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Im Kloster des ewigen Windes

Status: Seit 2001 leer stehende, ehemalige Klosteranlage mit anliegenden Gebäuden.

Teilsanierung vorgesehen - keine Entscheidung getroffen

 Schäden durch Witterungseinflüsse 5/5 Vandalismus 3/5 Spannung 5/5 Gesamterlebnis 4/5 (must-see!)

Meine Urbexbewertung:1= Zustand überhaupt nicht ausgeprägt, 5= Zustand ausgesprochen ausgeprägt


 

Über das Objekt:

Mitten im Ort, nahe der großen Stadt, liegt hinter einem Parkplatz ein nahezu märchenhaftes Gemäuer. Es handelt sich um ein im Jugendstil erbautes Kloster, dessen Ursprung des ältesten Teils auf das Jahr 1868 zurück geht. Es blickt auf eine belebte und aktive Vergangenheit zurück - leider jedoch in eine eher düstere Zukunft. Der eigentliche Klosterbetrieb wurde mit dem Abzug seiner weiblichen Bewohner im Jahre 1984 eingestellt. Zuletzt bewohnten Aussiedler das Haus bis 2001. In Spitzenzeiten lebten hier mithin 300 Personen.

Heute ist es sehr ruhig an diesem Ort geworden. Man könnte das Kloster trotz seiner Größe fast verfehlen,  wenn man den Standort nicht wüsste. Dabei ist es äußerst bedauerlich, dass sich die Natur dieses idyllische Gebäude mehr und mehr zurück holt. Es wird dringend ein Investor gesucht um dem endgültigen Verfall Einhalt zu gebieten. Das Gebäude verfügt über 3 Stockwerke und einen ausgebauten Dachstuhl.

Ein Geisterschloss?

Die Begehungs-Genehmigung erhielt ich schon in 11/2012 vom zuständigen Bürgermeister des Ortes, dem die Erhaltung der Anlage eine wichtige Angelegenheit ist. Und so machte ich mich am 20. Februar 2013 gemeinsam mit Manfred Haberstroh auf den Weg. Wir gelangten zunächst über einen Trampelpfad zum rückwärtigen Teil des einstigen Klostergartens. Die Szenerie glich einem Horrorfilm: Der typische Wildwuchs, wie er in Jahren mangelnder Pflege zu erwarten war, verlieh diesen Lost Place unweigerlich etwas geisterhaftes, ja fast surreales. Über eine üppig bewachsene Treppe gelangten wir in den Kloster-Hof und verschafften uns erst einmal einen Überblick.

Tag der offenen Tür

Der Zugang zu den im wesentlichen aus 3 Teilen bestehenden Gebäudetrakten war sehr einfach, denn alle Türen standen offen. Das muss wohl nicht immer so gewesen sein, denn die untersten Fensterreihen waren mit Brettern vernagelt. Schon von außen erkannten wir den leidenden Charakter dieser Mauern ohne Zweifel. Fast keine Scheibe blieb heil, die Zuverlässigkeit der Vandalen ist leider immer gewiss an diesen Orten. Der Boden war von Glassplittern nur so übersät.

Im Windkanal

Durchzug in ungenutzten Gebäuden ist für mich nichts neues. Doch hier machte sich das Fehlen so gut wie aller Scheiben in Form eines massiven Kamin-Effekts bemerkbar. Es zog sprichwörtlich überall wie Hechtsuppe, und dies, obwohl prinzipiell Windstille an diesem Wintertag herrschte. Ich entdeckte "vertapezierte" Zeitungen aus den frühen Siebziger Jahren. Sie hingen von den Wänden und zeigten mir wohl bekannte Werbungen von Unternehmen, die es längst nicht mehr gibt. Wasser und Feuchtigkeit durchdrang auch die letzte Ritze aller Zimmer. An manchen Wänden war der Prozess der Schimmelbildung bereits vollständig abgeschlossen: Bakterien hatten den Putz vollständig zersetzt und es verblieb nur noch die nackte Sandstein-Wand! Was mir ebenso auffiel war wieder dieses Phänomen, dass sich die Temperaturen im Gebäude deutlich kälter als im Freien anfühlten. Die Wände strahlen die Kälte regelrecht ab. An dieser Stelle muss ich den Begriff des Haus-Kühl-Faktors einführen!

Wir mussten uns mit Vorsicht bewegen. Vielerorts gab es Löcher in den Böden, Teile von Decken fielen bereits herab. Die Holzfußböden wellten sich stellenweise so sehr dass wir in manchen Zimmern glaubten, auf Kugeln zu laufen. Eine wirklich extrem leidende Immobilie. Die Zerstörung war immer gegenwärtig. Möbel verblieben kaum, außer hier und da konnte man noch für fotografische Zwecke Tische und Stühle finden. Der interessanteste Teil, die Kapelle, war jedoch von beiden Etagen her verschlossen. Durch ein kleines Loch in der Wand gelang mir jedoch der Blick hinein. Es war der einzige Raum, in dem die Glasscheiben heil geblieben waren. Die Etagen glichen sich, doch die Schäden waren mannigfaltig. Wir hatten zunächst Glück, denn wie der Wetterbericht zuvor meldete, gab es in den ersten 3 Stunden unserer Exkursion Sonne - eine Grundvoraussetzung um dieser Location ihre ganze, marode Pracht zu entlocken.

Regelmäßig zuckte ich zusammen, wenn während meiner Aufnahmen irgendwo eine Tür vom Wind zuschlug oder das Quietschen der Türscharniere direkt aus der Hölle zu kommen schien. Sehr gruselig, aber unglaublich spannend. Zu meiner Überraschung fanden wir sogar den Haupteingang unverschlossen vor. Das Haus ist auch Ziel zahlreicher Geocacher. Wir waren jedoch während unseres Aufenthaltes stets alleine - glaube ich zumindest.

Nachdem der Himmel ganz zuzog machten weitere Aufnahmen keinen Sinn und wir verließen den Ort, wie wir ihn betreten hatten: Über die zugewucherte Treppe, dem Trampelpfad entlang zum Parkplatz...

 

 

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