 10x50 Bino auf den Feldern von Eppelborn auf die Suche. Ein wolkenloser Sonnentag ist zu Ende, und zwar mit kühlen 3° C. Der noch nicht ganz volle Mond strahlt von Osten wie ein Stadion-Scheinwerfer über die ruhige Landschaft. Ich nehme den Wagen zu Hilfe, um mich mit dem Fernglas auf das Dach zu stützen. Schedir ist wieder Ausgangspunkt der Suche. Beta Andromeda oder auch Mirach genannt, kommt ins Blickfeld. Das ist ein auffallend roter und freisichtiger Stern. Hellere Objekte sind keine in dieser Himmelsgegend auszumachen. Und dann links unterhalb das Objekt der Begierde!
Ikeya-Zhang mittig im Bino. Was für ein Unterschied im Vergleich zur ersten Erspähung. Und endlich etwas Zeit, den Kometen zu studieren. Deutlich hebt er sich durch den vom Mondlicht aufgehellten Himmel ab. Der Staub-Schweif des Kometen zeigt nur auf den ersten Blick ziemlich gerade nach oben. Er ist gering nach rechts geneigt und gut erkennbar. Die Koma, bzw. auch der Kopf des Kometen zeigt eine deutlich erkennbare Ausdehnung rund um den Kern. Im Prinzip nur ein Lichtklecks, aber das wäre ästhetisch wesentlich untertrieben. Ein fantastischer Anblick, eine zartweisse Erscheinung mit grosser Ausdehnung. Ein stummer Zeuge grosser Erlebnisse im Sonnensystem. Klar ist aber auch, dass der Komet zumindest jetzt freisichtig auffällt. Mirach kann sich gegen die Mondhelligkeit noch durchsetzen, was dem Komet noch nicht gelingt.
Dieser Abend gilt nur der visuellen Beobachtung, denn für Aufnahmen des Kometen ist die Zeit zu knapp. Grob gesagt, bleiben derzeit 2 Stunden am Abendhimmel zum Fotografieren. Weil die Wetterfrösche über die Ostertage klares Wetter prognostizieren, ist morgen natürlich der Tag der Aufnahmetechnik. Noch am Abend verabrede ich mich mit Manfred Haberstroh zum Fotografieren in der Nähe von Luxemburg.
Sonntag, 17. März 2002
Mir ist der Komet zum ersten Mal am 17. März 2002 im 10x50-Fernglas aufgefallen. Leider erschweren Schleierwolken die Beobachtung, doch es ist das erste persönliche Erspähen des Kometen. Ich habe mich auf einen Hügel gestellt und als Anhaltspunkt die Suche am Stern Alpha Cassiopeia mit Namen Schedir begonnen. Verlängert man von diesem Stern ausgehend das Himmels-W in gleicher Lage nach links zum Horizont, soll man in der Gegend des Kometen landen. Und das funktioniert tatsächlich! Ein Lichtfleck, der ganz bestimmt nicht die Andromeda-Galaxie war, erhebt sich minimal gegen die immense Schleierwand. Birkner-Ikeya-Zhang ist also lokalisiert!